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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ohren gespitzt hatte, dass sie sich ihr Teil dachte. Ihm war das nur Recht. Vielleicht hatte sie ihm oder Sherlock ja noch was zu erzählen, wenn dieses nette kleine Abendessen vorbei war. »Lily kann, wenn sie will, eins, zwei oder auch alle Bilder verkaufen. Sie sind pro Stück eine Million Dollar wert, vielleicht auch mehr.«
    Tennyson war bass erstaunt. »Das … das war mir überhaupt nicht klar«, stammelte er, und es klang fast ein wenig panisch.
    »Auch das kann ich mir nur schwer vorstellen«, meinte Lily dazu. »Du bist kein Dummkopf, Tennyson. Ganz bestimmt hat dir Mr. Monk erzählt, was sie wert sind. Als du rausfandest, dass ich Sarah Elliotts Enkelin bin, wäre es ein Leichtes für dich gewesen, herauszufinden, dass sie die Bilder mir vermacht hat. Für dich war ich nur ein Mittel, um an diese Bilder ranzukommen. Ich kann mir vorstellen, wie du dir die Hände gerieben haben musst. In meinem Testament habe ich alles Beth vermacht, dazu hast du mich ja gedrängt, Tennyson, wenn du dich noch erinnerst, und dich habe ich zum Erbschaftsverwalter ernannt.«
    »Und wie’s der Zufall will«, warf Savich ein, »ist Beth vor Lily verstorben. Wer erbt nun?«
    »Tennyson. Mein Mann.« Mit fast erstickter Stimme fuhr sie kurz darauf fort: »Und ich hab’s dir so leicht gemacht. Was war los? Geldschwierigkeiten? Du musstest mich so schnell wie möglich aus dem Weg räumen?«
    Tennyson stand nun wirklich kurz davor, die Fassung zu verlieren. »Nein, nein, so hör doch. Für mich waren es einfach nur die Bilder deiner Großmutter, mehr nicht. Wertvolle Kunstwerke, um die man sich gut kümmern muss, ganz besonders, nachdem du so krank wurdest. Also gut, ja, ich war bereit, diese Aufgabe für dich zu übernehmen. Bitte, Lily, glaub mir. Als du mir erzählt hast, dass sie deine Großmutter war, war ich sehr überrascht und erfreut für dich. Dann habe ich einfach nicht weiter daran gedacht. Lily, ich habe dich nicht wegen der Bilder deiner Großmutter geheiratet, ich schwör’s. Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe, weil ich Beth liebte. Das ist alles. Mein Vater – nein, ich kann nicht glauben, dass da etwas ist, unmöglich. Du musst mir einfach glauben.«
    »Tennyson«, sagte Lily leise, sanft, »weißt du, dass ich noch nie in meinem Leben Depressionen hatte, erst nachdem ich dich geheiratet habe?«
    »Verdammt, vor Beths Tod hattest du doch überhaupt keinen Grund, depressiv zu sein.«
    »Nun, vielleicht doch. Habe ich dir nicht ein bisschen was über meinen ersten Mann erzählt?«
    »Ja, das war schrecklich, aber du hast es überlebt. Lily, das war was ganz anderes als das mit Beth, dieser sinnlose Tod. Es ist nur natürlich, dass du von Kummer überwältigt, von schlimmen Depressionen geschüttelt wurdest.«
    »Selbst noch nach sieben Monaten?«
    »Der Verstand ist ein seltsames, unberechenbares Instrument. Er verhält sich nicht immer so, wie wir es gern hätten. Ich habe zu Gott gebetet, wieder und wieder, dass du ganz gesund wirst. Es stimmt, dass es lange gedauert hat, Lily, aber jetzt wird wieder alles gut. Ich weiß es.«
    »Ja«, sagte sie langsam und schob behutsam ihren Stuhl zurück. »Ja, jetzt wird wieder alles gut, ich werde wieder gesund.« Sie spürte das Ziehen der Fäden in ihrer frisch operierten Wunde und hätte sich am liebsten ein wenig vorgebeugt, doch das gestattete sie sich nicht. »Ja, Tennyson«, sagte sie, »ich habe die Absicht, wieder ganz gesund zu werden«.
    Sie stützte sich mit den Handflächen auf den Tisch. »Und ich werde Beth immer lieben, werde bis zu meinem Tod um sie trauern, aber ich werde das durchstehen, ich werde damit fertig werden. Ich werde es ertragen. Ich werde beten, dass es mit der Zeit besser wird, weniger schmerzhaft, dass ich nicht wieder in dieses schwarze Loch falle. Ich werde mich dem Leben stellen, und ich werde mich wieder in den Griff kriegen. Ja, Tennyson, das werde ich, denn weißt du was? Ich verlasse dich. Noch heute Abend.«
    Er schoss so plötzlich hoch, dass sein Stuhl umkippte und krachend auf dem Boden aufschlug. »Nein, verflucht noch mal, du kannst nicht gehen … nein, Lily! Es ist dein Bruder. Ich wünschte, mein Vater hätte ihn nicht angerufen; ich wünschte, Savich wäre nicht hergekommen und hätte alles ruiniert. Er hat deinen Kopf mit Lügen voll gestopft. Er hat dich gegen mich aufgehetzt. Er hat keinerlei Beweise, frag ihn doch. Nichts von alledem ist wahr. Bitte, Lily, verlass mich nicht.«
    »Tennyson«, sagte Lily leise

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