Wer nie die Wahrheit sagt
berührte seinen Arm. »Nicht doch, Mr. Monk, ich bin überzeugt, Sie machen Ihre Aufgabe ausgezeichnet. Es ist nur so, dass ich umziehe. Und wo ich hinziehe, kommen auch die Bilder hin.«
»Aber in Washington brauchen sie doch nicht noch mehr Kunstwerke! Dort gibt es doch schon so viele Kostbarkeiten, dass man förmlich in ihnen ertrinkt. Die stapeln sich doch schon in den Kellern, und keiner kriegt sie zu sehen. Die brauchen nicht noch mehr!«
»Tut mir aufrichtig Leid, Mr. Monk.«
Seine unglaublichen schwarzen Augen funkelten. »Also gut, Mrs. Frasier, aber es scheint offensichtlich zu sein, dass Sie diese Sache noch nicht mit Dr. Frasier abgestimmt haben. Es tut mir Leid, aber ich darf Ihnen die Bilder nicht aushändigen. Dr. Frasier ist ihr Verwalter.«
»Was soll das denn heißen? Sie wissen doch ganz genau, dass die Bilder mir gehören!«
»Ja, sicher, aber die Entscheidungen wurden allesamt von Dr. Frasier getroffen, er hat sich um jede Einzelheit gekümmert. Außerdem ist allgemein bekannt, Mrs. Frasier, dass es Ihnen seit einiger Zeit nicht sehr gut geht …«
»Lily, was machst du denn hier? Du gehörst ins Bett!«
Dillon und Sherlock waren unversehens hinter Mr. Monk aufgetaucht, und keiner von beiden sah erfreut aus.
Sie lächelte und sagte nur: »Ich bin hier, um Mr. Monk mitzuteilen, dass ich meine Bilder mitzunehmen gedenke, wenn ich hier weggehe, sogar bis ganz nach Washington. Leider hält mich mittlerweile jeder für nicht ganz zurechnungsfähig, sagt er, und außerdem sei Dr. Frasier für alles zuständig, was mit den Bildern zusammenhängt – also gedenkt Mr. Monk nicht, sie herauszurücken.«
»Mrs. Frasier, so habe ich das nicht gemeint …«
Savich tippte ihm auf die Schulter, und als Mr. Monk sich vollkommen verwirrt umdrehte, sagte er: »Sie wollen die Bilder nicht an meine Schwester herausgeben? Würden Sie uns das bitte erklären, Mr. Monk? Ich bin Dillon Savich, Mrs. Frasiers Bruder, und das ist meine Frau. Also, was soll das?«
Mr. Monk wirkte mittlerweile geradezu verzweifelt. Er wich einen Schritt zurück. »Sie verstehen nicht. Mrs. Frasier ist geistig verwirrt, wie man mir sagte, und daher ist Dr. Frasier jetzt für die Bilder verantwortlich. Verständlich, da er ja ihr Mann ist. Als wir hörten, dass sie einen Unfall hatte, einen Unfall, der von ihr selbst verschuldet worden war, da gab es einige, die glaubten, sie liege im Sterben, demzufolge würde Dr. Frasier die Bilder erben, und dann würden sie für immer hier in diesem Museum bleiben.«
»Ich bin nicht tot, Mr. Monk.«
»Ja, das sehe ich, Mrs. Frasier, aber Tatsache ist, dass Sie nicht gesund genug sind, um Entscheidungen über solch teure und einmalige Gemälde treffen zu können.«
»Ich versichere Ihnen, dass Mrs. Frasier vollkommen zurechnungsfähig ist und das Recht hat, mit ihren Bildern zu tun und zu lassen, was sie will. Außer, Sie können einen anders lautenden Gerichtsbeschluss vorweisen?«
Mr. Monk sah Savich einen Moment lang völlig perplex an, dann rief er: »Ein Gerichtsbeschluss! Ja, genau so was brauchen wir jetzt.«
»Wieso?«, erkundigte sich Savich milde.
»Na ja, ein Gericht kann darüber entscheiden, ob sie in der Lage ist, Entscheidungen von solcher Tragweite zu treffen.«
Sherlock klopfte ihm sanft auf die Schulter. »Hm, hübscher Anzug. Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, Mr. Monk, da es Sie so offensichtlich aus der Fassung bringt, aber Mrs. Frasier ist Ihnen gegenüber zu gar nichts verpflichtet. Ich nehme an, Sie könnten versuchen, sie für unzurechnungsfähig zu erklären, aber schaffen würden Sie es nie und nimmer, und ich bin sicher, dass dabei ein gehöriges Rauschen durch den örtlichen Blätterwald ginge.«
»O nein, das würde mir doch nie einfallen. Was ich meinte, ist, dass wohl sicher alles seine Ordnung hat, aber Sie verstehen bestimmt, dass ich zunächst Dr. Frasier anrufen muss. Er hat sich um alles gekümmert. Ich habe mit Mrs. Frasier kein einziges Mal gesprochen in all der Zeit, da die Bilder hier sind.«
Savich holte seine Brieftasche heraus und zückte seinen Ausweis, dann sagte er: »Warum gehen wir nicht jetzt gleich in Ihr Büro und machen diesen Anruf, Mr. Monk?«
Selbstverständlich hatte Savich dem guten Kurator mit seiner FBI-Marke gedroht. Der schluckte schwer, warf Lily einen Blick zu, als würde er sie am liebsten erwürgen, und sagte dann: »Ja, selbstverständlich«.
»Gut«, erwiderte Savich. »Dann
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