Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Teilnehmer taxierte.
»Hallo August! Hat Burschi die Nacht gut überstanden?«
Der Junge sah hoch. Er nickte und biss sich angespannt auf die Lippen.
»Na klar, der ist ja sonst auch draußen. Der kennt das.«
Emma ging an der Reihe der Käfige vorbei und stellte sich dann wieder zu August. Halblaut meinte sie:
»Ich finde, dein Kaninchen sieht am besten aus. So ein schönes Fell haben die anderen nicht.«
August nickte grimmig und leistete sich ein winziges Lächeln.
»Ist ja auch ein Deutscher Großsilber.«
Emma spürte, wie sich jemand vom Zeltplatz her näherte. Sie drehte sich um und sah Schmitz vor sich stehen. Seine Fanjacke hatte er sich um die Hüften geknotet, trotz der Kälte schien er noch immer von der Hitze des Grillens zu zehren. Er sah an ihr vorbei auf den Jungen und sagte mit seiner merkwürdig hohen Fistelstimme:
»Na, August, gewinnste? An deinem Vieh ist jedenfalls das meiste dran!«
August wich kaum merklich zurück und starrte den Hooligan mit zusammengekniffenen Augen an. Er überlegte einen Moment, dann nickte er. Schmitz lachte.
»Wenn de gewinnst, dann geb ich dir 50 Euro für den.« Der Mann sah jetzt zu Emma. »Dann gibt’s nächste Woche noch’n Festessen. Kaninchenbraten!«
Emma sah aus den Augenwinkeln, dass August blass wurde. Schnell legte er eine Hand auf sein Kaninchen, das von der plötzlichen Berührung erschreckt in seiner Ecke zappelte. Emma streckte ihr Rückgrat durch und lächelte Schmitz kalt an.
»Das ist ein Zuchtkaninchen, der Braten wird Ihnen kaum schmecken.«
Der Mann hörte auf zu lächeln und trat einen Schritt näher an sie heran.
»Ich bin da nicht wählerisch, wissen Sie. Wenn ich erstmal Blut rieche.«
Emma sah aus den Augenwinkeln, dass Heike näher kam. Sie sagte schnell:
»Zuchttiere werden mit Chemikalien aufgepäppelt. Gar nicht gut für den menschlichen Organismus. Vor allem, wenn man noch einen hochkriegen will.« Emma lächelte weiter.
»Aber vielleicht ist das ja gar kein Thema für Sie.«
Schmitz zog seine Augenbrauen nach oben.
»Sie haben eine ganz schön große Klappe, Frau Reporterin.«
Emma zischte:
»Und Sie scheinen Ihre nur gegenüber kleinen Jungs aufzureißen. Macht es Ihnen Spaß, August einzuschüchtern? Glauben Sie, Sie wirken mutig, wenn er Angst um sein Kaninchen bekommt? Ich finde das armselig.«
Die Schwester trat jetzt neben August. Sie holte eine Packung Zigaretten aus ihrer Tasche und zündete sich eine an. Schmitz warf ihr einen kritischen Blick zu. Er trat an die Kiste und strich dem Kaninchen über die Ohren. Au gust erstarrte. Schmitz hörte auf, das Tier zu streicheln, und wandte sich wieder an Emma:
»Wir können keine verweichlichten Jungen gebrauchen. Wer sich für Schwache einsetzt, wird selber schwach.«
Er drehte sich zu Heike um.
»Ich füttere kein schwules Weichei mit durch.«
Die Frau starrte an ihm vorbei auf das Zelt. Sie zog heftig an ihrer Zigarette. Rocco Schmitz drehte sich um und ging zurück zum Grillplatz. August hängte sich an ihren Arm.
»Heike, du musst ihm sagen, dass er Burschi nicht…«
»Sei still!« Die Frau entzog sich heftig der Umklammerung ihres kleinen Bruders. Sie gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und zischte:
»Mach mir das nicht kaputt mit dem Rocco, haste verstanden?«
Ohne Emma anzusehen, drehte sie sich um und ging mit wiegendem Schritt in Roccos Richtung. Gekonnt schnippte sie die halbgerauchte Zigarette in die Pfützen. Rocco sah ihr entgegen. Dann drehte er sich zu seinen Freunden und sagte leise etwas. Sie lachten hämisch und sahen in die Richtung der jungen Frau. Sie blieb einen Moment unsicher stehen, dann drehte sie ab und ging schnell zurück ins Zelt.
Emma wandte sich zu August, der mechanisch sein Kaninchen streichelte und zu Schmitz hinüberstarrte. Emma strich ihm mit der Hand ganz sacht die Haare aus der Stirn.
»Pass gut auf deinen Burschi auf, ja?«
August nickte. Emma holte eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und hielt sie ihm hin.
»Guck mal, das ist mein Name und das hier meine Telefonnummer. Ich heiße Emma. Wenn was ist, kannst du mich anrufen, okay?«
August nahm die Karte und besah sie sich mit gerunzelter Stirn. Dann stopfte er sie schnell in die Tasche seines Anoraks. Emma sagte:
»Ich geh jetzt noch zum Pastor. Soll ich dir nachher helfen, deinen Burschi wieder nach Hause zu fahren?«
August sah sie an. Er zögerte.
»Ich muss noch warten, bis die ihn angekuckt haben.«
»Na klar. Dann warte ich auch noch so
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