Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
Vom Netzwerk:
Tür beließen sie es gleich bei der vertrauten Stellung und marschierten langsam in Richtung Grosgörschenstraße. Lina Hansen hatte in der Abendschau ein Bild des Mannes gesehen, der so oft bei der Lehrerin zu Besuch gekommen war und der auch ihr einmal höflich die Tür aufgehalten hatte. Ihr Mann war schon 30 Jahre tot, aber sie wusste noch, wie es sich damals angefühlt hatte, als er in der Nacht nach Luft rang, blau angelaufen. Sie hatte geweint, gestern Abend, bei Salzstangen und einer Weißweinschorle und sich ein wenig getröstet gefühlt. Es stimmte eben doch, dass die Zeit die Wunden heilte. Aber der Satz kam ihr jetzt banal vor, sie traute sich nicht, ihn auszusprechen, deshalb plapperte sie ein wenig von ihren Balkonpflanzen. Sie hoffte, die junge Frau etwas ablenken zu können, aber sie schien ihr gar nicht zuzuhören. Die Hansen folgte den Blicken der Lehrerin und entdeckte zwei Männer auf dem Spielplatz der Kita. Sie lehnten an der roten Rutsche und rauchten, da bei war doch heute Sonntag, und kein Kind musste abge holt werden.
    Als sie an der Großgörschen waren, drehte die alte Frau noch einmal vorsichtig den Kopf – schnelle Bewegungen im Nacken vermied sie seit ihrem letzten Hexenschuss. Die Männer waren verschwunden. Die junge Lehrerin neben ihr schien sich zu entspannen. Erst jetzt fühlte die Hansen, dass die Frau schweißnasse Hände hatte. Sie sah sie aufmerksam an und lud sie nach einem kurzen Zögern ein, mit ihr zum Kinderfriedhof zu kommen, den die Gemeinde wirklich hübsch hergerichtet hatte. Die Lehrerin schüttelte den Kopf. Sie versuchte zu lächeln, aber sie sah furchtbar aus, obwohl sie doch eigentlich eine sehr adrette Person war. Die alte Hansen nickte und tätschelte liebevoll ihren Arm. Sie hätte ihr gern von ihrer Enkelin erzählt. Dieses Mädchen, von dem sie geträumt hatte, dass es ihrer schönen im Krieg verhungerten Schwester glich. Sie hatte es nie im Arm halten können, aber seit 13 Jahren war der Gedanke an das Kind der Grund, warum sie am Morgen aufstehen konnte. »Omnia vincit amor.«
    »Wie bitte?« Die junge Frau an ihrer Seite sah sie nicht an, sondern warf einen Blick zurück zum Haus.
    »Die Liebe besiegt alles.« Die Alte ließ den Arm der Jungen los und lächelte. »Ich war auch mal Lehrerin. Latein.«
    Die Junge nickte, schien sie aber nicht verstanden zu haben. Ohne sich zu verabschieden, bog sie nach rechts ab. Lina Hansen seufzte, richtete ihre Haare, schaute ausgiebig nach links und rechts und trippelte dann geschäftig über die Straße.

Brandenburg, Hofsmünde
    B urschi hatte den dritten Platz belegt, hinter einem reinweißen Mecklenburger Schecken und einem Zwergwidder mit Schlappohren, der gleichmütig auf der gewonnenen Rosette herumkaute. August sah erleichtert aus. Er winkte Emma schon von weitem, als sie über die platt gefahrene Weide auf ihn zukam.
    »Bist du fertig? Mein Auto steht da hinten auf dem Parkplatz.«
    August nickte und versuchte, die Kiste mit Burschi hochzuheben.
    »Warte, ich helfe dir.«
    Emma ging um den Tapeziertisch herum und fasste das andere Ende der Holzkiste. In dem Moment kam Rocco Schmitz aus dem Zelt. Emma ließ vor Erstaunen die Kiste wieder los, die wenige Zentimeter zurück auf den Tisch knallte. Burschi fiepte empört.
    Emma fragte leise:
    »Was ist denn hier los?«
    August zuckte die Schultern und beobachtete Schmitz mit zusammengekniffenen Augen. Zwei seiner Kumpels schleiften einen sehr dicken Mann zum Imbisswagen. Ein hochgewachsener Schlaks kletterte über die Wagenwand ins Innere des Imbisswagens und reichte Bierflaschen aus der Kühlanlage an die anderen weiter. Sie drängten den Dicken gegen die Außenwand des Imbisswagens. Der Schlaks zog den Mann an seinen Haaren nach hinten und hielt ihm grob eine Bierflasche an den Mund. Links und rechts hielten ihn die Männer an den Oberarmen fest. Der Dicke machte keine Anstalten zu fliehen. Er rollte ängstlich mit den Augen und versuchte, hastig zu schlucken, um die Luftröhre frei zu halten. Das Bier rann ihm schäumend die Jacke hinunter. Die Männer an seinen Seiten stemmten sich gegen ihn, dabei lachten sie und taten so, als ächzten sie unter dem Gewicht des Mannes.
    Emma drehte sich zu August um.
    »Warte, ich komm gleich wieder.«
    Der Junge reagierte nicht. Emma ging zum Imbisswagen und stellte sich vorne an die Ausgabe. Die Männer taten, als sähen sie sie nicht, sie lachten und prosteten sich zu. Der Schlaks kam mit einem neuen Bier und goss es

Weitere Kostenlose Bücher