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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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einfach über den Dicken. Der schnappte nach Luft. Der Schlaks lachte, und Emma sah, dass ihm vorne zwei Zähne fehlten. Emma holte tief Luft und stemmte ihre Arme in die Seiten.
    »Stopp! Hören Sie auf damit!«
    Der Schlaks hielt mitten in der Bewegung inne, die Bierflasche hoch in der Luft. Erstaunt glotzte er in Emmas Richtung. Sie schluckte und rief dann mit fester Stimme:
    »Hören Sie sofort auf, oder ich hol die Polizei!«
    Ganz langsam drehte sich der Hooligan Schmitz zu ihr um. Er grinste und taxierte sie von oben bis unten. Seine hohe Fistelstimme füllte die Luft.
    »Regen Sie sich ab. Das ist hier ein Spiel unter Freunden, nicht wahr, Achim?«
    Der Dicke wischte sich den Bierschaum von der Jacke und nickte ängstlich. Emma räusperte sich. Sie hoffte, ihre Stimme würde nichts von ihrer Angst verraten.
    »Lassen Sie den Mann gehen.«
    Die Männer johlten, klatschten sich gegenseitig ab und warfen die Bierflaschen nach dem ersten Schluck in den Matsch, so dass der weiße Schaum bis zu Emma spritzte. Sie machten keine Anstalten, den Mann aus ihrer Mitte zu lassen. Emma fixierte ein paar der Männer, die in ihrer Nähe standen. Sie hatten stark vergrößerte Pupillen, die fast das komplette Auge füllten. Schmitz hob leicht die Hand. Sofort trat Stille ein.
    »Es wäre besser, wenn Sie sich hier raushalten, Frau Reporterin. Sie sehen ja, die Männer hier sind außer Rand und Band. Da kann so eine hübsche Frau schon mal unter die Räder kommen.«
    Emma trat einen Schritt auf Schmitz zu. Er schien der Einzige zu sein, der nicht auf Droge war. Seine Augen blickten ruhig und scheinbar amüsiert auf sie. Emma versuchte den Blick auszuhalten. Sie war sich sicher, dass er ihre Angst spürte.
    »Lassen Sie ihn gehen.«
    Der Schlaks im Wagen kicherte, verstummte aber sofort, als Schmitz ihm einen warnenden Blick zuwarf. Seine Stimme wurde härter, als er erwiderte:
    »Vorsicht, Frau Reporterin. Von schönen Frauen lasse ich mir viel gefallen, aber langsam reicht es. Legen Sie sich nicht mit mir an.«
    Emma wollte etwas sagen, als jemand sie von hinten heftig an ihrer Jacke zog. Sie fuhr herum und sah August vor sich stehen. Die Kiste mit Burschi stand neben ihm im Matsch.
    »Komm, Emma, du wolltest mir doch helfen.«
    Schmitz kam noch näher und trat mit einem Stiefel auf Burschis Kiste. Es knirschte, und das Kaninchen fiepte ängstlich. Der Mann sah nur Emma an und lächelte gemein. Niemand sagte ein Wort.
    Eine hochgewachsene schmale Gestalt näherte sich von der Dorfstraße dem Zelt, ein alter Mann, der sich beim Gehen schwer auf einen eleganten schwarzen Stock stützte. Sofort zog Schmitz den Fuß zurück. Einer der Männer wischte den Bierschaum von seiner Jacke, ein anderer strich sich über die Haare. Nur der Schlaks schien den alten Mann noch nicht bemerkt zu haben. Er trank einen langen Schluck aus seiner Bierflasche, so dass sich sein Adamsapfel hüpfend auf und ab bewegte. Dann hielt er die Flasche mit der Hand zu, schüttelte sie kräftig und zielte damit auf den fettleibigen Mann in ihrer Mitte. Als ein Kumpel ihn anrempelte und mit einem Kopfnicken auf den alten Mann zeigte, erstarrte der Schlaksige in seiner Bewegung und setzte ein dümmliches Lächeln auf. Das Bier spritzte durch seine Finger hindurch und durchnässte seinen Arm. Auch Schmitz verlor sein süffisantes Lächeln und sah unwillig zu dem alten Mann. Der blieb vor dem Zelteingang stehen und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Männer. Sein Blick blieb an Schmitz hängen.
    Einen Augenblick herrschte gespannte Stille. Dann gab Schmitz dem Schlaks ein Zeichen, woraufhin der über die verschlossene Wagentür nach draußen kletterte. Er verschwand im Zelt.
    Der Alte stand noch immer auf seinen Stock gestützt vor dem Eingang. Einer nach dem anderen drückten sich die Männer an ihm vorbei ins Zelt, bis schließlich nur noch Schmitz und der Dicke am Imbisswagen standen. Jetzt ging der alte Mann langsam auf Emma zu. Er beachtete aber weder sie noch Schmitz, sondern schaute auf August und sein Kaninchen.
    »Und, hat dein Kaninchen gewonnen?«
    Seine Stimme war etwas heiser, aber er klang ehrlich interessiert. Emma beobachtete August. Der Junge schluckte, schüttelte dann den Kopf und sagte:
    »Dritter Platz.«
    Der alte Mann lachte leise und tätschelte dem Jungen den Kopf.
    »Es kommt schon noch deine große Stunde, August.«
    Dann drehte er sich um und ging zum Zelteingang. Wieder ignorierte er Emma und Schmitz. Emma starrte ihn an, er kam

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