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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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dachte immer, er wäre was Besseres. Dauernd sollte ich ihm Geld geben für seine Bücher.«
    »Das muss ein großer Schock für euch gewesen sein. Als man ihn gefunden hat.«
    Heike drehte ihr den Rücken zu. Leise sagte sie:
    »Immer hat er sich aufgeregt, wenn ich nur was getrunken hab. Hat sich manchmal ganz schön aufgespielt mit seinen Büchern und seinen guten Noten …«
    Ihre Stimme klang erstickt. Emma wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, aber sie zögerte. Heike straffte ihre Schultern, nahm das Kleid von der Leine und faltete es vorsichtig zusammen.
    Emma sah sich nach August um. Er stand auf dem Rasen und trampelte ganz versunken eine Spur in den restlichen Schnee. Emma wandte sich wieder zu Heike und sagte halblaut:
    »Und jetzt auch noch Lukas Brinkmann.«
    Heike fasste ihr Kleid fester. Dann drehte sie sich mit einem Ruck zu Emma.
    »Damit habe ich nichts zu tun. Ich kannte den Mann kaum.«
    Emma sah sie erstaunt an.
    »Ach ja?«
    Die junge Frau drehte sich weg und sah zu August. Sie rief ihn.
    »Jetzt komm endlich.«
    August sah erschrocken hoch und lief zu ihnen. Emma lächelte ihm entgegen.
    »Mach’s gut, August. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal.«
    Er nickte, zögerte und schaute zu seiner Schwester. Die drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort mit den Wäschestücken ins Haus. Der Junge lief ihr hinterher und verschwand im Hauseingang. Emma sah ihm einen Moment nach und ging dann zu ihrem Auto. Sie startete den Wagen und rollte langsam aus der Einfahrt. Da sah sie plötzlich August im Rückspiegel und bremste. Sie ließ das Fenster herunter und wartete.
    »Da.«
    Der Junge streckte seine Hand durch das Fenster. Auf der schmutzigen und verschwitzten Handfläche lag eine win zige durchsichtige Zellophanverpackung. Zögernd nahm Emma sie zwischen die Finger.
    »Was ist das?«
    »Hab ich gefunden. Bei Marlon.«
    Sie besah sich den Inhalt. Kleine weiße Bröckchen, ähnlich den Kandisstückchen, die ihre Mutter in den Ostfriesentee tat.
    Die Schwester erschien wieder in der Tür.
    »August!«
    Der Junge drehte sich um und lief zurück zum Haus. Emma legte das Tütchen vorsichtig auf den Nebensitz und startete erneut den Wagen. Noch einmal sah sie in den Rückspiegel. August stand neben seiner Schwester. Sie sahen ihr beide nach, berührten sich dabei aber nicht. Dann war sie um die Ecke verschwunden.
    Heike fasste August grob an die Schulter.
    »Weiß sie Bescheid?«
    August sah sie böse an und versuchte sich an ihr vorbeizudrücken, aber die Schwester hielt ihn fest.
    »Sag schon! Hast du ihr das mit morgen erzählt?«
    Er starrte vor sich hin und nickte langsam. Sie fasste mit der Hand unter sein Kinn und zwang ihn, ihr in die Augen zu schauen.
    »Du hast ihr doch nicht noch mehr erzählt?«
    August hob den Blick und blinzelte. Er sagte nichts. Die große Schwester quetschte sein Kinn zusammen, bis er vor Schmerz stöhnte.
    »Versuch bloß nicht, Rocco zu ficken. Versuch das bloß nicht.«
    Sie ließ ihn los und verschwand im Haus. August lehnte sich gegen den Türrahmen und versuchte nicht zu heulen.
    Emma vermied es, noch einmal durchs Dorf zu fahren. Sie wollte so schnell wie möglich nach Berlin zurück. Sie drehte das Radio lauter und ließ trotz der Kälte die Fensterscheibe an ihrer Seite ein Stück herunter. Klare kalte Luft wehte herein und ließ sie tief durchatmen. Auf der Umgehungsstraße bei Friedrichsfelde sah Emma einen Streifenwagen am Rand parken. Schnell nahm sie das kleine Päckchen vom Nebensitz und stopfte es in eine leere CD-Hülle.

Berlin, Mitte. Imbiss Sampeah
    E ine Stunde später saß Emma bei Khoy in ihrer Ecke und schob ihren Teller, auf dem noch letzte Reste von Eierreis klebten, beiseite. Sie tippte den Namen Rocco Schmitz in ihr Smartphone und ging auf die Suchfunktion. Die Seite eines Versandhandels baute sich auf. Ein Großteil des Sortimen tes bestand aus Fanartikeln des Fußballvereins Lokomotive Leipzig. Außerdem bot Schmitz Musik-CDs, Konzertkarten, Bekleidung und allerlei Keltenkitsch an. Die Homepage war in der szeneüblichen Aufmachung mit Frakturschrift auf schwarz-rot-weißen Hintergründen verfasst. Immer wieder ploppten Werbebanner rechter Verlage oder Gruppierungen ins Bild.
    Ein Schatten beugte sich über sie, der den Teller wegzog.
    »Was wird das denn?«
    Emma sah hoch. Khoy spähte neugierig auf ihr Display. Sie klickte die Seite weg und fragte halblaut:
    »Kannst du dich mal zu mir setzen?«
    »Klar. Warte kurz.«
    Khoy brachte

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