Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
hat einen Versandhandel, in erster Linie verkauft er Rechtsrock- CD s. Er ist vorbestraft, weil er illegale Alben aus Skandinavien unter die Leute gebracht hat. Er hatte die erlaubten Versionen im offenen Verkauf und Bückware mit härteren Texten unterm Tresen.«
»Ich dachte, der verkauft online.«
»Bildlich gesprochen.«
Emma trank noch einen Schluck Kaffee.
»Mittlerweile ist er schlauer. Es gab ein paar Anzeigen, aber man konnte ihm nichts nachweisen. Er soll einer der Drahtzieher der ›Aktion Schulhof‹ gewesen sein. 50000 CD s wollten sie kostenlos an Schüler verteilen. Außerdem organisiert er Rechtsrockkonzerte.«
Emma nahm den Salzstreuer und spielte damit. Sie sagte:
»Er scheint so eine Art Anführer zu sein. Nur vor dem Blattner kuscht er.«
Bente sagte: »Solche Typen wie Schmitz sind wichtig für die Partei. Wer von den Spacken würde sich denn freiwillig für Politik interessieren? Mit der Musik ködern sie ihren Nachwuchs. Da gibt’s Konzerte und Lagerfeuerabende, alles umsonst. Und das in Gegenden, wo sonst nichts mehr passiert.«
»Ich hab das Gefühl, diese Szene flutscht mir immer wieder durch die Finger.« Emma seufzte. »August hat mir erzählt, Lukas Brinkmann und Rocco Schmitz hätten sich gestritten. Auch mit dem Blattner soll er sich angeschrien haben.«
Bente öffnete die Tüte Gummibärchen und steckte sich eins in den Mund. Auch Emma nahm ein Gummibärchen und knetete darauf herum.
»Auf dem Fest waren die Jungs auf Droge, August hat mir ein Päckchen mit Crystal gezeigt, das er bei seinem Bruder Marlon gefunden hat. Khoy sagt, das Zeug ist vermutlich aus Tschechien. Hängen die beiden Todesfälle zusammen? Und wenn ja, wie?«
Bente stellte ihren leeren Teller auf den Nebentisch und schob Emmas Unterlagen zur Seite.
»Schauen wir doch mal, was wir haben.«
Sie stellte Salz und Pfeffer in die Mitte.
»Lukas Brinkmann und sein Vater, der Pastor.«
Dann nahm sie das Strohblumengesteck aus der Halterung, pflückte einzelne Blüten ab und legte zwei vor sich hin.
»Blattner.« Etwas weiter entfernt die zweite Blüte.
»Rocco Schmitz.«
Daneben, wieder mit etwas Abstand, legte Emma zwei Stücke Würfelzucker.
»August und seine große Schwester. Heike Siebenbacher, Roccos Freundin.«
Sie zögerte. Dann sah sie Bente an.
»Ich glaube, sie war verliebt in Lukas Brinkmann. Wie sie von dem gesprochen hat – und sonst tut sie immer so cool.«
Bente packte noch einen Würfelzucker dazu.
»Marlon Siebenbacher. Heikes Bruder. Tot.«
Emma nahm eine Handvoll Gummibärchen und stellte sie hinter die Blüten.
»Die rechten Jungs.«
Sie besah sich den Tisch. Dann legte sie ihr Handy links von sich.
»Der Bürgermeister.«
Bente sah sie an.
»Was ist das für einer?«
Emma drehte nachdenklich an ihrem Handy.
»Parteilos. Er macht einen auf tolerant, aber im Grunde will er nur keine Schwierigkeiten.«
»Gut. Sonst noch wer?«
Emma legte noch ein Gummibärchen dazu, nah an Rocco.
»Der Fahrschullehrer. So’n Dicker. Achim Schrandt.«
Bente nickte.
»Ich hab das Auto vor dem Haus des Toten gesehen. Hat er nicht Blattner hingefahren?«
»Ja. Scheint so eine Art Fußabtreter für die Typen zu sein. Die machen mit dem, was sie wollen. Ich hab mitbekommen, wie sie ihn am Sonntag zum Trinken genötigt haben.«
Die Kollegen aus der Musik schienen ihre Besprechung beendet zu haben. Sie rafften ihre Zettel zusammen und brachten die leeren Kaffeetassen zum Geschirrwagen. Einer rief Bente etwas zu, sie hob den Arm und winkte. Emma starrte auf den Tisch vor sich. Dann stand sie auf, nahm vom Nebentisch einen Kronkorken aus dem Aschenbecher und legte ihn zögerlich neben den Salz- und Pfefferstreuer. »Gesine Lorenz.«
Bente sah sie fragend an.
»Eine Kollegin von Brinkmann. Ich hab sie auf dem Flur getroffen. Sie war total aufgelöst.«
Emma griff in ihre Unterlagen und holte das Foto der Lehrerin hervor, das sie von der Homepage der Schule ausgedruckt hatte. Bente betrachtete das schöne Gesicht der Frau und fragte dann:
»Glaubst du, sie war seine Freundin?«
Emma nickte.
»Der alte Nachbar hat von einer sehr hübschen Frau erzählt, die in der letzten Zeit oft bei Brinkmann war.«
»Wieso denkst du, dass sie das war?«
»Sie hatte am Handgelenk eine Tätowierung: K&F. Als ich sie darauf ansprach, zog sie gleich den Ärmel darüber.«
»K und F? Was soll das? Nicht ihr Name.«
»Nicht ihr richtiger. Erinnerst du dich an den Blog-Eintrag nach dem Tod
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