Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Geld für die Drogen. Und weil er nicht zahlen kann, wollen sie das Zeug zurück. Sie waren beim Pastor, Rocco hat einfach behauptet, der hätte die Drogen versteckt. Sie haben auf den Alten geschossen, aber er lebt noch.«
Ein Bus fuhr langsam die Hauptstraße hoch und stoppte an der Haltestelle direkt vor ihm. Blume sagte:
»Woher weißt du das alles?«
»Heike hat sich bei mir in der Fahrschule versteckt. Sie war total aufgelöst. Aber dann ist sie doch los zur Arbeit. Sie kann es sich nicht leisten, noch mal zu fehlen, hat sie gesagt.«
»Was genau hat sie erzählt?«
»Die Männer haben alles durchsucht. Dann sind sie wieder auf Rocco los, er sollte sagen, wo es versteckt ist. Der Pastor hat sich mit Heike in einem anderen Zimmer verbarrikadiert. Sie haben durch die Tür auf ihn geschossen. Aber dann kam deine Freundin, und sie sind abgehauen.«
»Emma war beim Pastor? Ist ihr etwas passiert?«
»Nein, Heike sagt, die Typen wären abgehauen. Mit Schmitz.«
»Scheiße, sie haben Schmitz wirklich mitgenommen?« Blume gab keinen Cent auf Rocco Schmitz. Aber im Prozess könnte er ein wichtiger Zeuge werden. Wenn die Tschechen ihn umbrachten, würde die Zeugenlage dünn. Dann war Achim ihr einziger Trumpf vor Gericht. Blume hatte fest darauf gesetzt, dass Schmitz aussagen würde. Er war ein Feigling und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Achim sagte leise durchs Telefon:
»Sie werden ihn nicht töten, Edgar. Das bringt ihnen gar nichts.« Blume zog den Schlüssel ab. Er stieg aus dem Wagen, sagte noch, dass er sich wieder melden würde, und beendete das Gespräch. Einen Moment legte er die Hand auf das kalte Dach des Autos und sah sich um. Was war mit Emma? Warum musste sie sich schon wieder einmischen? Er wählte ihre Nummer, aber das Handy meldete nur, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei. Er fluchte, schlug den Mantelkragen hoch und ging mit schnellen Schritten die Stufen zum Rathaus hoch.
Emma raste mit 100 in die Ortschaft, bremste stark ab und kam kurz vor dem Ü-Wagen zum Stehen. Kalle stand breitbeinig vor der geöffneten Transportertür. In seiner Hand hielt er bereits das tragbare Aufnahmegerät.
»Wo bleibst du denn, Mensch, ich hab schon…« Er stutzte, sah sie genauer an. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, ja.«
Emma war aus dem Auto gesprungen und ging an ihm vorbei zur Rückseite des Ü-Wagens. Dort waren in einem Karton ein paar Wechselkleider gelagert, für den Fall, dass es regnete oder die Reporter sich bei einem Termin schmutzig machten. Sie nahm die Regenjacke mit dem Senderlogo und zog sie über ihr Shirt. Ihren Pullover mit den Blutspuren am Arm hatte sie schon in ihrem Wagen gelassen. Dann ging sie wieder um den Ü-Wagen herum und nahm Kalle mit der linken Hand den Aufnahmerekorder ab. Während der zehnminütigen Fahrt von Hofsmünde hatte sie krampfhaft den Hebel für die Gangschaltung umklammert, jetzt tat ihr wieder die rechte Hand weh. In der Hausapotheke des Pastors hatte sie Kopfschmerztabletten gefunden und ein paar geschluckt. Sie musste jetzt durchhalten.
Im Laufschritt rannte sie zum Rathaus. Ein Ruf kam von der Seite, automatisch wandte sie den Kopf in die Richtung. Die Männer bei den Autos starrten sie an, Emma erkannte den Schlaks vom Volksfest, ein anderer hatte mit Rocco Schmitz bei der Kundgebung vor Brinkmanns Tür in Berlin gestanden. Der Schlaksige zeigte ihr die Faust, er rief etwas, es klang wie eine Drohung. Sie wandte den Kopf und ging schnell die letzten Stufen bis zur Eingangstür hinauf.
In der Halle stand Blume und ging nervös hin und her. Als er sie sah, schien er erleichtert aufzuatmen. Emma lächelte flüchtig in seine Richtung und wollte durch die Tür in den Konferenzraum. Blume hielt sie am Arm fest.
»Gott sei Dank, Emma, endlich bist du da!«
Emma warf einen Blick über seine Schulter in den Raum hinein. Am schmaleren Ende war ein langer Tisch mit Mikrofonen aufgebaut. Ein Polizist las mit seltsamer Betonung von einem Blatt vor ihm ab. Die Pressekonferenz hatte bereits begonnen. Sie versuchte, an Blume vorbei in den Raum zu kommen, aber er verstärkte den Druck an ihrer Schulter und fragte leise: »Wie geht es dir? Was ist mit dem Pastor?«
Emma sah ihn erstaunt an, woher wusste er das?
»Er ist im Krankenhaus. Ich weiß nicht, es sah schlimm aus. Mir fehlt nichts.«
»Kein Wort davon in der Pressekonferenz. Hast du mich verstanden?«
Emma sah ihn an. Langsam wurde sie wütend. Was veranstaltete er hier
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