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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Eine halbe Stunde höchstens, dann musste sie zur Pressekonferenz. Emma beugte sich vor, als sie um die Kurve bog und das rot geklinkerte Pfarrhaus in ihrem Blickfeld erschien. Schon von weitem sah sie, dass die alte Holztür weit offenstand. Das sah dem Pastor nicht ähnlich. Emma fühlte eine Unruhe in sich aufsteigen.

Berlin, Niederkirchner Straße, Mitte
    B ente hatte aufgelegt und den Kollegen zugelächelt, die während ihres Gespräches mit Emma hereingekommen waren. Sie warf einen Blick auf die große Uhr über dem Eingang ihres Büros und beschloss, dass sie noch Zeit hatte, einen Kaffee zu holen, bevor es mit der internen Themenverteilung losging. Sie alle hatten ihre Spezialgebiete, Kerstin zum Beispiel kümmerte sich um alles, was mit dem Bau des neuen Großflughafens zu tun hatte, Simon berichtete über Bildung, Anke behandelte als Juristin die Justizthemen, sie selbst deckte vieles in der Stadtentwicklung ab. Trotzdem gab es jedes Mal Tagungspunkte in Bereichen, die in kein spezielles Wissensgebiet fielen und die dann unter den Kollegen verteilt wurden. Bente hoffte, dass diesmal nicht wieder die Querelen um die Wasserpreise an ihr hängen blieben. Das Thema war so langweilig, dass die Wellen es gerne fallen ließen.
    Bente lief den Seitengang vom Pressecenter bis zum Foyer. Als sie die Kantine im ersten Stock betrat, sah sie Staatssekretär Hirsch. Er saß an einem kleinen Tisch am Fenster und hörte einem jungen Mann zu, der auf ihn einredete. Hirsch schien abgelenkt, er spielte mit einem Benzinfeuerzeug und hatte einen abwesenden Gesichtsausdruck. Bente fragte sich, was Edgar Blume mit dem Mann zu schaffen hatte. Als sie die beiden gestern zusammen gesehen hatte, erschienen sie ihr sehr vertraut miteinander. Der Staatssekretär sah hoch, und ihre Blicke trafen sich. Bente lächelte, nickte ihm zu und stellte sich an den Kaffeeautomaten. Der Milchkaffee floss in die Tasse, Bente drückte noch mal extra auf Espresso. Die Abgeordneten bevorzugten ein eher mildes Gemisch. In Gedanken war sie schon bei der Aufgabenverteilung gleich im Büro. Sie hoffte, die Kollegen fingen nicht schon ohne sie an. Sie seufzte und trug die Tasse zur Kasse. Im Grunde konnte es ihr egal sein. Die Leute in der Landespolitik wurden pauschal bezahlt. Damit wollte der Sender vermeiden, dass sich die Kollegen nur die lukrativsten Themen aussuchten, die schnell und ohne weitere Recherche ins Programm gehievt werden konnten. Egal ob ihr Thema ankam oder nicht, sie bekam ihr Geld. Das war einer der Gründe gewesen, die sie in die Berichterstattung des Parlaments hatten wechseln lassen. Wenn die Themen doch nur nicht so öde wären.
    Als sie an der Kasse nach ihrer Börse kramte, klingelte ein Telefon im Raum. Der junge Mann am Tisch von Hirsch nahm ab, entschuldigte sich bei ihm und stand auf. Er verließ mit schnellen Schritten die Kantine, während er halblaut in sein Smartphone sprach.
    Bente legte das Geld auf die Ablage an der Kasse. Zögernd drehte sie sich um und sah zu Hirsch. Er trank gerade seinen Kaffee aus und machte Anstalten zu gehen.
    Bentes Finger zitterten, als sie nach der Tasse griff. Sie atmete tief durch. So eine Gelegenheit kam vermutlich nicht so schnell wieder. Sie war mit Hirsch allein im Raum, es herrschte keine Eile. Aber sie musste sich jetzt beeilen.
    Mit festen Schritten ging sie, den Kaffee in ihrer Hand, auf den Tisch zu, von dem Hirsch gerade aufstand. Er bemerkte die Bewegung und wandte den Kopf in ihre Richtung. Fragend lächelte er sie an. Bente lächelte erleichtert zurück. Es war nichts dabei, den Freund des Chefs anzusprechen. Wie oft hatte sie erlebt, dass solche kleinen Bekanntschaften nützlich waren. Hier eine Bemerkung, da ein Anruf, und schon saß man beim nächsten Betriebsfest neben dem Chef. Netzwerken nannte man das wohl. Bente hatte zweimal erleben müssen, dass ein männlicher Kollege eine feste Stelle bekam, für die sie sich auch beworben hatte. Die Männer waren nicht besser als sie in dem Job. Sie waren nur strategischer vorgegangen.
    »Frau Bente Fügemann, nicht wahr? Ich habe Sie auf der Pressebank gesehen. Schön, dass Sie jetzt hier bei uns sind!«
    Bente verbarg ihre Freude, dass er ihren Namen kannte.
    »Herr Hirsch, könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Er sah auf seine Uhr.
    »Leider muss ich mich jetzt schon beeilen, ich habe gleich einen Termin. Ist es etwas Dringendes?«
    Bente fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    »Nein, nein, es wird sich sicher noch

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