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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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eigentlich?
    »Hör mal …«
    »Bitte«, sein Ton war jetzt flehentlich. Er lächelte, aber seine Augen sahen sie ernst an. »Ich erklär es dir später.« Sie löste sich energisch von ihm und ging mit gerecktem Kinn in den Konferenzraum. Blume folgte ihr und stellte sich hinten in den Raum. Im Saal gab es Bewegung, eine neue Rednerin wurde angekündigt. Emma blieb vorne stehen und überblickte den Saal. Vorne sprach jetzt eine Frau im hellgelben Kostüm. Ihr Namensschild wies sie als Helene Kaisen, parteilose Kreistagsabgeordnete von Märkisch- Oderland aus.
    »… hoffen, dass wir gemeinsam mit den Kollegen aus Berlin diesen Fall schnellstmöglich aufklären werden.«
    Emma schob sich durch bis zu Inga, der Kollegin von dpa. Im vergangenen Jahr waren sie sich oft auf Pressekonferenzen begegnet. Inga war unglaublich schnell im Texteschreiben. Sie war schon über zehn Jahre bei der Agentur, hatte sie Emma erzählt. Kaum jemand hielt den Druck und den Stress, der in den Presseagenturen herrschte, so lange aus. Inga sah kaum hoch, sie nickte in ihre Richtung, während sie bereits ihren Text schrieb. Emma warf einen Blick darauf. Es war, wie sie vermutet hatte – keine neuen Ermittlungsergebnisse. Sie beschloss, sich nicht mehr in die Anlage einzu stöpseln, sondern sich einen O-Ton direkt nach der offizi ellen Presseverlautbarung abzuholen. Vielleicht konnte sie damit noch einen Satz außerhalb der ewig gleich klingenden Phrasen erwischen.
    Die Bürgermeisterin schloss mit ein paar Worten des Beileides für die Familie des Opfers, und Emma dachte an den Pastor. Sie hoffte, dass er es schaffte. Sie zog ihr Aufnahmegerät aus der Tasche und schob sich nach vorn. Dann spürte sie eine Hand auf ihrem Arm, die sie aufhielt. Emma stöhnte auf.
    »Blume, lass mich los. Wenn ich jetzt nicht die Nachrichten beliefere, kann ich mir einen anderen Job suchen.«
    »Hast du vor, über den Vater zu berichten?«
    Emma wickelte das Mikrofon um ihre Hand und überprüfte noch mal das Aufnahmegerät. Die schweren Teile des Senders wogen doppelt so viel wie ihr kleiner Zoom.
    »Sicher. Von der Polizei kommt ja nicht viel Neues.«
    »Emma«, Blume hielt sie am Arm fest, »das darfst du nicht tun.«
    Sie sah ihn erstaunt an. Die Ordner öffneten weit die Flügeltüren des Rathaussaals. Erste Besucher strömten ins Foyer. Blume ließ Emmas Arm los und sagte leise:
    »Wir brauchen noch Zeit. Gib uns einen Vorsprung. Die Kollegen von der organisierten Kriminalität sind da dran.«
    Emma sah ihn an, dann nickte sie: »Ich halte es ein paar Stunden zurück.«
    »Kannst du hinterher noch bleiben? Ich muss mit dir reden.«
    »Ja. Aber lass mich jetzt durch.«
    Inga war ihre Rettung. Sie hatte ihren Bericht schon an Emma gemailt. Als dpa-Meldung hätte sie ihn ohnehin in rund 10 Minuten auf dem Rechner gehabt, so sparte sie entscheidende Minuten. Emma setzte sich nach hinten in den Saal.
    An der Fensterseite hatte man Butterstullen aufgefahren, die Kollegen von der lokalen Presse bedienten sich. Emma sah die Kreistagsabgeordnete in Hellgelb am Kaffeetisch, sie würde also auch noch einen Ton bekommen.
    Während sie die Zeilen auf ihrem Smartphone überflog, nahm sie sich vor, der Kollegin demnächst ein großes Stück Schokoladentorte zu spendieren.
    Der Bericht war kurz. Die Polizei hatte keinen entscheidenden Hinweis auf den Mörder von Lukas Brinkmann. Zur Sprache gekommen waren nur seine rechtsradikalen Aktivitäten und die Kämpfe mit dem Anti-Rassismus-Bündnis von Konrad Weiß, das gegen Brinkmanns Anstellung als Lehrer an einer Berliner Grundschule protestierte. Inga ging an ihr vorbei und winkte mit einem halben Käsebrötchen. Emma hob den Kopf:
    »Danke! Sag mal – hatte Brinkmann denn gar keine Vorstrafen, so als Rechter?«
    Inga blieb stehen und schüttelte den Kopf.
    »Nix. Ein braves Schaf der Gemeinde. Bisschen rechts – was ist schon dabei.«
    Emma sah auf die Käsestulle und merkte, dass sie Hunger hatte.
    »Ich weiß nicht – es kommt so rüber, als wäre der Brinkmann das Opfer.«
    Inga lachte. Sie biss in ihr Brötchen und sagte mit vollem Mund: »Na, das ist er doch auch!« Dann sah sie auf die Uhr, winkte zum Abschied und ging davon. Emma stand auf und ging auf die Politikerin zu.
    »Frau Kaisen, können wir kurz …«
    Die Abgeordnete nickte, wischte sich einen Brötchenkrümel aus dem Mundwinkel und stellte sich gerade hin. Emma zog das Mikro hoch und fragte:
    »Frau Kaisen, der tote Lukas Brinkmann war eine

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