Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Parkplatz und über die Brandenburger Wahlen in zwei Wochen. Dann beendete Sönke das Gespräch. Draußen klappten Autotüren zu und Motoren starteten. Emma zog den Kopfhörer herunter und sah zum Parkplatz. Die Rechten räumten das Feld.
»Emma!« Kalle hielt ihr den Telefonhörer hin. Es war Schneider.
»Das war jetzt das zweite Mal, dass der Ü-Wagen ohne Töne sendet, Emma. Dafür ist er nicht gedacht.«
Emma fühlte, wie sie wütend wurde. Sie hatte gerade einen Überfall erlebt. Ihr Kopf schmerzte, und sie hatte Hunger.
»Das ist mein Job, Schneider. Ich gehe hin und beschreibe, was passiert. Ihr sucht den Ort aus, aber hier bin nur ich. Wenn ihr mir nicht vertraut, dass ich das hier richtig einschätze, dann müsst ihr jemand anderes losschicken.«
»Vielleicht sollten wir das wirklich.«
Er hatte aufgelegt. Emma reichte den Hörer wieder an Kalle weiter. Sie nahm das Brötchen und biss hinein. Es fühlte sich an wie Gummi. Sie schluckte krampfhaft, der Hals tat ihr weh. Ihre Augen schwammen. Kalle drehte sich weg, er rollte die Kabel zusammen und fuhr den Computer herunter. »Du hast ja dein eigenes Auto dabei, oder?«
Emma nickte. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrer Trinkflasche, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. So ist er eben, dachte sie. Ein ungerechter, unsensibler alter Bürohengst. Sie nahm ihre Tasche und trat einen Schritt weg vom Wagen. Er wird es schon nicht so gemeint haben.
Der Sendemast war eingefahren, Kalle schmiss die Transportertür zu und setzte sich hinter das Steuer. Emma winkte, dann fuhr der Ü-Wagen auf die Straße und verschwand am Ortsausgang. Emma lief die Treppen hoch ins Rathaus.
Blume stand noch immer im ersten Stock am Fenster. Er telefonierte, aber als er sie sah, beendete er das Gespräch und steckte sein Telefon in die Jackentasche. Sie blieb mehrere Meter von ihm entfernt stehen und verschränkte die Arme:
»Mann, Blume, deinetwegen kriege ich Ärger mit Schneider. Den Überfall auf den Vater hätte ich exklusiv gehabt. Stattdessen hol ich mir ’nen Anschiss, weil ich nichts zu bieten habe.«
Blume zog sie etwas näher zu ihm in die Nische. Er sah sie einen Augenblick ernst an, dann sagte er halblaut:
»Vermutlich hat dir der Pastor schon erzählt, dass die Männer von dem Überfall Rocco Schmitz mitgenommen haben. Er ist in Lebensgefahr. Die Männer gehören zur tschechischen Drogenmafia, und sie suchen etwas, was Lukas Brinkmann versteckt hat.«
Emma starrte ihn an.
»Crystal.«
»Emma, von mir hast du das nicht. Aber ja, wir ermitteln in die Richtung. Schmitz hat die Drogen beschafft, Brinkmann war der Kontaktmann zur Partei.«
Emma schaute über die Schulter durch das weiträumige Treppenhaus. Alles war still, die Türen geschlossen. Sie trat noch einen Schritt näher an Blume heran.
»Was ist schiefgelaufen?« Blume sah sie schweigend an. Dann wusste sie die Antwort.
»Marlon.«
»Wir nehmen es an. Unser V-Mann bekam mit, dass es Streit gab. Die Tschechen wollten bezahlt werden, aber Rocco hatte das Zeug nicht verkaufen können. Brinkmann wollte nicht mehr mitmachen, er hielt die Ware zurück. Schmitz hat keine Rücklagen, seine Umsätze sind nach dieser Kampagne der Linken total eingebrochen. Die Tschechen gehen mit Schuldnern nicht zimperlich um.«
»Wenn ihr schon alles wisst, warum habt ihr Schmitz nicht verhaftet?« Emma sah Blume an. Sie sagte:
»Es geht euch gar nicht um den Mord. Es geht um die Wahl, nicht wahr?«
Blume strich Emma mit seinen Fingern über den Kopf.
»Deine Haare sind ganz verklebt. Ist das Blut? Du bist ja doch verletzt!«
Emma schüttelte unwillig den Kopf. Blume ließ seine Hand bis zu ihrer Schulter gleiten.
»Emma, der Mord wird aufgeklärt. Aber in zwei Wochen stehen die Wahlen an. Wenn wir den Schmitz jetzt verhaftet hätten, dann haben wir einen Mordfall mit zwei Drogendealern, die zufällig auch noch rechtsradikale Ansichten haben. Wenn wir aber nachweisen können, dass mit dem Geld aus dem Drogenhandel systematisch die Jugendarbeit der Rechten Liga finanziert wurde, dass Posten aus der Parteikasse für den Einkauf der Drogen unterschlagen wurden und dass bis in die Führungsspitze jeder Bescheid wusste – wenn wir das nachweisen können, Emma, dann bringen wir diesmal den Verbotsantrag durch.«
Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und sagte eindringlich: »Verstehst du, warum du noch nicht über den Pastor berichten solltest? Wir brauchen ein paar Stunden Vorsprung. Unser V-Mann ist
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