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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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die Zeit vor der Pubertät war, desto grausamer ist die Zeit danach. »Meine Tochter und ich waren ein Herz und eine Seele«, erinnert sich eine Mutter wehmütig. »Und dann kam Weihnachten. Sie war gerade sechzehn geworden, wir packten die Geschenke aus, ich holte gerade den Braten aus dem Ofen und sie sagte: ›Ich geh jetzt
feiern. Macht ihr mal ohne mich weiter.‹ Weg war sie. Das war der Anfang vom Ende.«
    Stimmt. Die Pubertät ist das Ende der Kindheit, ein Abschied auf Raten. Zwei Welten entstehen da, wo vorher eine war. Und je mehr diese von unseren Kindern bestimmt war, je weniger wir allein oder mit unserem Partner gemacht haben, desto schwerer fällt es uns jetzt, sie ziehen zu lassen. Aber das müssen wir, und zwar meistens dann, wenn sie wie Phönix aus der Asche ihrem Pubertätshorror entstiegen sind, wenn aus ihnen wieder nette, sozial verträgliche Menschen geworden sind. Und tschüss! [Ref34]
    Vorsorge ist besser als Nachjammern
    Es geht jetzt genau den Eltern besser, die vorher leichte Schuldgefühle hatten. Weil sie in der Kleinkindphase ihren Nachwuchs öfter als andere bei ihren Eltern parkten, zu zweit verreisten, ihr Leben auch ohne ständige Kinderbegleitung weiterführten und genossen. »Wenn eine gute Mutter ihre Kinder mehr liebt als alles andere, bin ich keine gute Mutter. (…) Ich liebe meinen Mann mehr als meine Kinder«, hat die amerikanische Journalistin Ayelet Waldman in der New York Times zugegeben und wütende Proteste, besonders bei Müttern, damit ausgelöst. Aber ist das nicht im Grunde eine sehr gesunde Einstellung? Vielleicht hätte sie sich geschickter ausdrücken und sagen sollen: Ich liebe meinen Mann ANDERS, dann hätte sie nicht tonnenweise giftige E-Mails bekommen. Wenn Sie jedoch zu den Müttern gehören, die der Gedanke, nach dem Auszug der Kinder mit Ihrem Mann ALLEIN in der LEEREN Wohnung zurückzubleiben, vor Panik die Luft abschnürt, dann haben Sie etwas falsch gemacht.
    Kinder sind eine Leihgabe und kein Besitz. Das können wir uns gar nicht früh genug vor Augen halten. Wurzeln und vor allem Flügel wollen wir ihnen mitgeben, keine Fesseln!
Also sorgen wir vor, indem wir uns, bevor sie endgültig ausziehen, das Leben auch ohne sie so schön wie möglich machen. Sie ruhig öfter mal allein lassen. Haben wir sie nicht auch von Herzen genossen, die sturmfreie Bude, als wir zehn und zwölf Jahre alt waren? Dann war hemmungsloses Fernsehen mit Erdnussflips und Cola angesagt.

    Brauchten wir damals einen Babysitter? Haben unsere Eltern ständig angerufen, ob auch alles in Ordnung sei? Anders sieht die Sache natürlich jenseits der Geschlechtsreife aus, wenn Alkohol und Schlimmeres im Spiel sind.
    Kleine Zwischenbemerkung: Erlauben Sie Ihren Kindern im Alter von fünfzehn bis fünfundzwanzig unter keinen Umständen, ohne Ihre Anwesenheit in Ihrer Wohnung zu feiern! Wir haben damit die schlimmsten Erfahrungen gemacht. Diese Regel gilt im Übrigen für alle Lebensphasen.
    Egal, wie innig die Beziehung zu Ihrem Kind ist, es kommt der Moment, da fällt die Tür ins Schloss, da erleben Sie keinen gemeinsamen Alltag mehr. Es sei denn, Ihr Kind kommt zu Besuch, beispielsweise in den Semesterferien, und Ihnen widerfahren dann, in leichter Abwandlung, die zehn Stufen des Abschieds der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross:
Überwältigende Wiedersehensfreude
Pläneschmieden, was man alles gemeinsam machen könnte: Mahlzeiten, Oma besuchen, Stadtbummel, gemütlich plaudern
Leichte Irritation, dass unser Kind sofort wieder in seine alten Gewohnheiten schlüpft, sein Zimmer zumüllt, mit Freunden Party macht, bei Sonnenaufgang nach Hause kommt, zum Sonnenuntergang aufsteht
Vergebliche Versuche, mit dem Kind gemeinsam zu frühstücken oder aber ein paar andere Dinge von Punkt 2 zu realisieren

Heimliche Tränen oder laute Wutausbrüche – je nach Temperament; von beidem kriegt das Kind nichts mit, weil es entweder nicht da ist oder schläft
Latente Genervtheit darüber, dass man noch immer Hotel Mama ist
Nochmaliger Versuch, etwas zusammen zu unternehmen. Kind lässt sich zu einer gemeinsamen Aktivität (Shopping) herab, Mami ist glücklich
Abschiedsschmerz
Erleichterung nach einer mehrstündigen Putzaktion, seine Wohnung wiederzuerkennen
Sehnsucht nach dem Kind, aber eine deutlich abgeschwächte
    Sind begluckte Kinder beglückte Kinder?
    So ist nun mal der Lauf der Welt. Früher stiegen wir in den Zug und fuhren ins Leben und unsere Eltern winkten uns vom Bahnsteig aus nach,

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