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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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deren Kinder »Oh Gott, schon wieder zwei Wochen um, ich muss die Alten dringend mal wieder anrufen« seufzen, die am elterlichen Kaffeetisch heimlich ihre Handy-Messages checken, die Pflichtbesuche bei uns absolvieren? Natürlich nicht, aber wenn schon nicht länger erziehungsberechtigt, wollen wir zumindest daseinsberechtigt bleiben.
    Wir haben viel investiert – Liebe, Zeit, Geld, Geduld. Ist es da zu viel verlangt, wenn sich diese Investition auch lohnen soll? So viel Liebe haben unsere Kinder von uns gefordert, als sie klein waren, und wir haben sie ihnen gern gegeben. Wohin damit, jetzt, da sie älter sind, und ihnen diese Liebe im besten Fall selbstverständlich, im schlimmsten ein bisschen lästig ist? Wie bleiben wir zugewandt und fürsorglich, ohne aufdringlich zu wirken? Ein filigraner Balanceakt, bei dem uns nur unser Bauchgefühl weiterhelfen kann. Im Zweifel gilt das Sprichwort: »Weniger wäre mehr gewesen!« »Man darf seine Kinder nicht wie verrückt lieben. Man muss sie mit Vernunft lieben«, sagt die Schauspielerin Isabelle Huppert in einem ZEIT -Interview, »(…) daran muss man wirklich arbeiten, sonst droht die Katastrophe; in der Mutter-Kind-Beziehung existiert eine offene Tür, hinter der diese abartige und wahnsinnige Sache lauert.« Vielleicht sollten wir uns an diesen klugen Sätzen orientieren  – obwohl Isabelle Huppert eine Französin ist.
    Die Tyrannei der Intimität
    Früher dachten wir, unser Kind wird Polarforscher, Kinderkardiologe in Amerika, es rettet den Regenwald oder findet zumindest ein Mittel gegen Haarausfall. Das war die Zeit, als wir noch glaubten, dass Kinder immer nur glücklich machen würden. Dass es biologisch geradezu unmöglich
wäre, sie anstrengend oder anmaßend zu finden. Aber jetzt, da wir und unsere Kinder so langsam, aber sicher in die Jahre kommen, hätten wir am liebsten genau das Kind, das wir in jüngeren Jahren eher mitleidig belächelt hätten: ein häusliches Wesen, das sonntags gern mit uns Braten isst, Grundschullehrerin oder Bankangestellter werden möchte. Auf jeden Fall finanziell so stabil, dass die Enkelkinder geboren werden, bevor wir im Gehwagen zum Spielplatz schlurfen. Aber den Gefallen tun sie uns leider nicht. Im Gegenteil, sie sind heute in London, morgen in Rio, sie haben Jahresverträge, die oft nicht verlängert werden,

    und Berufe, die wir nicht mehr verstehen. »Was macht denn die Susanne jetzt so?« – »Irgendwas mit Medien.« Oder wissen Sie ganz spontan, was ein »Suchmaschinenoptimierer« so macht? Na also.
    Auch der Psychologe Oskar Holzberg forderte in einem Interview für Brigitte woman , dass Eltern mit dieser »Tyrannei der Intimität« aufhören müssen. »Diesen viel zu großen Kinderkult, die oft panische Überbewertung jeder Eigenbewegung. Die daraus resultiert, dass fatalerweise nur eine enge Beziehung zu unseren Kindern als gut gelebtes, verwirklichtes Leben gilt.« Genau so verhalten wir uns nämlich. Wir schämen uns, wenn die Beziehung zu unseren Kindern nicht so eng ist, wie wir es gern hätten. Wir beneiden Freunde und Verwandte, bei denen es scheinbar anders ist. [Ref36]
    »Meine Schwester hat drei Kinder, die alle in der Nachbarschaft wohnen, jeden Sonntag gibt es ein Familienessen bei ihr, einmal im Jahr zelten alle an der Ostsee«, seufzt Nathalie, 48, wehmütig, ein Sohn, 25. »Ich beneide sie glühend. Mein Sohn studiert in England und ruft höchstens alle sechs Wochen mal bei mir an. Und wenn ich mich dann darüber beschwere, sagt er nur: ›Wieso soll ich anrufen? Ist doch nichts Wichtiges.‹«

    Klar ist es am schönsten, wenn unsere Kinder nach Abschluss unserer Erziehungsarbeit die gleichen, zumindest ähnliche Ideale haben wie wir. Weil es uns bestätigt und beruhigt. Viel schwerer auszuhalten ist das, was Psychologen »Ambivalenztoleranz« nennen, Gelassenheit nämlich, wenn sie sich in Berufs- und Partnerwahl völlig anders entwickeln, als wir es ihnen vorgelebt haben. Was habe ich bloß falsch gemacht?, denken wir verzweifelt, wenn unser Sohn mit Ende dreißig noch in einer WG wohnt und es nie länger als sechs Monate in einem Job oder mit einer Frau aushält? Wenn unsere Tochter Nonne wird, einen Tätowiersalon aufmacht oder einen Mann mit drei Exfrauen, fünf Kindern und einem Offenbarungseid heiratet? Doch am allermeisten schmerzt es, wenn sich unsere Kinder in ihren Schwiegerfamilien wohler fühlen als bei uns.
    »Ich befinde mich in Dauerkonkurrenz zur Schwiegerfamilie meines Sohnes«,

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