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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Empfindlichkeit, ihre schwankenden Gefühlsverfassungen. Im Moment studiert sie Pädagogik. Sie lebt mit zwei Kaninchen und einem dicken Kater in einer Wohngemeinschaft, die mich manchmal an eine Messiewohnung aus einer Fernsehserie erinnert. Sie ist jetzt achtundzwanzig, ein Mann und eine feste Lebensplanung sind nicht in Sicht.
    Unser Kontakt ist geprägt vom ständigen Auf und Ab. Mal pausenlos und intensiv, dann wieder Irritationen und Funkstille. Dieses Wechselbad zerrt an meinen Nerven, ich weiß nie so recht, woran ich bin und auf was ich mich einstellen kann. Auch würde ich mir wünschen, dass sie mehr Anteil an meinem Leben nimmt. Ich hoffe für sie, dass sie das Leben lebt, das für sie richtig ist, das sie glücklich macht. Sie erweckt bei mir aber den Eindruck, dass sie nicht glücklich ist, also läuft irgendwas verkehrt.

    Sich als Mutter selbst zu beurteilen, ist sehr schwierig. Ich kann ehrlichen Herzens behaupten, dass ich mein Bestes gegeben habe. Aber ich bezweifle, dass das ausreichend war. Vielleicht hätte gerade sie etwas ganz anderes gebraucht und ich habe es nur nicht wahrgenommen. Vielleicht bin ich einfach von mir selbst ausgegangen und habe ihr das gegeben, wovon ich meinte, dass es wichtig sei, weil es eben für mich wichtig war und ist. Gespräche mit ihr über dieses Thema bringen nicht viel, das habe ich schon festgestellt. Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich froh bin, dass ich, als die Welt für mich noch in Ordnung und Leonie ein süßes, kleines Mädchen war, nicht wusste, wie dauerhaft kräftezehrend und aufreibend es ist, eine Tochter zu haben. Ich liebe sie von ganzem Herzen, aber sie verlangt mir auch sehr viel ab.«

»Ich war immer eine entspannte Mutter, warum ist meine Tochter so eine Glucke?« – Wenn aus Kindern Eltern werden
    »Überraschung, ihr werdet Großeltern!« Kaum ein Satz kann so widersprüchliche Gefühle in uns auslösen wie dieser. Entsetzen, wenn unsere Tochter oder unser Sohn noch Eierschalen hinter den Ohren und keine abgeschlossene Ausbildung, geschweige denn einen Arbeitsplatz haben. Denn dann bedeutet diese Ankündigung für uns Eltern, die wir uns gerade auf die entspannte »Endlich keine Teeniekatastrophen mehr!«-Phase eingestellt und die leer geräumten Kinderzimmer als Arbeits-Gäste-Bügelzimmer umgestaltet haben: Zurück, marsch, marsch! In die Kinderchaoswelt von gestern! Weil die zukünftige Mami vermutlich mit Babybauch wieder bei Omi und Opi ante portas steht und eine Welt zurückholt, die diese vor Jahren bereits verlassen haben. Stichwort: kurze Nächte, volle Windeln, kleine Kinderhände, die alles kaputt machen – das ganze Programm.
    »Diesen Moment werde ich nie vergessen«, erinnert sich eine Mutter, die nicht genannt werden möchte. »Mein Mann und ich hatten gerade unser Wohnmobil vollgepackt, weil wir zwei Monate durch Europa reisen wollten. Da rief unsere
Tochter heulend an. Schwanger! Mit achtzehn! Und zwar schon im fünften Monat! Sie hatte so lange überlegt, ob sie abtreiben sollte. Der dazugehörige Vater, ein Student im ersten Semester, war natürlich nicht begeistert, seine Eltern noch weniger. Das Ganze war ein Riesenchaos, und zwar bis zur Geburt, die vierundzwanzig Stunden dauerte. Inzwischen lebt unsere Tochter, die gerade eine Ausbildung zur Altenpflegerin angefangen hat, mit unserem Enkel wieder bei uns, sein Vater studiert am anderen Ende Deutschlands und besucht ihn in den Semesterferien. Raten Sie mal, wer die nächsten Jahre zum Nulltarif ihr Kind versorgt? Natürlich lieben wir es über alles, aber ehrlich gesagt wäre ich jetzt lieber mit meinem Mann in Südfrankreich als mit meinem Enkel beim Babyschwimmen.«
    Gemischte Gefühle
    Eindeutig zu früh, das Oma-Opa-Glück, finden diese leicht überforderten Großeltern. Aber in diesem Szenario steht wenigstens ein kleines Enkelkind mit leuchtenden Augen vor dem Weihnachtsbaum und sorgt rechtzeitig dafür, dass die Familie nicht ausstirbt, das ist immerhin ein Trost. Denn nichts ist deprimierender als Familienfeste, bei dem die Mitglieder ein Durchschnittsalter von fünfzig plus haben, weil nichts Junges mehr nachwächst. »Früher, als meine Kinder und die meiner beiden Schwestern noch klein waren, da war mir der Trubel oft zu viel«, sagt Irene, 71. »Aber jetzt geht es nicht weiter. Wir haben insgesamt fünf Kinder im Alter von neununddreißig bis einundfünfzig, keins davon hat selber welche. Es ist so still geworden bei uns, richtig

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