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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Privatisierung.«

    »Damals wie heute – Verschwendung ist nie gut fürs Geschäft.«
    »Haben Sie gesagt, Jim hatte Sie um zwei Luftbilder gebeten?«, fragte Ingrams.
    »Genau. Vier Blätter bilden eine Aufnahme. Für jede einzelne musste vier oder fünf Nächte geflogen werden. Geringe Abweichungen aufgrund von Temperaturunterschieden kommen vor, aber da muss man sich die Überlappungen schon ganz genau ansehen. Die Bilder werden wegen der Vergleichbarkeit immer zur selben Jahreszeit aufgenommen. Immer im Dezember. Man braucht klare Sicht und Kälte, damit man eindeutige Wärmekontraste sieht. Die mit den roten Deckeln sind von der ersten Aufnahme, Dezember 1978, die mit den grünen von der zweiten, Dezember 1983.«
    Jasmine und Ingrams sahen einander an. Die Aufnahmen stammten aus der Zeit vor und nach dem Verschwinden der Ramsays. Die erste war von fünf Jahren davor, die zweite von vier Monaten danach.
    »Hat Jim Ihnen gesagt, warum er sich dafür interessiert?«, fragte Jasmine. »Uns hat er nämlich nur gebeten, sie abzuholen, falls Sie anrufen, während er weg ist.«
    »Nein, leider nicht. Ich bin ja selbst neugierig. Er hat mich letzte Woche angerufen, da hatten wir monatelang nichts voneinander gehört. Als ich ihn gefragt habe, was er damit will, hat er mir versprochen, es mir bei ein paar Bieren zu erklären, wenn er fertig ist. Aber er hielt sich schon ziemlich bedeckt, was natürlich meine makabre Neugier nur anstachelte.«
    »Weshalb makaber?«
    »Eigentlich will ich ja nicht meine dunklen Geheimnisse verraten«, sagte McGranahan mit einem verschmitzten Grinsen, das verriet, dass er schrecklich enttäuscht wäre, wenn sie sich nicht dafür interessieren würden. »Irgendwann habe ich Jim mal davon erzählt, mein kläglicher Versuch, mit seinen Gruselgeschichten von der Polizei mitzuhalten.«

    Er suchte die Streifen ab, seine Augen wanderten von links nach rechts. Dann fand er, was er gesucht hatte.
    »Die Gebäude auf den Aufnahmen zuzuordnen ist eine schreckliche Kleinarbeit. Man muss sie mit den Karten abgleichen, dann mit unseren Akten, und ob es sich überhaupt um Kunden bei uns handelt. Tausende. Also haben wir am Anfang das Ganze bis zum Sommer ruhen lassen und dann einen Studenten als Ferienjob angestellt. Im Sommer ’89 hatten wir für die Aufnahmen von ’88 einen ziemlich verschrobenen Kerl da, und der hat’s gemerkt.«
    McGranahan nahm ein riesiges Vergrößerungsglas auf Rollen aus der Schublade unter dem Tisch. Er legte es auf einen Abschnitt eines Streifens und trat zurück, damit die beiden es sehen konnten. In der Mitte erkannte Jasmine ein Raster aus winzigen senkrechten Linien in sechs oder sieben langen horizontalen Reihen.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    McGranahan grinste verschlagen.
    »Die Nekropolis.«

Die größte Gang von Glasgow
    »Es ist wohl nicht übertrieben, wenn ich sage, Sie brauchen einen Drink«, sagte Sunderland.
    Er fing sie vor ihrem Büro ab, als sie von ihrer Untersuchung bei Samira Arora zurückkam, der Polizeiärztin. Es war nur eine Standardprozedur, die normalerweise ein Kollege mit Sanitätsausbildung durchgeführt hätte, aber Samira war sowieso im Haus und alle waren ein bisschen durchgedreht. Catherine hatte sich bloß eine Prellung am Ellenbogen zugezogen, als sie in Deckung gegangen war und sich an der Handbremse gestoßen hatte.
    »Mir geht’s gut«, versicherte sie. Der Schock war verflogen und der Empörung gewichen.
    »Ja«, erinnerte sich Sunderland. »Mir ging’s auch gut, als ich damals beschossen worden war; ein Bankraub ’97. Am nächsten Tag tippt mir in der Supermarktschlange einer an die Schulter, und Sekunden später hab ich ihn im Kreuzfesselgriff am Boden. War dann doch nur eine Fünfundsechzigjährige, die mir sagen wollte, dass eine andere Kasse aufgemacht hat. Ich weiß nicht, was Samira gesagt hat, aber ich verschreibe Ihnen ein Bier gegen posttraumatischen Stress.«
    »Ich glaub, Laura hat ein bisschen Beistand nötiger als ich. Gehen Sie lieber mal zu der.«
    »Bin ich schon. Sie kommt auch mit, sobald sie mit der Untersuchung fertig ist.«

    »Ich geh nirgendwohin, bevor wir das Schwein Fallan nicht haben. Warum dauert das überhaupt so lange? Kann doch nicht so schwer sein, verdammt noch mal. Wir wissen, wo er wohnt, und was er für ein Auto fährt.«
    »Daraus wird nichts«, stellte Sunderland fest. »Wir haben ihn noch nicht, weil Ihre Anordnung widerrufen wurde. Von mir«, fügte er hinzu und verschränkte die

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