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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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für den Coruscate-Einbruch hatte, und was mit ihm in der Zwischenzeit geschehen war.
    »Was? Noch mal das Ganze?«, erwiderte Whitaker. Kooperation mit der Polizei fiel ihm anscheinend selbst dann nicht leicht, wenn sie ihm eine sichere Zukunft ermöglichen sollte.
    »Sie müssen die Angelegenheit noch sehr oft wiederholen, bevor Sie dafür eine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte bekommen, Liam«, erklärte Abercorn. »Und sollten dabeiirgendwelche Unstimmigkeiten auftauchen, haben Sie ein Problem. Legen Sie los.«
    Er knabberte kurz am Fingerknöchel und fing an.
    »Tommy hatte mir Bescheid gesagt. Hat gemeint, er kann garantieren, dass der Bahnhof Donnerstagmorgen geräumt wird. Keine Ahnung, woher er das wusste, aber so war das mit Tommy – überall seine Finger drin. Hat mit allen zusammengearbeitet, aber immer diskret. Hat zum Beispiel auch mal ’n bisschen für Frankie Callahan gemacht, ohne dass der wusste, dass Tommy auch für Stevie hier gearbeitet hat. Ich mein, wir waren schon jahrelang befreundet, und selbst ich hab manchmal Sachen gehört, wo ich mir dachte: Was? Mit dem hatte Tommy auch zu tun, wissen Sie?«
    Abercorn sah Catherine mit hochgezogenen Augenbrauen an – ja, wussten sie. Schließlich informierte Tommy auch gleichzeitig verschiedene Polizisten, ohne dass die vom jeweils anderen wussten.
    »Wir hatten es ganz genau geplant, und ich bin ein paarmal im Bahnhof gewesen und bin den Ablauf durchgegangen. Alles war geregelt. Bloß hat Tommy sich Mittwoch nicht bei mir gemeldet. Hab nichts gehört und ich konnte ihn auch nicht erreichen. Hab’s Donnerstagmorgen weiter versucht. Immer noch nichts. Dachte schon, das Ganze wär abgeblasen, bin aber trotzdem zum Bahnhof gefahren, man weiß ja nie. So was ist bei Tommy manchmal passiert – dann war er einfach nicht mehr zu finden. Ich dachte, ist wahrscheinlich Zeitverschwendung, aber bei dem Geld lass ich’s drauf ankommen.«
    »Ja, für ’nen sechsstelligen Betrag kann man schon mal ein Stündchen im Bahnhof vertrödeln«, sagte Catherine.
    »Auf jeden Fall hatte Tommy genau richtig gelegen, wie Sie wissen. Es gibt ’ne Durchsage, dass das Gebäude geräumt wird, also halt ich mich an den Plan. Ich geh sofort in den Kartenladen und kriech zwischen die beiden Aufsteller – die stehen direkt nebeneinander, aber unten hab ich noch geradedazwischengepasst. Dann hör ich, wie die Polizei reinkommt und alle rausschickt, auch die Mitarbeiter, aber ich bleib unten. Als alle weg sind, bin ich zur Hintertür raus in den kleinen Gang hinter den Läden, wo die ihre Mülltonnen und Packkisten haben und so, und dann bin ich hinten beim Juwelier rein. Rein und raus in ein paar Sekunden. Zack, zack, zack.«
    Er wirkte unsicher und knabberte sich einen Hornhautrest vom Zeigefinger. Er hätte eigentlich in seinem Triumph schwelgen können, aber er näherte sich der Stelle, die er nicht hatte vorhersehen können, und ab der alles schieflief.
    »Geplant war, dass ich in der Menge nach draußen gehe, wenn alle wieder reingelassen worden sind. Ich hab ganz am Ende des Gangs hinter den Läden gewartet und die Augen offengehalten. Ich dachte, als Erstes kommt das Bombenräumkommando oder so, aber stattdessen fährt da ein Wagen die Rampe hoch, Sie wissen schon, hinter Gleis achtzehn.«
    Catherine nickte. Gleich hinter der Rolltreppe zu den unteren Gleisen ging von der Hope Street ein Hufeisen ab, auf dem man direkt an Gleis Achtzehn heranfahren, jemanden aussteigen lassen und vorwärts wieder hinausfahren konnte.
    »Zwei Kerle und ein Hund. Polizisten. Ich hab kurz oben über den Zaun geguckt und mich gleich wieder geduckt. Hab mir fast in die Hose geschissen – der Hund hätt mich ja aufspüren können. War aber nicht wegen mir da. Der eine ist mit dem Hund Richtung Schließfächer gegangen, und der andere hat mit laufendem Motor gewartet. Paar Minuten später hör ich schon, wie der Erste wiederkommt. Ich guck noch mal, und er hat ’nen Riesenrucksack dabei. Er steigt wieder ein, und zack sind sie wieder weg.
    Ich denk mir: Glück gehabt! Gleich lassen sie wieder alle rein. Stattdessen kommen jetzt andere Polizisten mit anderen Hunden rein, als würden sie grad erst mit der Suche anfangen.«

    Catherine erinnerte sich an den Spürhund, der auch beim zweiten Schließfach angeschlagen hatte und sogar die Tür aufmachte, weil das Schloss kaputt war. Sie dachte an die Zeugenaussagen zu Callahan und Fleeting am Mittwochabend – zwei Männer mit großen

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