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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Plänen. Im Bahnhof hatte tatsächlich eine Lieferung auf sie gewartet, bloß war sie weggeräumt worden. Und dann, ein paar Stunden später, wurden auch die beiden weggeräumt. Für immer.
    »Ich war bei Cairns, als er den Tipp bekam«, erklärte Catherine Abercorn. »Aus Gründen, die ich nicht nennen kann, weiß ich, dass der Anruf nicht von Tommy Miller kam.«
    »Er hatte einen zweiten Kontakt? Meinen Sie, Cairns wurde reingelegt?«
    »Nein, ich glaube, ich wurde reingelegt. Von Cairns. Er hatte mir ausrichten lassen, dass er Informationen für mich über den McDiarmid-Mord hatte. Er wollte sich früh Donnerstagmorgen mit mir in ’nem Imbiss zwei Minuten von der Central Station treffen. Das hat er so eingefädelt, damit ich vor Ort bin und die ganze Sache mitmache. Ich hab sogar für ihn bei Scotrail angerufen und die Räumung des Bahnhofs angeordnet. Seinen Anruf hat er nur gekriegt, damit ich ihm das Ganze abkaufe; oder um ihm Bescheid zu sagen, dass seine Leute so weit sind. Auf jeden Fall war am anderen Ende wohl einer von den beiden, die Liam gesehen hat.«
    Noch etwas anderes wurde glasklar, als sie das Letzte laut aussprach. Der Anruf war auf jeden Fall von einem Polizisten gekommen. Er hatte abgenommen, als Laura von ihrem Schreibtisch aus angerufen hatte, aber nicht, als Catherine es an diesem Morgen vom Handy aus versucht hatte. Alle ausgehenden Anrufe von der Wache wurden als dieselbe Nummer angezeigt, also hatte er wohl gedacht, Cairns wäre dran.
    »Womit wir beim Grund meines Besuchs wären«, sagte Abercorn und griff in eine Jackentasche. Er zückte einen A5-Umschlag und zog einen Stapel Fotos heraus. Catherineerkannte die meisten als Polizisten, dazwischen ein paar Verbrecher und Zivilisten zur Kontrolle.
    Whitaker zog eine angestrengte, frustrierte Grimasse, als er die Bilder studierte. Bei ein, zwei Aufnahmen nahm er sich etwas mehr Zeit, wollte sich aber noch nicht festlegen. Catherines und Abercorns Blicke trafen sich, als Whitaker beim Porträt von Cairns’ bestem Kumpel Fletch ankam, was bestätigte, dass sie ihn beide für den Spitzenkandidaten hielten, aber Whitaker erkannte ihn nicht.
    »Ich hab’s doch schon gesagt«, erklärte er Abercorn, »ich hab nur ganz kurz geguckt. Ein paar von den Typen hier kommen mir bekannt vor, aber das ist auch schon alles.«
    »Was ist mit den Überwachungsbändern?«, schlug Catherine vor. »Der Bahnhof ist doch voller Kameras.«
    Abercorn warf ihr einen strafenden Blick zu, als hätte sie etwas Offensichtliches übersehen.
    »Die Drogenfahndung hat Scotrail Donnerstag alle Überwachungsdatenträger abgenommen«, sagte er. »Die haben’s nicht eilig, die an Locust weiterzugeben, und wenn doch, können Sie sich drauf verlassen, dass die Aufnahmen ein paar Lücken haben. Cairns – und wer auch immer seine Komplizen sind – hatten mehrere Tage zum Schneiden.«
    Abercorn lenkte Whitakers Aufmerksamkeit zurück auf die Fotos.
    »Jetzt geben Sie sich doch mal Mühe. Sie waren doch die ganze Zeit da.«
    »Ja, aber ich hab mich versteckt, schon vergessen? Der Wagen war mit dem Rücken zu mir geparkt, also hab ich das Gesicht vom Fahrer nie gesehen. Und der andere, ich hab doch gesagt, ich hab den Kopf vielleicht ’ne Viertelsekunde über den Zaun gesteckt. Ich hatte gerade Uhren für hundertfünfzigtausend geklaut. Wenn die hochgucken und mich sehen, bin ich am Arsch. Der war ’n bisschen älter, mehr kann ich nicht sagen.«

    Abercorn schaute zum halb verdunkelten Fenster. Dort war nichts zu sehen, und Catherine wusste, dass er nur seine Enttäuschung verdauen musste.
    »Na ja, eine andere Möglichkeit haben wir ja noch«, deutete er an.
    »Welche denn?«
    »Wir lassen Ihnen die Bilder hier, Liam«, sagte er. »Vielleicht erinnern Sie sich ja besser, wenn Sie ein bisschen Ruhe haben.«
    Sie gingen nach draußen in den dunklen Flur, aber Abercorn wollte wohl erst etwas sagen, wenn sie ganz aus dem Gebäude waren. Diese Wände hatten sehr neugierige und wenig vertrauenswürdige Ohren.
    »Bob Cairns ist schon seit über dreißig Jahren Polizist in dieser Stadt«, sagte er leise, als sie auf der Straße waren. »Er hat Freunde in jeder Abteilung, Vertraute auf allen Ebenen. Wenn wir Fragen stellen, weiß er sofort Bescheid. Er hat mindestens zwei Komplizen, die natürlich auch die Ohren aufsperren und deren Identität wir nicht kennen. Doch ich geh jede Wette ein, dass einer davon Fletcher ist.«
    »Ich auch.«
    »Dann fehlt noch mindestens einer, und wir

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