Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
Abercorn. »Wie hat der eigentlich damals ins Bild gepasst?«
    Fallan schwieg eine Weile, und bevor er sprach, schnaufte er kaum hörbar. Er wirkte hin- und hergerissen, und Catherine nahm an, dass als Nächstes nicht die ganze Wahrheit kommen würde.
    »Sunderland hat damit bestimmt nichts zu tun«, sagte er schließlich. Er sprach voller Überzeugung, aber seine Eile, das Thema abzuschließen, machte die anderen umso misstrauischer.
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Wieder hielt er inne, und Catherine stellte sich vor, wie erinnerlich gewisse Zeilen auf dem Dokument schwärzte, bevor er es übergab.
    »Mein Vater, Cairns und Raeside waren ein eingeschworenes Grüppchen. Haben jahrelang zusammengearbeitet. Sunderland war der Neue, der für seinen ersten CID – Posten nach Gallowhaugh geschickt worden war. Er wird ein bisschen was mitbekommen haben, aber nur so viel, dass die drei sehen konnten, ob er selbst interessiert war. Von den größeren Sachen durfte er bestimmt nichts wissen; nur Kleinkram, gegen den er nichts machen konnte. Er war aber nicht interessiert. Hat sich schnell wieder versetzen lassen. Und ihm nehm ich’s am wenigsten übel.«
    »Was?«, fragte Laura.
    »Dass sie alle ignoriert haben, was bei uns zu Hause ablief. Mein Vater war brutal, sehr brutal. Man wird nicht zu dem, was ich wurde, wenn man Ned Flanders als Vater hat. Sie haben alle so getan, als hätten sie nichts mitbekommen, selbst wenn es ganz offensichtlich war, weil sie Angst hatten, ihn zu konfrontieren. Ich hab mich auch nicht getraut, was zu sagen, aber ich war noch ein Kind. Die sollten doch das Gesetz verteidigen, die Schwachen beschützen. Tolle Polizisten. Sunderland war der Einzige, der sich wenigstens für seine Feigheit geschämt hat. Der ist nicht Ihr Mann, das können Sie mir glauben. Außerdem zu jung.«
    »Zu jung wofür?«, fragte Catherine.
    »Sie haben doch gesagt, Cairns steht kurz vorm Ruhestand. Raeside bestimmt auch. Ich würd sagen, Sie suchen jemanden, der auch nicht mehr lange hat.«
    »Wieder Fletcher«, sagte Catherine und Abercorn warf ihr einen zustimmenden Blick zu.
    »Um wie viel Heroin geht’s?«, fragte Fallan.
    »Drei Millionen en gros«, erwiderte Abercorn. »Das hat Frankie Callahan unseren Quellen nach pro Lieferung bezahlt. Pur und ungestreckt.«

    »Hört sich an, als hätten die sich einen kleinen Bonus zur Pension dazuverdienen wollen«, sagte Fallan.
    Catherine erinnerte sich an das, was Abercorn vor einer Woche über Cairns und Fletch gesagt hatte.
    Es gibt viele Polizisten wie die beiden. Die haben ihre dreißig Jahre hinter sich, stehen kurz vor der Pension und sind pleite, obwohl sie ihr ganzes Leben gearbeitet haben, und dann sehen sie jeden Tag die Dealer in ihren gepimpten Jeeps vorbeirollen und Geld verpulvern, als gäbe es kein Morgen.
    Es kam ihr vor, als würden die Wände des Raums sich von ihr wegbewegen, als würden sich wieder die Dimensionen der Welt verschieben, sodass nichts mehr so zusammenpasste wie vorher. Nichts war mehr sicher. Clarks Gesetz war widerlegt, die Guten waren sehr, sehr böse, und sie befand sich nicht nur auf derselben Seite wie ihr Lieblingsfeind von Locust, sondern auch wie einer der wenigen Menschen auf der Welt, die bei ihr ernsthafte Mordlust auslösten.
    So langsam war es Zeit, dass er ihr Seins zeigte.
    »Sie haben gesagt, Mittwoch hat Sie unten im Süden jemand umbringen wollen?«, fragte sie.
    Jasmine nickte bereitwillig; Fallan starrte nur.
    »An dem Tag hat Bob Cairns einen von sehr wenigen Tagen seiner Karriere krank gefeiert. Wie Sie es ausdrücken, Mr   Fallan, ich glaube nicht, dass diese Vorfälle nichts miteinander zu tun haben. Die Sache in der Central Station musste von langer Hand geplant werden. Die drei mussten vorsichtig, geduldig und vor allem diskret sein. Warum also sollte Cairns bei allem, was er um die Ohren hatte, nach Northumberland runterfahren, um Sie umzubringen?«
    »Weil sein Anteil an dem Drei-Millionen-Drogendeal ihm nichts bringt, wenn er den Rest seines Lebens im Knast sitzt.«
    Fallan sah das Mädchen an und gab ihr das Zeichen, dass sie an der Reihe war.

    Skeptisch aber erwartungsvoll fragte Catherine sich, ob diese Übergabe der Redeführung bedeutete, dass er seinen Teil der Abmachung einhielt.
    Das Mädchen erzählte ihre Geschichte.
    Und wie.

Sünden des Vaters
    Ruaraidh Wilson stand mit dem Rücken zu ihnen und starrte durch das beeindruckende Triptychon seiner hohen Bürofenster auf die St.   Vincent

Weitere Kostenlose Bücher