Wer schlafende Hunde weckt
Samstag hatten auf jeden Fall etwas miteinander zu tun«, sagte sie. »Erst wurden wir beschossen, und wenig später sollten Sie tot sein, damit Sie kein Alibi mehr angeben können. Wir sollten dann glauben, dass Sie uns von unseren Ermittlungen abhalten wollten, nur um selbst erschossen zu werden und die Antworten auf viele schwierige Fragen mit ins Grab zu nehmen.«
»Was für schwierige Fragen? Wer die Typen umgebracht hat, von denen Sie erzählt hatten?«
»Zum Beispiel.«
»Wie haben Sie überlebt?«, fragte Laura. »Ich dachte zwar erst, der Kerl wäre einfach ein schlechter Schütze, aber er muss doch ziemlich gut gewesen sein, um ein Magazin in unser Auto zu jagen, ohne eine von uns zu treffen. Waren Sie bewaffnet?«
»Ja«, erwiderte Fallan. Er gab den drei Polizisten Zeit, sichihre Fragen zu überlegen, bevor er hinzufügte: »Mit einem Handy.«
»Er hat so getan, als wär’s ’ne Pistole«, erklärte Jasmine. »Da ist der gleich abgehauen.«
»Mein Ruf ist mir wohl vorausgeeilt.«
»Oder der Ihres Vaters«, sagte Catherine.
Fallans Reaktion kam Catherine wie eine Veränderung des Klimas im Raum vor. Sie hatte gerade tatsächlich die Lyra des Orpheus gezupft, doch die Frage war, was nun aus Fallans persönlicher Unterwelt emporsteigen würde.
»Sie wissen, dass es jemand von der Polizei war«, stellte er fest. »Woher?«
»Unter anderem daher, dass Sie es mir gesagt haben.«
»Die größte Gang von Glasgow«, bestätigte er.
»Warum wollen die Sie umbringen? Sie haben sich zwanzig Jahre lang nicht blicken lassen und plötzlich schießen die auf Sie. Worüber haben Sie nachgeforscht?«
Jasmine wollte antworten, aber Fallan kam ihr zuvor.
»Ich zeig Ihnen meins, wenn Sie mir Ihres zeigen.«
Abercorn nickte zustimmend. Catherine hatte sowieso mit offenen Karten spielen wollen, aber wenn selbst er dazu bereit war, musste es wirklich um viel gehen. Oder er hatte sich ausgerechnet, dass Fallan und das Mädchen ihnen mehr zu erzählen hatten als andersherum.
»Was können Sie mir über einen Polizisten namens Bob Cairns sagen?«, fragte Catherine und machte aus einer Enthüllung in fast abercornschem Stil eine Anfrage. Sie hoffte, dass Fallan nicht Gleiches mit Gleichem vergelten würde, sonst konnten sie die ganze Nacht damit verbringen.
»Ein guter Freund meines Vaters. War dauernd bei uns zu Besuch. Die beiden haben oft bis spät in die Nacht getrunken und sich unterhalten. Als ich klein war, wollte ich immer Polizist werden, so gut haben mir die Geschichten gefallen. Ich mochte Bob.«
Er zuckte mit den Schultern, als hätte er nicht mehr zu sagen, und Catherine wäre jetzt an der Reihe. Dann sprach er doch mit finsterer Stimme weiter.
»Natürlich wusste ich es damals nicht besser. Ich hab noch nicht verstanden, dass er zwar ’ne große Klappe hatte, aber trotzdem nur eine kleine Ratte war, die die Augen vor dem verschlossen hat, was bei uns zu Hause los war. Sonst hätte er sich ja mit meinem Vater anlegen müssen.«
»Was war denn los?«, fragte Laura mit einer Dringlichkeit, die ihren Verdacht verriet.
»Genau das, was Sie denken«, erwiderte Fallan und hielt ihren Blick einige schwierige Momente lang.
Catherine wusste nicht, was er in Lauras Augen sah, aber die beiden hatten sich auf jeden Fall verstanden.
»Dann ist er noch dabei?«, fragte Fallan Catherine. »Spielt immer noch den anständigen Glasgower Bullen vom alten Schlag? Oder ist er in Rente?«
» CID – Leute gehen mit fünfundfünfzig in den Ruhestand«, erklärte Abercorn. »Er ist noch im Dienst. Können Sie sich vorstellen, warum er Sie umbringen wollte?«
»Wenn er es wirklich ist, weiß ich, dass er mich umbringen will. Aber, wie ich es sehe«, sagte Fallan und schaute wieder Catherine an, »haben Sie mir noch nicht Ihres gezeigt.«
Catherine schwieg einen Augenblick und nickte dann ernst. Sie spielte keine Spielchen.
»Okay, hier ist die Zusammenfassung«, fing sie an. »Letzten Donnerstagmorgen hat Bob Cairns mich zu einem Treffen gebeten, weil er Informationen über den Mord an einem mittelgroßen Dealer namens James McDiarmid hatte. Während Laura und ich bei ihm waren, bekam er einen Anruf, vorgeblich von einem Kontakt namens Tommy Miller, in dem es um eine mögliche Bombe in der Central Station ging. Wir haben keine Bombe gefunden, dafür etwas, was nach einer großen Heroinlieferung für Frankie Callahan aussah. Gleichzeitighat Liam Whitaker, ein Einbrecher und Freund von Tommy Miller, die Räumung
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