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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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hat meinen Eimer mitgenommen!«, sagte sie mit gespieltem Entsetzen. »Du bleibst sitzen, wo du bist, ich bin gleich wieder da.«
    Ich saß da, hörte die Dusche und spürte, wie der Dampf an meinen Wangen hochstieg. Es roch nach Coco Chanel hier drinnen, dem Parfüm meiner Mutter. Als ich durch den halb offenen Vorhang blickte, sah ich, dass sie ihre Make-up-Tasche auf dem Rand des Waschbeckens liegen gelassen hatte. Selbstverständlich würde Rosalind Freeman niemals auch nur für einen Moment anders als perfekt aussehen, selbst wenn ihre Tochter halbtot war.
    Ich holte tief Luft und schloss die Augen, während sich der Raum mit Dampf füllte. Die warme, feuchte Luft fühlte sich wunderbar an, fast normal. Vielleicht würde ich wieder in Ordnung kommen. Vielleicht …
    Ich muss weggedöst sein. Ein Geräusch ließ mich hochfahren, und ich spähte durch den Vorhang, um zu sehen, ob es Loretta war, die zurückkam. Aber es war niemand da, ich sah nur die Toilette und den Spiegel.
    Der Spiegel, auf dem in Großbuchstaben, blass, aber unmissverständlich geschrieben stand:
    Du hättest sterben sollen, du Schlampe
    In dem Moment erlangte ich meine Stimme wieder: Es war ein langer, gurgelnder Schrei.

Siebtes Kapitel
    L oretta stieß die Tür auf. »Was ist los, Liebes, warum schreist du?«
    Ich starrte den Spiegel an. »Spiegel«, brachte ich hervor.
    »Du hast deine Stimme wieder, Schätzchen!«, sagte Loretta, als sie sich umdrehte, um den Spiegel anzusehen. Meine Augen folgten ihren.
    Da war nichts. Durch das Öffnen der Tür war der Dampf entwichen und die Buchstaben verschwunden. Kondenswasser lief an der Oberfläche herunter, aber das Geschriebene war verschwunden. Loretta streckte die Hand aus, um den Dunstschleier abzuwischen.
    »Nein warte!«, rief ich. »Siehst du es nicht? Jemand hat eine Botschaft auf den Spiegel geschrieben. Da stand, dass ich hätte sterben sollen.«
    Ich dachte, ich könnte die Buchstaben gerade noch erkennen, aber es konnten genauso gut einfach Wassertropfen sein. Loretta starrte den Spiegel an, schüttelte den Kopf und wischte ihn mit einem Tuch ab.
    »Du nimmst einige ziemlich starke Medikamente, und eine der Nebenwirkungen kann sein …«
    »Keine Nebenwirkung. Es war da. Worte.« Ich weinte jetzt vor Enttäuschung und Frust. »Eine Drohung.«
    »Aber Liebes, niemand ist hineingegangen oder herausgekommen, während ich weg war.«
    Ich starrte sie an. »Muss aber.«
    »Ich war direkt vor der Tür. Dein Zimmer ist leer.«
    Ich blickte auf den beschlagenen Spiegel. Wurde ich verrückt? War das alles nur eine Halluzination gewesen?
    Die einzige andere Möglichkeit war …
    »Loretta«, sagte ich und versuchte meiner Stimme einen möglichst beiläufigen Klang zu geben.
    »Ja, Kleines?« Sie füllte die Plastikschüssel, die sie geholt hatte, mit Wasser, sah aber über die Schulter zu mir. Ihr Gesichtsausdruck war offen, ehrlich und freundlich, und ich wusste, mit jeder Faser meines Körpers, dass sie nichts getan hätte, um mich zu täuschen oder durcheinanderzubringen.
    »Nichts. Ich dachte nur – bist du dir sicher, dass sich niemand hereingeschlichen haben könnte, während du draußen warst? Ich kann nicht glauben, dass ich es mir nur eingebildet habe.«
    »Mach dir keine Gedanken, Kleines«, sagte sie. »Fast jeder sieht etwas Merkwürdiges, wenn er so viel Medikamente bekommen hat wie du.« Sie tauchte einen Waschlappen in die Schüssel mit warmem Wasser. »Ein Patient hier hat einmal geschworen, er hätte einen Esel in Regenbogenfarben direkt über seinem Bett hängen sehen, genau wie er es als Kind bei einem seiner Geburtstage erlebt hatte.«
    Sie änderte meine Lage. »Und ein kleines Mädchen war überzeugt, dass struppige Mäuse um ihr Bett herumliefen. Ihre Mutter hat dann erzählt, sie würde sich schon seit Ewigkeiten eine Maus wünschen … Ich kann mir am ehesten vorstellen, dass die Halluzinationen von etwas herrühren, das du verdrängt hast, vielleicht ein Wunsch?«
    »Ich wünsche mir nicht, tot zu sein.«
    »Nein, da gehe ich auch nicht von aus. Aber es hat dich wieder zum Sprechen gebracht. Vielleicht hast du nur nach einem Auslöser gesucht, um die Worte wiederzufinden.«
    Vielleicht hatte sie recht. Immerhin hatte sich ja auch herausgestellt, dass ich nur vorübergehend nicht sprechen konnte, so wie sie gesagt hatte.
    Bis wir mit dem Duschen fertig waren, hatte ich aufgehört zu zittern und beinahe die Tatsache akzeptiert, dass ich mir die Drohung nur eingebildet

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