Wer schön sein will, muss sterben
heute die ganze Zeit beobachten.«
Ich starrte ihn an, sprachlos. Er nahm die Hand vom Lenkrad und legte sie auf mein Knie. »Vielleicht können wir mal ausgehen?«
Da platzte es aus mir heraus: »Aber ich dachte, du magst Langley.«
Er sah mich verwirrt an. »Was meinst du?«
»Ich meine, du hast dich die ganze Zeit mit ihr unterhalten und mich kein einziges Mal angesehen.«
»Siehst du?«, sagte er und schob meine Haare hinters Ohr, eine Geste, die mir vertraut werden würde. »Das ist das Unschuldig-Süße an dir. Das sind doch die Spielregeln, kleine Lady. Man spricht niemals mit dem Mädchen, an dem man interessiert ist, man spricht mit den Freundinnen. Tut ein bisschen so, als wäre man schwer zu kriegen, weckt ihr Interesse.« Dann waren wir bei uns angekommen. Er hielt am Straßenrand und stellte den Motor ab. »Ich meine, ich laufe nicht herum und lade Mädchen ein, wenn nicht zumindest die Chance besteht, dass sie ›ja‹ sagen wird; ich bin ein sensibler Junge.« Er machte ein ernstes Gesicht, und ich lachte. »Jetzt machst du dich über mich lustig.«
»Ich mache mich nicht lustig, ich …«
Er küsste mich sanft auf den Mund.
Als der Kuss vorbei war, hatte er diesen überraschten Ausdruck im Gesicht. »Wow«, sagte er. Wir saßen Stirn an Stirn, seine Finger an meinem Kinn. Er hielt inne, als wollte er meine Reaktion sehen.
»Wow«, wiederholte ich. Es schien, als wäre es richtig, das zu sagen. Das war es, vermutete ich. So sollte Küssen sein. Es war schön unheimlich gewesen, so warm und angenehm.
Er neigte den Kopf zurück, legte die Wange gegen die Kopfstütze und fuhr mit den Fingern durch meine Haarspitzen. Er sah mich lange an, als wollte er wissen, wer ich bin, als hielte er mich für etwas Besonderes. Seine Finger fuhren von meinem Haar den Arm hinunter, verhakten sich mit meinen. Sein Blick war warm, bewundernd, und es kam mir vor, als sähe er mich so, wie ich gesehen werden wollte.
»Würdest du …« Sein Blick schweifte kurz ab, dann sah er mir wieder in die Augen und stammelte: »Ich … ich meine, würdest du mit mir ausgehen?«
Es hatte etwas Berührendes, wie verletzlich er schien, wie nervös. Wie wichtig es ihm zu sein schien, was ich dachte.
»Würde ich gerne.«
Er atmete heftig aus. »Puh. Für einen Moment hatte ich schon Angst …«
»Dass ich nein sagen würde?« Innerlich schüttelte ich ungläubig den Kopf. Hatte irgendjemand schon mal ›nein‹ zu diesem Jungen gesagt?
»Dass du vielleicht nicht dasselbe gefühlt hast wie ich, als wir uns geküsst haben.« Er streichelte meine Handfläche. »Aber das hast du, oder?« Er wartete meine Antwort nicht ab. »Also. Ich hol dich nächsten Samstag um acht Uhr abends ab.«
»Eigentlich ist Samstagabend der einzige Abend, an dem ich nicht kann …«
»Das kriegst du hin«, sagte er lächelnd. Er blickte mich jetzt ganz anders an, selbstsicherer, die Augen halb geöffnet. Er führte meine Hand an seine Lippen und küsste den Handrücken wie ein Prinz im Märchen. »Ich hasse es, enttäuscht zu werden, und ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst.«
Werde ich nicht, beschloss ich. Auf keinen Fall.
Am nächsten Tag traf ich mich mit Langley und Kate im Bagel-Laden zum Brunch. Ich wartete mit meinen Neuigkeiten so lange, bis wir den neuesten Klatsch ausgetauscht hatten. Über Elsa, die die Haare von allen Puppen aus der Sammlung ihrer Mutter in Regenbogenfarben gefärbt hatte, und die beiden Neuntklässlerinnen, die mit Ecstasy geschnappt worden waren. »David? Hat dich eingeladen?« Langley war so ungläubig, dass sie ihre Gabel fallen ließ und ihren gemischten Salat beiseiteschob.
»Ich weiß, ich konnte es auch nicht glauben.«
»Aber du wirst nicht mit ihm ausgehen, oder?«, sagte Kate. Sie begann, ihre Haarspitzen genau zu untersuchen.
»Hm, doch. Ich meine, ich denke schon. Warum nicht?«
Sie sah mich an. »Er und Nicky haben sich gerade getrennt. Hast du keine Angst, nur als Trostpflaster zu dienen?«
Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte erwartet, dass sie sich für mich freuten, anstatt so argwöhnisch zu sein. Kate hatte die Untersuchung ihrer Haare beendet und starrte an mir vorbei ins Leere, so wie sie es immer tat, wenn sie sich auf eine Rolle vorbereitete.
»Was ist los? Ich dachte, ihr würdet begeistert sein.«
»Das bin ich«, sagte Kate, und ihre Augen glitten wieder zu mir. »Natürlich bin ich das. Ich will nur sichergehen, dass du nicht verletzt wirst. David ist … nun ja, er
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