Wer schön sein will, muss sterben
ist nicht gerade ein Mönch.«
Langley hatte sich wieder ihrem Salat zugewendet. »Ich war nur überrascht. Aber wenn ich so überlege, finde ich es toll«, sagte sie und knabberte an den Rändern eines Salatblattes. »Ist doch egal, wenn es nur zum Trost ist. Ihr werdet ein paar Wochen zusammen Spaß haben und dann beide mit anderen gehen.«
»Klar«, sagte ich.
Jetzt rückte stattdessen der Tag näher, an dem David und ich acht Monate zusammen waren. Ich lächelte immer noch jedes Mal, wenn ich seinen Namen auf dem Display meines Handys sah oder einen Blick von seinem Auto erhaschte. Ich konnte nicht glauben, dass er mich ausgewählt hatte. Und er schien mich sogar zu mögen, und mit jeder Woche, die verging, wollte er mehr Zeit mit mir verbringen.
»Ich habe das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann«, sagte er bei unserer vierten Verabredung. »Als könnte ich dir alles erzählen«, und ich kam mir so wichtig vor, fühlte mich so geliebt.
Er vertraute mir auch tatsächlich alles an – zum Beispiel, dass er als er sieben war die Bonsai-Sammlung seines Vaters ertränkt hatte. Sein Vater hatte ihn daraufhin so heftig geschlagen, dass seine Mutter ihn ins Krankenhaus bringen musste. »Sie erzählte den Schwestern, ich hätte einen Unfall gehabt«, sagte er, nüchtern, ohne Vorwurf. »Was hätte sie tun sollen? Wenn sie etwas gesagt hätte, hätte der Mann auch sie geschlagen.« Als er ungefähr zwölf war, zwang sein Vater ihn, vier Tage ohne Essen und Trinken auszukommen, weil er vergessen hatte, den Wasserfilter im Aquarium mit den Zierfischen zu kontrollieren. Es war kein Wunder, dass David etwas von dem aufbrausenden Wesen geerbt hatte.
Aber er hatte auch eine weiche, süße, jungenhafte Seite, die ich liebte. Dieser Teil von ihm konnte stundenlang dasitzen und Annie Geschichten erzählen, liebte alte romantische Filme oder alles mit den Muppets und machte leise wohlige Geräusche, wenn ich seine Füße massierte. Er brachte mir ohne Grund kleine Geschenke mit, eine Halskette mit Herz, eine Actionfigur von Wonder Woman, weil ich ihn an sie erinnerte. Dinge, die ihm etwas bedeuteten und die mir hoffentlich auch etwas bedeuten würden.
Und einmal, nachdem wir ungefähr einen Monat zusammen waren, wachte ich morgens vom Klopfen an meinem Zimmerfenster auf. Ich öffnete, und da war er, zitternd, obwohl es nicht besonders kalt war.
»Kann ich reinkommen?«, fragte er mit unsicherer Stimme.
»Was ist los?«, fragte ich und half ihm herein.
Seine Augen waren klar und sahen so leer aus, so traurig. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
»Können wir … kannst du mich einfach eine Minute festhalten?«, fragte er und warf sich in meine Arme.
Er begann zu schluchzen, und ich sank mit ihm auf mein Bett. Lange Zeit lagen wir einfach nur da, er in meinen Armen, und ich tröstete ihn wie ein Kind. Er packte mich fest, so fest, dass es wehtat und ich am nächsten Tag blaue Flecken hatte, aber das war mir egal. So war er, so leidenschaftlich. Als sein Schluchzen nachließ, sah er mich an und lächelte süßer, als ich es jemals zuvor gesehen hatte.
»Ich liebe dich, Jane«, sagte er. »Mehr als ich jemals jemanden geliebt habe.«
In der Nacht verlor ich meine Jungfräulichkeit, als Zeichen der Liebe, des Vertrauens, das er zu mir haben konnte. Er war wunderbar und süß und liebte mich. Wir stritten nur ein einziges Mal, als ich ein Date mit ihm platzen lassen musste, aber hinterher mochte ich ihn noch mehr, weil es bewies, wie wichtig ich ihm war.
»Es geht dir also wirklich besser?«, sagte David jetzt an meinem Krankenbett. Er trommelte einen Beat gegen sein Bein, wie er es immer machte, wenn er unsicher war.
Ich nickte.
»Gut genug, um mir zu erzählen, was das für eine Überraschung von dir war, die ich nicht mehr bekommen habe? Es ist nur fair, ich habe schon 139 verraten.«
Ich spürte meine Brust enger werden. Ich wusste, es wäre alles okay, sobald ich es ihm erzählt hätte, aber in dem Moment wollte ich nichts tun, was die Stimmung zerstörte. Es tat so gut, ihn bei mir zu haben. Außerdem würde ich vielleicht nie wieder gesund werden, und dann spielte es ohnehin keine Rolle. »Nee, ich hebe sie noch auf.«
»Das ist einfach gemein«, schmollte er.
»Ich weiß, dass du Geduld haben kannst.« Ich bemerkte einen Kratzer auf seinem Gesicht. »Was ist mit dir passiert, Süßer?«
Er fuhr mit den Fingern an die Stelle. »Nichts.«
»Erzähl schon.«
Er zuckte mit den Schultern, schob die
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