Wer schön sein will, muss sterben
konnte ich nicht glauben, dass sie tot war. Und dann …« Ich brach ab. Heiße Tränen liefen mir plötzlich die Wangen herunter und fielen in die heiße Schokolade.
Langley legte einen Arm um mich. »Was geschah dann?«
Unsere Augen trafen sich. »Alles, woran ich denken konnte, war, dass ihre Augenbrauen gezupft werden mussten.« Da begann ich wirklich zu weinen, heftiges Schluchzen schüttelte meinen ganzen Körper. »Kannst du dir das vorstellen? Sie war tot, und ich konnte an nichts anderes denken als an ihre Augenbrauen.« Ich drückte mir die Hände auf die Augen, um die Tränen zurückzudrängen. Es stand mir nicht zu, zu weinen, ich verdiente kein Mitleid.
»Das ist doch meistens so«, sagte Langley und strich über meinen Rücken. Ihre Stimme klang beruhigend, liebevoll. Mütterlich. »Dass man auf ein seltsames Detail fixiert ist. Das ist normal.«
Ich hielt immer noch den Kopf in den Händen. »Sie sagten, sie starb an einer Überdosis. Dass sie Selbstmord begangen hat.«
»Hat sie das?«
»Das haben sie gesagt.«
Einen Moment herrschte Schweigen. Langley brach es, indem sie in ihrem liebenswürdigsten Ton sagte: »Das muss schrecklich für dich gewesen sein, Jelly Bean. Einfach schrecklich.«
Ich senkte den Kopf auf den Tisch, verbarg ihn in meinen Armen. »Ich habe sie überredet, zu der Party zu gehen«, sagte ich gerade laut genug, um gehört zu werden. Auch das hatte ich noch nie jemandem gebeichtet. »Sie wollte nicht gehen, und ich hab sie dazu gebracht. Wenn ich sie nicht überredet hätte, hinzugehen, wäre es nicht passiert. Hätte ich nur …«
»Nein«, unterbrach mich Langley. »Hör jetzt damit auf. Du hast sie zwar dazu überredet mitzukommen, aber nicht dazu gebracht, sich das Leben zu nehmen.«
»Das weißt du nicht.«
Langley legte ihre Hände auf meine Schultern und richtete mich auf, aber ich wagte nicht, ihr in die Augen zu sehen. »Menschen bringen sich nicht um, weil sie sich auf einer Party nicht amüsieren. Es hat viel tiefere und ältere Wurzeln, wenn sie so etwas tun.« Sie legte einen Finger unter mein Kinn und hob mein Gesicht hoch. »Sieh mich an, Jane Freeman.«
Ich tat es. Auch in ihren Augen waren Tränen. Ihr Ausdruck verriet, dass sie verstand, verstand, was ich gesagt hatte, und vielleicht sogar, was nicht. Sie warf mir ein kleines, trauriges Lächeln zu, ganz anders als ihr übliches. Es war zärtlich, liebevoll.
»Du warst nicht schuld daran, was deiner Freundin passiert ist. Du hast sie nicht dazu gezwungen, eine Überdosis zu nehmen.«
Mir war nicht bewusst gewesen, welche Last es gewesen war, all diese Geheimnisse mit mir herumzutragen. Sie zu teilen, mit Langley zu teilen, war, als würden mir tonnenweise Steine vom Herzen fallen. Ich war von einer beinahe euphorischen Dankbarkeit erfüllt. »Danke. Du … du bist toll.«
Sie schüttelte den Kopf und warf mir diesmal ihr typisches Langley-Grinsen zu. »Bedank dich nicht bei mir, bedank dich bei Dr. Phil. Ich habe alles, was ich über Psychologie weiß, von ihm.«
Ich lachte, mein Gesicht war immer noch nass von Tränen.
»Es muss hart gewesen sein, deine beste Freundin auf diese Weise zu verlieren.«
»Das war es.«
Aber nicht genau so, wie du es gehört hast
, dachte ich. Denn es gab noch ein Geheimnis, das ich für mich behielt. Ich starrte auf die Tischplatte, zeichnete die Stelle, wo jemand etwas in die Oberfläche geschnitzt hatte, mit dem kleinen Finger nach und fragte mich, ob ich ihr den Rest erzählen sollte. Mach einen klaren Schnitt. Erzähl endlich jemandem die ganze Wahrheit.
Ich sah zu ihr auf, ihr Gesichtsausdruck war erwartungsvoll, ihre Augen glitzerten wie die Eiszapfen, die draußen vor dem Fenster hingen, und ich konnte es einfach nicht. Ich fürchtete mich zu sehr davor, was geschehen würde, wenn ich es tat. Fürchtete zu sehr, dass sie mich als den Feigling, den Versager betrachtete, der ich war, und zu dem Schluss kommen würde, dass ich ihrer Freundschaft nicht würdig war.
Stattdessen sagte ich: »Was ist mit dir? Was ist dein Whirlpool-Trauma?«
Was immer ich auch erwartete, es geschah etwas völlig anderes.
Langley zog ihr Shirt hoch, und ich sah eine lange hervortretende Narbe, die im Bund ihrer Jeans verschwand und quer über ihren blassen Oberkörper verlief. »Sie geht noch den ganzen Oberschenkel runter.«
»Wie hast du sie bekommen?«
Sie blickte weg. Sie schwieg sehr lange, und ich dachte, dass sie es sich vielleicht anders überlegt hatte. Dann sagte sie
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