Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
Vom Netzwerk:
vor, als sähe ich es in einem Film, der immer wieder riss. Manche Bilder waren scharf, aber andere konnte ich nicht fokussieren. Langley vor der Tür, aufgeregt, und mich, jene Worte aussprechend, konnte ich mir irgendwie vorstellen. Aber warum? Was könnte ich gesehen haben, das dazu geführt hatte, dass ich mit David Schluss machen wollte? Und wenn tatsächlich etwas geschehen war, hätte er es nicht erwähnt? Wäre es mir nicht eingefallen, als er da war?
    Du bildest dir das nur ein
, sagte ich mir entschieden. Wie die Worte auf dem Spiegel hatte ich es wahrscheinlich unter dem Einfluss starker Medikamente nur erfunden.
    »Danke, dass du mich davon abgehalten hast, mich lächerlich zu machen. David hat vielleicht seine Fehler, aber ich liebe ihn immer noch.«
    »Natürlich. Die Party war einfach abgefahren. Hast du gehört, dass Elsa ihren Porsche zu Schrott gefahren hat? Sie ist gegen einen Pfahl gefahren.«
    »Was?«
    »Ja, und nicht nur das. Offenbar hat sie halluziniert oder so und wurde so aggressiv gegenüber den Sanitätern, dass sie sie festbinden mussten.«
    »War sie betrunken?«
    »Es geht um Elsa, das Mädchen, das so clean ist, dass sie sogar ihre selbst abgefüllten Wasserflaschen zu Partys mitbringt.«
    Das stimmte. Elsa trank nicht und nahm keine Drogen. Sie war auch ohne seltsam genug. »War es ein neurotischer Anfall?«
    »Wer weiß. Aber es ist seltsam, oder?«
    Es tat gut, über etwas anderes zu reden als mich, wieder in den üblichen Klatsch mit Langley verwickelt zu werden, auch wenn ich mir um Elsa Sorgen machte. Sie fuhr fort: »Ollie hat gesagt, dass sie einen Nervenzusammenbruch hatte und zu ihrer richtigen Mutter auf die Bahamas geschickt worden ist. Aber ich habe gehört, dass sie sie zur Beobachtung in eine psychiatrische Klinik gesteckt haben.«
    »War sie okay? Ich meine körperlich?«
    »Ja, ich glaube, es ging ihr gut, nur ein paar Blutergüsse. Wer ist denn heute sonst noch so bei dir zu Besuch gewesen? War Kate hier?«
    Der plötzliche Themenwechsel verwirrte mich. »Nein. Hm, noch nicht.«
    »Ich bin sicher, sie wird bald hier sein. Sie ist so fertig. Sie hat dich wirklich gern.« Die Art, wie sie mich ansah, löste Unbehagen in mir aus. Wusste sie es?
    Nein, niemand wusste es. Nicht einmal Langley. Besonders Langley nicht.
    »Ich gehe jetzt besser.« Sie lächelte auf mich herab. »Du armes Kind. Hast du große Schmerzen?«
    »Ein bisschen.« Ich blickte zu dem Infusionsständer, neben dem sie stand. Drei Beutel waren daran und vier digitale Monitore. »Ich glaube, sie halten meine Medikamentendosis ziemlich hoch. Das Schlimmste ist im Moment, dass ich mich nicht erinnern kann. Oh, und dass ich mich nicht bewegen kann.« Ich wollte scherzhaft klingen, aber es kam mehr ein schwaches Krächzen heraus.
    »Es wird dir bald viel bessergehen. Ich verspreche es.« Sie beugte sich herunter, um mir einen Kuss auf die Nase zu geben. Dabei musste sie sich mit dem Arm auf den Schlauch meiner Infusion gestützt haben, denn plötzlich überkam mich eine Welle des Schmerzes.
    Der Herzfrequenzmonitor begann zu piepen, und Loretta stürzte herein. Langley wich hastig zurück, und ich hyperventilierte.
    Mein Gott, der Schmerz.
    Schwarze und weiße Flecken erschienen vor meinen Augen, in meinen Ohren rauschte es, und mein Körper krümmte sich krampfartig vor Qual. Es fühlte sich so an, als ob mein Skelett versuchte, aus mir herauszukriechen. Ich hörte Schreie, meine Schreie, und ich spürte einen Pieks in meinem Arm.
    Dann schwamm ich, schwamm durch das braune Wasser, und jemand schrie:
Aus dem Weg, du eifersüchtige Schlampe
, und ich schwamm nach oben und durchbrach die Oberfläche und …
    Plötzlich war alles gut. Mein Körper war entspannt, meine Augen klar, in meinen Ohren klang es nicht mehr.
    Alles war wieder normal. Sogar noch besser.
    Loretta beugte sich über mich. »Wir mussten dich einen Moment in Bewusstlosigkeit versetzen. Wie geht es dir?«
    »Großartig«, sagte ich und meinte es.
    Das traf jedoch nicht auf Langley zu. Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und sie zitterte, ließ sich auf einen Stuhl in der Ecke fallen, als wollte sie sich so klein wie möglich machen. »Mein Gott, es tut mir so leid«, sagte sie. »Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte ihr nicht wehtun.«
    Loretta warf ihr ein freundliches Lächeln zu. »Machen Sie sich keine Sorgen. Nur ein Missgeschick mit der Infusion. Kein dauerhafter Schaden.«
    Langley hatte das Gesicht in den Händen vergraben.

Weitere Kostenlose Bücher