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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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»Ich fühle mich schrecklich.«
    Ich strahlte sie an. Ich wusste nicht, was Loretta mir gegeben hatte, aber ich fühlte mich großartig. »Mir geht’s gut. Alles ok. Und jetzt weiß ich auch, wie sehr ich die Infusion brauche.«
    Langley sah mich durch die Finger hindurch an. »Ja, scheint so.«
    Meine Mutter, die nie etwas verpasste, stürzte in einer Wolke aus Coco Chanel und Fragen herein. »Was war das? Was ist passiert?« Joe folgte ihr.
    »Nur ein kleines Missgeschick, kein Grund zur Sorge«, versicherte Loretta ihnen.
    »Sind Sie sicher?«, wollte meine Mutter wissen. »Jane ist blass wie ein Geist.«
    »Noch bin ich kein Geist, Mutter.«
    »Das ist nicht lustig«, gab sie scharf zurück.
    Ich blickte hinter sie. »Wo ist Annie?«
    »Sie ist heute bei den Monteros und spielt mit Dora.« Dora war Ollies jüngere Schwester. Erst als sie sich umdrehte, sah meine Mutter Langley. »Langley, Liebes. Schön, dich hier zu sehen. Wie geht’s deinen Großeltern?«
    Da Langleys Großeltern zu den gesellschaftlich prominentesten Leuten in der Region gehörten, war es wichtig, danach zu fragen, selbst wenn die eigene Tochter gelähmt im Krankenhaus lag. Man durfte wegen so einer Kleinigkeit, wie dem bevorstehenden Tod nicht seine Manieren vergessen.
    »Es geht ihnen den Umständen entsprechend, und sie lassen Jane herzlich grüßen.«
    »Bitte sag ihnen danke von uns. Es bedeutet uns sehr viel.«
    »Gibt es irgendetwas Neues?«, fragte Langley.
    »Die Polizei hat glaubwürdige Beweise, dass es die Einbrecher waren, die den Supermarkt überfallen haben. Sie haben Jane angefahren, als sie weggerast sind.«
    »Was heißt ›glaubwürdige Beweise‹?«, fragte ich.
    »Ein Fahrzeug, das der Beschreibung nach mit dem der Einbrecher übereinstimmt, wurde in der Nähe des 10 – 57 gesehen. Das ist der Code, den die Polizei für Fahrerflucht benutzt«, erklärte meine Mutter, als hätte sie gerade die Polizeischule abgeschlossen. »Und die Bremsspuren passen möglicherweise zum Fluchtfahrzeug.«
    » 10 – 4 , Officer Rosalind, verstanden«, witzelte ich.
    Ihre Lippen wurden dünn, aber sie ignorierte meinen höhnischen Tonfall und wandte sich stattdessen an Langley. »Wir halten in ein paar Minuten eine Pressekonferenz dazu ab, um Informationen über den Aufenthaltsort der Einbrecher zu bekommen. Falls du noch bleiben willst.«
    »Das bedeutet also, dass sie denjenigen kriegen werden, der das getan hat«, fasste Langley zusammen.
    Meine Mutter nickte. »Es bedeutet, dass Jane ein Opfer der steigenden Kriminalitätsrate in dieser Gegend ist. Ein Symbol für das, was für uns alle auf dem Spiel steht.«
    Wenn ich hätte klatschen können, hätte ich es getan. »Die Headline ist der Renner. Ich hoffe, du willst sie im Fernsehen benutzen.«
    »Diese permanent negative Einstellung und dieser ständige Sarkasmus sind so …« Sie brach ab, und wenn ich sie nicht besser gekannt hätte, hätte ich vielleicht gedacht, sie wäre kurz davor zu weinen.
    Aber ich kannte sie besser. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es für mich ist, das beizubehalten.« Es stimmte. So benahm ich mich gegenüber niemandem außer meiner Mutter. Ich starrte auf die Falte, die über ihre Stirn verlief, und zum ersten Mal fragte ich mich, warum.
    Sie seufzte und griff zögernd nach meiner Hand. »Verstehst du nicht, Schatz, es bedeutet, dass vielleicht bald alles vorbei ist.«
    Ach so, das war der Grund. Ich wusste nicht, was sie mit »alles« und »vorbei« meinte, aber ich wusste ganz sicher, dass einer von uns immer noch vollständig gelähmt war. Und es weiter sein würde, egal, wie viele Einbrecher von Supermärkten gefasst würden. Es war ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich weigerte, mich zu sehen, wie ich wirklich war. Sich weigerte, den Menschen genau vor ihr zu sehen, jetzt und immer.
    Langley stand auf und ersparte mir damit, eine passende Antwort zu finden. »Ich würde gerne zur Pressekonferenz hierbleiben, aber ich muss nach Hause. Mein Großvater.«
    »Natürlich, meine Liebe. Danke, dass du da warst und unser armes Mädchen aufgemuntert hast.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Siehst du, Mutter. Jeder außer dir findet, dass es ein Vergnügen ist, bei mir zu sein.«
    Langley küsste mich auf die Stirn, der Duft von Grapefruit umgab mich. »Tschüss, Jelly Bean. Ich versuche, später noch mal zu kommen.«
    »Kümmer dich um Papo. Das ist wichtiger.« Ich meinte es so. Es war süß von ihr, Zeit mit mir zu verbringen, während

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