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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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ihr eigenes Leben so schwierig war. So war Langley – immer stark für andere, egal, wie viel Kraft sie selbst brauchte.
    Meine Mutter folgte ihr zur Tür hinaus, aber Joe blieb zurück, stand am Fußende meines Bettes. Er hustete einmal, räusperte sich. »Jane, ich verstehe nicht, warum du so wütend auf deine Mutter bist, aber ich möchte auf jeden Fall, dass du weißt, dass sie die ganze Sache hier wirklich mitnimmt.«
    »Es sieht nicht so aus. Es scheint ihr prächtig zu gehen.« Das klang spitz und kleinlich, aber es war mir egal.
    »So ist deine Mutter. Sie ist ein Soldat.«
    »Woher weißt du das? Du kennst sie erst seit einem Jahr. Woher weißt du, wie sie ist?«
    Joe bohrte die Hände in die Taschen, schien irgendwie verlegen. »Ich liebe sie und bewundere sie, und ich habe sie genau beobachtet. Ich … Du musst wissen, dass sie alles, was sie macht, für dich tut, weil du ihr sehr viel bedeutest.«
    »Alles, was meine Mutter interessiert, ist, wie die Dinge auf ihrer Pressekonferenz aussehen.«
    Er sog den Atem durch den Mund ein, als hätte ich ihn geohrfeigt. »Das ist nicht fair. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das weißt.«
    »Gut. Danke, dass du die Nachricht überbracht hast.«
    Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, zuckte dann mit den Schultern und ging. Ich richtete die Augen auf meine Blumen und Luftballons und den Gute-Besserung-Bären auf der Fensterbank. All das war von Menschen, denen ich wirklich etwas bedeutete. Menschen, die mich so mochten, wie ich wirklich war, nicht irgendeine imaginäre perfekte Tochter, die ich sein
sollte
.
    Das Telefon an meinem Bett klingelte. Vielleicht war es David. Allein der Gedanke löste bei mir am ganzen Körper ein Prickeln aus. Ohne nachzudenken, streckte ich die Hand aus und hob ab.
    »Hallo?«
    »Wie geht’s dir heute, Jane?«, fragte eine Stimme. Es war nicht Davids. Ich erkannte sie nicht, aber es war mir egal, denn während sie sprach, wurde mir bewusst, dass ich gerade meinen linken Arm benutzt hatte. Ich probierte den rechten. Ja, der funktionierte auch. Ich konnte mich bewegen. Ich konnte mich bewegen!
    »Mir geht’s großartig, wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s gut. Ich freue mich schon darauf, wenn wir uns endlich treffen.«
    Das klang jetzt seltsam. »Warte, wer ist da?«
    »Du weißt es nicht?«
    »Nein.«
    »Ich bin der, der versucht hat, dich zu töten. Oder sollte ich besser sagen, der dich töten
wird
?« Mir wurde am ganzen Körper kalt. »Das ist nicht lustig.«
    »Ich versichere dir, es ist mein voller Ernst.«
    Ich schluckte. »Wovon sprichst du?« Meine Arme funktionierten jetzt, aber mein Kopf schien benommener denn je.
    »Wir wissen beide, dass das, was dir passiert ist, kein Unfall war.«
    Ich begann zu zittern.
    »Stimmt’s?«, bohrte die Stimme.
    »Wer ist da?!« Meine Hände, die den Hörer umklammerten, waren eiskalt. »Sag mir, wer du bist.«
    »Das ist etwas, was ich weiß, du aber noch herausfinden musst. Bis bald.«

    Die Verbindung wurde unterbrochen. Ein Junge, den ich nie zuvor gesehen hatte, kam ins Zimmer. Er hielt ein Handy in der Hand und trug ein großes Paket unterm Arm. Er blickte darauf, sah mich an und sagte: »Hallo Jane.«

Siebzehntes Kapitel
    » R aus hier! Raus! Hilfe! Loretta!«
    Der Junge ließ das Handy fallen.
    Loretta stürzte herein. »Schätzchen, was ist los?«
    Ich zeigte auf den Jungen. Mein Arm zitterte. »Er … er will mich töten.«
    »Wer, Pete?« Sie sah den Jungen an, der sich gerade bückte, um sein Handy aufzuheben. »Das glaub ich nicht.«
    »Jemand … jemand hat gerade angerufen und gesagt, er würde mich töten. Und dann kam er rein.«
    Loretta trat zu mir und holte eine Taschenlampe heraus. Sie leuchtete mir in die Augen. »Sieh mich an, Schätzchen. Gut. Jetzt nach links.« Sie machte die Lampe aus.
    »Ich halluziniere nicht. Ich hab es mir nicht ausgedacht. Jemand hat mich angerufen.«
    Mit dem Finger an meinem Handgelenk fragte sie mich: »Erzähl mir, was passiert ist, Schätzchen.«
    »Das Telefon hat geklingelt, und ich hab abgenommen.«
    »Du hast abgenommen? Du hast die Hand bewegt?« Sie blickte mich überrascht an.
    »Ja. Ich kann jetzt beide Arme bewegen.«
    »Gott geht seltsame Wege. Das Telefon hat geklingelt, und du hast abgenommen, und was ist passiert?«
    »Die Stimme am Telefon sagte, was mir passiert ist, wäre kein Unfall gewesen. Dass sie zu Ende bringen würden, was sie angefangen haben. Und dass wir uns bald sehen würden.«
    »Ich verstehe.

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