Wer schön sein will, muss sterben
finden. »Mir fällt nichts ein.« Das war nicht einmal gelogen.
»Okay. Arbeiten Sie daran.« Er schloss meine Akte. »Und fürs Erste, entspannen Sie sich. Ich komme später noch mal, um nach Ihnen zu sehen. Und wenn Sie noch irgendwelche Anrufe bekommen, versuchen Sie, sich die Uhrzeit zu merken.«
»Wird Jane noch mehr solcher Halluzinationen haben? Ich würde gerne wissen, was uns erwartet«, fragte meine Mutter.
»Das hängt von der Anwesenheit von Stressoren ab und wie Janes Psyche arbeitet.«
»Oder ob der Mörder mich noch mal anruft«, warf ich ein.
Dr. Tan tätschelte meine Hand. »Keine Sorge, alles wird gut.«
Aber wie? Wollte ich fragen. Wenn er recht hatte, verlor ich gerade meinen Verstand. Wenn ich recht hatte, plante gerade jemand, mich zu töten. Keines dieser Szenarien schien darauf hinauszulaufen, dass mit mir alles okay wäre.
Als Dr. Tan gegangen war, räusperte sich Joe. »Weißt du, Rosie, ich könnte ein paar von meinen Jungs sagen, sie sollen abwechselnd vor Janes Zimmer sitzen und dafür sorgen, dass kein Unbefugter rein- und rausgeht.«
»Joe, das ist lieb von dir. Aber wie Dr. Tan gerade gesagt hat, sollte ich hoffen, dass das nicht nötig ist. Ich denke außerdem«, sie senkte die Stimme, »dass es eher schaden würde. Wir wollen Jane nicht zu noch mehr Halluzinationen animieren, indem wir der Situation Stressoren hinzufügen.« Ihr Handy klingelte. Sie warf mir dasselbe routinemäßige Lächeln zu wie allen anderen und sagte: »Du wirst sehen, Jane, alles wird gut werden«, dann ins Handy: »Hallo Perry, was kann ich für dich tun?«
Und wie ich das sah. Es ging wieder zurück an die Arbeit. Business as usual.
»Würdet ihr bitte alle gehen.« In meinen Ohren klang meine Stimme brüchig, vernichtet. »Loretta, würdest du mich ins Badezimmer schieben. Ich möchte allein sein.«
»Ich muss mich um Mrs North nebenan kümmern. Hörst du das Brüllen? Pete, bitte helfen Sie Miss Freeman in den Rollstuhl, so wie ich es Ihnen gezeigt habe. Für einen starken Jungen wie Sie wird das kein Problem sein.«
Er drückte seine Hände zusammen und ließ die Knöchel knacken. »Ich lebe, um anderen Freude zu bereiten.«
Bevor Joe ging, kam er noch mal zu mir und tätschelte mir die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Jane. Wir lassen nicht zu, dass dir irgendetwas geschieht.« Sein großes, dämliches Gesicht blickte ernst. »Ich stehe hinter dir.«
Perfekt. Der dubiose Joe Garcetti und seine Leute unterstützten mich. Das war echt genau das, was ich brauchte, aber ich sagte nur: »Danke.«
Achtzehntes Kapitel
D ie Tür schloss sich, und ich blieb allein mit dem Typen namens Pete zurück. Als er auf mich zu kam, sah ich, dass er wahrscheinlich nur wenig älter war als ich. Seine Haut war dunkel, olivfarben und er hatte kurz geschnittene, braune Haare, doch seine Augen waren leuchtend blau.
Er stand an meinem Bett, blickte auf seine Armbanduhr und sagte: »Oh, das war’s dann wohl für dich. Zeitpunkt des Todes: 14 Uhr und drei Minuten.«
Meine Augen weiteten sich entsetzt. »Hey, ich bin noch nicht tot.«
»Stimmt.« Er nickte. »Aber es haben sich schon Frauen in mich verliebt, nachdem sie mich nur dreißig Sekunden so angestarrt haben, und bei dir dauert es jetzt schon länger als eine Minute. Das heißt, du bist verloren.«
Er sagte es vollkommen ernst, mit unbewegtem Gesicht, als wäre es eine Tatsache, aber seine Augen verrieten, dass er Spaß machte. Er trug Jeans, Adidas und ein weißes T-Shirt, bedruckt wie ein Arztkittel, mit Stethoskop und Namensschild, Dr. Feelgood. Haha. Ich verdrehte die Augen. »Das war wohl ein Witz.«
»Nein. Es ist ein Fluch.«
»Aber du trägst ihn mit Fassung.«
»Ich bemühe mich.« Er zeigte auf die Fensterbank mit den Blumen. »Hast du schon mal daran gedacht, dass du hier vielleicht eine zu hohe Pollen-Dosis abbekommst? Mit den tausend Blumen hier sieht das Zimmer aus wie eine Leichenhalle der Extraklasse.«
»Wow, du bist echt geschmacklos. Und nur zur Info: Es ist nett, dass Leute mir diese Dinge schicken. Aufmerksam.«
Jetzt wurden seine Augen groß. »Klar. Es zeigt, dass sie dich wirklich mögen. Dass du beliebt und bewundert wirst …« Er legte den Kopf schräg, um die Karte an dem Popcornbecher zu lesen.
»Vom Autohaus Pontrain.«
»Das ist nicht fair. Du weißt nichts über mich. Da drüben ist eine DVD , die meine besten Freunde aufgenommen haben, direkt neben dem Strauß mit den Rosen. Alle von meiner Highschool sind darauf
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