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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Welt.
    Was war aus der Mom geworden, die nach Puder, Shampoo und Seife roch, die zu mir eilte, wenn ich hingefallen war und mir das Knie am Kletterturm gestoßen hatte, die mich an sich presste und sagte: »Alles in Ordnung, Schätzchen. Ich hab dich«? Deren Stimme so klang, als ob ich ihr wichtig war, als würde sie mich wirklich sehen und spüren und ich ihr etwas bedeuten.
    Ich wollte meine Mom. Ich brauchte sie. Wo war sie?
    »Ich hab mir das nicht ausgedacht.« Tränen liefen mir über die Wangen. »Jemand hat angerufen und mich bedroht.« Ich blickte flehend zu Pete. »Du musst es gehört haben, du kamst herein, als ich gerade aufgelegt habe.« Ich brauchte einen Verbündeten, nur einen Menschen auf meiner Seite.
    Pete schüttelte den Kopf. »Ich habe gehört, wie du gesprochen hast, aber ich habe nicht darauf geachtet. Ich war an meinem Handy.«
    Loretta lächelte besänftigend und legte ihre warme weiche Handfläche auf meine Schulter. »Es kommt jemand rauf, der dir helfen kann, das alles zu verstehen.«
    »Was für ein Jemand?«
    »Dr. Tan ist Psychologe. Er ist auf Traumata spezialisiert.«
    »Ich brauche keinen Psychologen, ich brauche Personenschutz.« Was war mit ihnen los? »Jemand versucht, mich umzubringen. Warum sollte ich mir das ausdenken? Warum?« Ich blickte alle der Reihe nach an, verlangte eine Erklärung, begegnete aber nur aufgesetztem Lächeln und leeren Blicken.
    »Warum bist du dir so sicher, dass du es nicht halluziniert hast?«, fragte meine Mutter.
    »Ich hab das Telefon in der Hand gehalten. Ich hab die Stimme gehört. Wirklich.
Wirklich.
«
    »Was immer geschehen ist, niemand bestreitet, dass es dir real vorkam«, versicherte Loretta mir. Das half mir auch nicht. Aber sie fuhr unerbittlich fort: »Warum zeigst du uns nicht, dass du dein Paket auspacken kannst, während wir auf Dr. Tan warten?«
    Jetzt war ich ein abgerichteter Affe. Ich begann, das Papier aufzureißen und meine Mutter sagte: »Jane, das ist wunderbar. Deine Arme, deine Hände …« Ihre Stimme zitterte. »Du kannst dich bewegen.«
    »Das ist egal, wenn mich jemand umbringt.« Ich riss das Papier vom Karton. Ich glaubte, in ihren Augen waren Tränen, aber ich ignorierte es.
    Im Karton war ein kleiner Keramikengel mit Hasenohren. Eine lasergedruckte Karte war dabei, auf der stand:
»Denk dran, Du bist nicht allein. Irgendein Häschen wacht immer über Dich. Herzliche Grüße, Dein heimlicher Verehrer.«
    »Ist das nicht hinreißend.« Loretta nahm die Figur und stellte sie auf den Tisch neben meinem Bett.
    »Ich finde es unheimlich. Und die Karte. Jemand beobachtet mich die ganze Zeit?«
    »Jane, du scheinst ein bisschen paranoid zu sein«, sagte meine Mutter. »Bitte, Liebling, du musst dich ausruhen.«
    »Na, na, um das zu beurteilen, bin ich jetzt da«, sagte ein Mann im weißen Kittel. Das musste Dr. Tan sein. Unter dem Kittel trug er einen hellbraunen Anzug, und ich fragte mich, ob das eine Anspielung auf seinen Namen war. Er hatte einen glänzenden Schädel, der von den wenigen vorhandenen Haaren, die darüber gekämmt waren, kaum verdeckt wurde, und trug eine randlose Brille. Er kam direkt zu mir. »Ich bin Dr. Keough Tan.«
    Wir gaben uns die Hand.
    »Es ist schön, Sie von so vielen Freunden und Angehörigen umringt zu sehen. Sie haben Glück.«
    Ich warf ihm ein strahlendes falsches Lächeln zu. »Ja, das habe ich. Nur hat gerade jemand angerufen, um mir zu sagen, dass er vorhat, mich zu töten.«
    Er nickte ernst. »Erzählen Sie mir davon.«
    Ich beschrieb den Anruf zum dritten Mal. Er hörte genau zu, den Kopf zu einer Seite geneigt, und ich dachte, dass mir endlich jemand glaubte. Als ich fertig war, sagte er: »Und nichts an der Stimme kam Ihnen bekannt vor? Identifizierbar?«
    »Nein, wie ich schon sagte, ich glaube, sie war verstellt.«
    »Haben Sie noch andere Anrufe erhalten?«
    »Mein Freund hat gestern angerufen.«
    »Da hab ich abgenommen«, sagte Loretta. »Miss Freeman konnte ihre Hände noch nicht benutzen.«
    »Aber bei diesem Anruf konnten Sie es. Sie waren in der Lage, ihn selbst entgegenzunehmen?«
    »Ja. Und weiter? Der Arzt hat doch gesagt, dass meine motorischen Fähigkeiten zurückkehren würden.«
    Dr. Tan machte sich eine Notiz. »Ich entnehme Ihrer Akte, dass Sie Ihre Stimme nach einem ähnlichen Vorfall wiedererlangt haben.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte meine Mutter, aber Dr. Tan ignorierte sie.
    »Das war was anderes. Ich war in der Dusche und dachte, jemand hätte

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