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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Blumenarrangements auf der Fensterbank.
    »So habe ich es zumindest verstanden. Warum?«
    »Ich … ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Aber danke.«
    »Du klingst niedergeschlagen. Ich komme vorbei.«
    »Nein, lass mal. Bleib bei deinem Großvater.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Ich liebe dich, Jelly Bean.«
    »Ich dich auch.« Ich küsste den Hörer und legte auf.
    Sofort klingelte das Telefon wieder. Ich meldete mich, indem ich sagte: »Im Ernst, es geht mir gut.«
    »Wirklich, Jane?«
    Ich schluckte. Es war der Anrufer. Warum hatte ich nicht nach Loretta gerufen? Ich stellte das Telefon aufs Bett und fuhr das Kabel so weit aus, wie es ging. »Hi. Wie geht’s dir?«
    »Es ist Zeit.«
    »Zeit für was?«, fragte ich. Ich hielt das Telefon von mir weg und beugte mich in Richtung Tür. »Loretta«, flüsterte ich. Endlich würde jemand anderes es hören.
    »Stell dich nicht dumm. Du hast genau da gekniet. Mitten auf der Straße. Du weißt, dass du es genauso wolltest wie ich. Und du weißt, warum.«
    Mir wurde eiskalt.
    Loretta eilte an mir vorbei und griff nach dem Telefon. Sie hielt es sich einen Moment ans Ohr und legte dann leise auf.
    Du hast genau da gekniet.
Das konnten nur zwei Menschen wissen. Ich. Und die Person, die mich angefahren hatte.
    Das war kein Scherz. Das war ein Killer.
    Ich blickte Loretta an. »Warum hast du aufgelegt? Warum hast du nicht mit ihm gesprochen?«
    »Es war niemand dran.«
    Nein. Das war unmöglich. »Aber es ist jemand dran gewesen. Er hat geredet, bis du mir den Hörer aus der Hand genommen hast.« Ich blickte sie an. »Du musst mir glauben. Da hat jemand geredet!«
    Hatte er das wirklich?
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar, versuchte irgendeinen logischen Grund zu finden. »Irgendwie muss er gewusst haben, dass ich das Telefon weitergegeben habe.«
    »Wie denn? Du hast doch gesagt, er hätte geredet.«
    »Keine Ahnung! Wahrscheinlich haben wir ein Geräusch gemacht.« Er war dran gewesen. Ich hatte ihn gehört. Wirklich.
    Oder etwa nicht? O Gott. Ich wurde tatsächlich verrückt.
    Du hast genau da gekniet. Du weißt, dass du es genauso wolltest wie ich. Und du weißt, warum.
Ich konnte mir vorstellen, was Dr. Tan davon halten würde.
    »Was hat er diesmal gesagt, Schätzchen?«
    »Was hat wer gesagt?«, fragte meine Mutter, die gerade ins Zimmer geschneit kam. Joe tapste hinter ihr her, eine Tüte vom Supermarkt in der Hand, dahinter Officer Rowley, ordentlich wie immer in ihrer Uniform. Annie, die heute ein grünes Kleid, grüne Leggins und grüne Turnschuhe trug – wobei jedes Grün anders war –, bildete den Schluss.
    Meine Mutter blickte mich erwartungsvoll an.
    »Der Anrufer. Er hat wieder angerufen.«
    Meine Mutter schien weder besorgt noch aufgeregt, sondern lächelte. Ein warmes, natürliches Lächeln. Offenbar hatte sich etwas geändert. »Ich glaube, wir müssen uns keine Sorgen mehr über weitere solcher Anrufe machen, was meinen Sie, Officer Rowley?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Warum?«
    »Weil die tüchtige Polizei dieser Stadt die Einbrecher gefasst hat, die in den Supermarkt eingebrochen waren«, verkündete meine Mutter, »zum Teil dank Joes Belohnung.«
    »Hatte nichts damit zu tun«, murmelte der und kramte in seiner Tüte nach einem Snack.
    »Sei nicht so bescheiden«, sagte meine Mutter zu ihm.
    »Haben die Einbrecher gestanden?«, fragte ich.
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, die Barney-Brüder – so werden sie genannt – weigern sich, auszusagen. Anweisung des Anwaltes. Aber sie müssen auch nicht. Die Bremsspuren auf der Straße passen zu ihren Reifen, ihr Auto hat Beulen, die zu einem Zusammenstoß mit einem Fußgänger passen könnten, und sie hatten deine Handtasche und dein Handy.«
    »Wirklich? Kann ich mein Handy zurückhaben?« Jede haptische Verbindung zu jener Nacht schien mir hilfreich.
    »Wenn wir es ausgewertet haben«, sagte Officer Rowley.
    »Aber verstehst du?«, fragte meine Mutter strahlend. »Es bedeutet, dass es vorbei ist. Es ist alles vorbei.«
    »Das sind gute Neuigkeiten, Kleines«, sagte Joe.
    »Sag das den Stimmen in meinem Kopf.«
    »Was haben die Stimmen in deinem Kopf diesmal gesagt?« Meine Mutter hörte sich an, als ob sie mit einem Kleinkind sprach.
    »Sie haben gesagt …« Ich wusste, wenn ich die Wahrheit sagte, würde ich wirklich selbstmordgefährdet klingen. »Sie sagten, es wäre Zeit. Zeit dafür, dass es vorbei ist.«
    »Siehst du? Wir sind uns einig. Ich, du und dein

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