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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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stimmen oder ergab einen Sinn. Ich würde mich doch daran erinnern, wenn jemand versucht hätte, mich zu küssen, oder etwa nicht? Aber Ollie hatte keinen Grund zu lügen.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich es wissen wollte, aber ich musste fragen. »Wie ging es weiter?«
    »Du hast mich weggestoßen und gesagt: ›Was machst du?‹, und ich sagte: ›Ich dachte, du willst es auch.‹ Und du sagtest: ›Nein. Nicht mit dir. Niemals.‹«
    Auch daran erinnerte ich mich nicht, und obwohl das wahrscheinlich tatsächlich meine Reaktion gewesen wäre, wünschte ich, ich wäre netter gewesen. »Das war gemein von mir, sorry.«
    Er hob eine Hand, um meine Entschuldigung abzuwehren. »Du hast nur gesagt, was du gedacht hast. Dann hast du zu mir gesagt, ich soll weggehen und dich allein lassen. Und das habe ich gemacht.« Er steckte die Hände in die Taschen und klimperte nervös mit seinen Schlüsseln. »Zuerst war ich ein bisschen wütend, als ich zurück zur Party ging. Aber dann hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich rief dich auf dem Handy an, entschuldigte mich und versuchte, dich dazu zu überreden, dass ich dich abhole. Ich hab dich gefragt, wo du wärest, und du hast geantwortet: ›Ich bin in der Dove Street.‹ Und dann …«
    Er brach ab und machte eine kleine Runde durchs Zimmer, hielt vor der Fensterbank mit den Blumen und Geschenken an, schob sie herum, berührte jedes der Reihe nach. Mit dem Rücken zu mir sagte er: »Genau in dem Moment hörte ich Reifen quietschen und … und dein Handy ging aus.«
    »Du hast gehört, wie ich angefahren wurde?«
    »Ich wusste nicht, was ich hörte. Aber es hat so geklungen.«
    Er schwieg und drehte sich um.
    Er sah niedergeschlagen aus, hatte einen gequälten Ausdruck in den Augen. »Es tut mir leid, Jane. Es tut mir wirklich leid.« Die Art, wie er es sagte, war anders als alles, was er sonst gesagt hatte. Und das – nur das – klang wahr.
    Ich starrte ihn an. Nicht weil er gehört hatte, dass ich angefahren worden war, sondern weil so vieles von dem, was er gesagt hatte, keinen Sinn ergab.
    »Ich bin in der Dove Street«, wiederholte ich die Worte, um auszuprobieren, wie es war, sie auszusprechen. Das war die Straße, in der ich gefunden worden war, aber die Aussage kam mir falsch vor. Dass sie nach einem Vogel benannt war, setzte etwas in mir in Gang, aber Dove Street …
    Ich halte mich an dem Metallpfosten eines Straßenschildes fest, lehne mich zurück, um es zu lesen. Es ist dunkel, es ist vom Regen verschmiert. Es lautet …
    »Bist du sicher, dass ich nicht Peregrine Road gesagt habe?«
    »Ja klar. Du wurdest doch in der Dove Street gefunden, oder?«
    »Ja. Aber das – das stimmt nicht. Es kommt mir falsch vor.« Wie soll ich das erklären?
    »Die Peregrine Road ist nur um die Ecke von der Dove Street«, warf Officer Rowley ein.
    »Du hast Dove Street zu mir gesagt«, beharrte Ollie. Er wurde lauter und ein bisschen rot im Gesicht.
    »Okay. Ich werde dir wohl glauben müssen.« Aber wie kam ich auf Peregrine Road, wenn ich davon nichts gesehen hatte? Als ich letzten Sommer mit Kate dort gewesen war, hatte ich nicht auf die Straßennamen geachtet. Warum sollte ich mir einbilden, dass ich einen anderen Straßennamen genannt hatte? Und den richtigen vergessen?
    »Der Verbindungsnachweis Ihres Handys bestätigt, dass Mr Montero der Letzte war, mit dem Sie gesprochen haben. Ich hatte gehofft, das würde Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.«
    »Das hat es nicht.« Hatte ich vorher Telefonanrufe gehört, von denen kein anderer glaubte, dass sie stattgefunden hatten, war es jetzt wohl so weit, dass ich an Telefonanrufen zweifelte, die tatsächlich stattgefunden hatten.
    Ich starrte Ollie an. Warum erinnerte ich mich nicht?
    »Sind wir jetzt fertig?«, fragte Ollie Officer Rowley. »Kann ich gehen?«
    Sie nickte.
    »Pass auf dich auf, Jane. Wenn ich du wäre, würde ich, anstatt zu versuchen, mich zu erinnern, mich darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden.«
    »Danke.«
    Ich war so verwirrt, dass ich vergaß, nach Unterwäschekonturen zu suchen, als er ging.
    »Haben Sie mich vorhin angerufen, Miss Freeman?« Officer Rowley holte mich aus meinen Gedanken zurück und forderte meine Aufmerksamkeit.
    »Ja. Ich hab einen sehr seltsamen Anruf bekommen.« Sie seufzte und stützte eine Hand in die Hüfte. »Wirklich«, fuhr ich fort. »Sie können Loretta fragen. Es war ein Mädchen aus meiner Klasse namens Elsa. Sie hatte am selben Abend wie ich einen

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