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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Unterbewusstsein.«
    Ich spürte, wie ich wütend wurde. Ich wollte allein sein. Ich blickte zu Loretta. »Kann ich duschen? Ich glaube, ich kriege es alleine hin, wenn du mir das Wasser anstellst.«
    »Selbstverständlich, Schätzchen.«
    »Tschüss, Jane«, Annie kam herüber und gab mir einen klebrigen Kuss auf die Wange.
    »Ih!« Ich wischte mir die Wange ab. »Was hast du gerade gegessen?«
    »Ein Donut mit Marmelade drin. Jetzt kannst du auch was davon haben.«
    »Das ist lieb von dir, aber nein danke.«
    Sie küsste mich noch einmal, lachte über meinen angeekelten Gesichtsausdruck und folgte Joe und meiner Mom hinaus.
    Ich fuhr gerade mit dem Rollstuhl ins Badezimmer, als meine Mutter zurückkam und ihre Hand auf die Armlehne legte. »Nur eines noch, Jane.«
    Ich biss die Zähne aufeinander und blickte sie über die Schulter hinweg an. »Ja?«
    »Dr. Malik hat mir erzählt, dass er dich heute getroffen hat. Mit seinem Sohn, Peter.«
    »Ja. Ich war mit Pete an der frischen Luft.«
    »Es wäre mir lieber, du würdest nicht so viel Zeit mit ihm verbringen.«
    »Keine Sorge. Dr. Malik ist nicht wirklich mein Typ.«
    »Mit seinem Sohn, Peter. Er hat die Highschool abgebrochen und Drogen genommen. Sein Vater hat ihn mit einer ziemlich großen Menge von irgendwelchen harten Sachen gefunden. Deshalb ist er hier. Damit er ihn im Auge behalten kann.«
    Bei der Art, wie meine Mutter »von irgendwelchen harten Sachen« sagte, so als gehörte sie zur Szene, jo, musste ich ein Lachen unterdrücken. »Klar. Ganz wie du willst. Kann ich jetzt duschen?«
    »Ich möchte auch, dass du ein bisschen netter zu Joe bist.«
    »Warum machen alle so viel Theater um Joe?«
    »Er ist ein wunderbarer, liebenswerter Mann.«
    »Das hab ich schon gehört.«
    Sie spitzte die Lippen. »Ich …«, sie schluckte, »ich versuche nicht, deinen Vater zu ersetzen, Jane.«
    »Vielleicht ist das das Problem«, ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. »Vielleicht solltest du.«
    »Liebling …«
    »Ich will jetzt wirklich unter die Dusche.«
    Ich weiß nicht, wie lange ich unter der Dusche saß, ohne mich zu bewegen und das heiße Wasser auf mich prasseln ließ. Ich dachte nach.
Sie haben die Leute gefasst, die dir das angetan haben, sie hatten dein Handy. Wie sonst sollten sie an dein Handy gekommen sein, wenn sie es nicht waren, die dich angefahren haben? Deine Zweifel, deine Ängste, all die Lücken in deiner Erinnerung sollten jetzt weggespült werden. Deine Gefühle gegenüber Joe weggespült werden. Hör auf, dich zu quälen, hör auf, etwas zu vermissen, hör auf, dir alles zu Herzen zu nehmen, hör auf, dir Sorgen zu machen. Das alles ist jetzt nicht wichtig. Alles ist in Ordnung. Alles ist sicher. Die Welt, wie du sie kanntest, ist heil geblieben. Gib einfach zu, dass du verrückt bist, und alles ist okay.
    Als ich herauskam, war der Spiegel beschlagen. Die Abdrücke meiner Handflächen, die ich am Tag zuvor hinterlassen hatte, als ich versucht hatte, meine Haare zu verdecken, kamen zum Vorschein, in der Mitte blieb eine beschlagene Fläche in der Größe eines Gesichtes.
    Das war ich. Eine leere Fläche. Wer war ich? Wer war Jane Freeman?
    Ich wischte einmal quer über den Spiegel, so dass ich meine Augen sehen konnte, und starrte sie an. Aber sie gaben keine Antwort.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    A n dem Abend ging Joe mit meiner Mutter und Annie zum Dinner in Annies Lieblingspizzeria, während ich im Bett einen Teller beigefarbenes Essen genießen durfte. Dabei seh ich mir eine langweilige Serie im Fernsehen an. Es war eine dunkle, regnerische Nacht, und das Geräusch vor meinem Fenster erinnerte mich an den Abend der Party.
    Platsch platsch platsch platsch.
    Der Regen fällt jetzt sanfter auf meine Arme, Beine und mein Gesicht, und es ist kälter. Jeder Tropfen schmerzt; mein ganzer Körper schmerzt. Etwas stößt mich überall, sticht durch meine Haut.
    Jemand sagt: »Hallo Jane.«
    Ich bin hier, will ich schreien. Hier. Komm, finde mich. Rette mich. Bitte. Ich kann nicht mehr kämpfen. Ich bin so müde. Bitte, bitte, hilf mir. Aber ich kann nicht sprechen.
    »Hallo«, sagt die Stimme wieder. Sie ist jetzt direkt über meinem Gesicht; ich spüre Atem auf meiner Wange und eine Hand an meinem Hals. Gott sei Dank. Jemand rettet mich. Ich will nach der Hand greifen, kann aber nicht.
    Die Stimme sagt: »Jane Freeman, du bist so gut wie tot!«
    Ich riss die Augen auf. Ich war allein in meinem Krankenhauszimmer. Niemand war da,

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