Wer schön sein will, muss sterben
unkoordiniert über ihr Hosenbein und fiel beinahe hin. Ich streckte die Hände aus, um sie zu halten, aber sie stieß sie weg.
»Fass mich nicht an.« Sie starrte mich zornig an. Sie stand auf und hielt sich am Waschbecken fest. »Warum glotzt du mich so an?« Ihr Gesichtsausdruck war herausfordernd, ihr Kiefer angespannt. »Ach so, jetzt weiß ich, warum. Du bist eifersüchtig.« Sie lachte boshaft. »Du bist eifersüchtig, weil ich vor dir geküsst werde.«
»Das stimmt nicht. Ich denke einfach, was du tust …«
»Jane ist eifersüchtig, Jane ist eifersüchtig«, sang sie und wackelte dabei mit dem Kopf. »Also ich sag dir was, Jane, du kannst ja als zickige Spielverderberin enden, aber ich will keine sein.«
»Bonnie, du bist nicht du selbst.«
Sie grinste höhnisch. »Du meinst, ich benehme mich nicht so, wie du es willst. Ich lass mich nicht von dir kontrollieren.«
Mein Gesicht brannte, als hätte ich eine Ohrfeige bekommen. Bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Bonnie fort. »Allen anderen scheint es zu gefallen, wie ich mich benehme. Besonders Mark.«
Ich konnte wieder sprechen. »Wenn er dich wirklich mag, will er dich morgen auch noch küssen.«
»›Verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen.‹ Das sagt meine Mom immer. Geh zur Seite, Jane. Ich hab dir doch gesagt, dass die Klamotten keine Rolle spielen.« Sie war jetzt nackt bis auf ein Handtuch.
»Warum willst du mitten im Winter in den Whirlpool?«, machte ich einen letzten Versuch.
»Hör auf, mich zu kontrollieren.«
Ich stand vor der Tür.
Sie trat auf mich zu, und ihre Nase berührte meine. »Geh aus dem Weg, du eifersüchtige Zicke, oder ich werd’s dir zeigen.«
»Was ist los mit dir? Was hast du …«
Sie schlug mir ins Gesicht.
»Gehst du jetzt bitte aus dem Weg?«
Ich tat es. Ich wusste, dass sie irgendwelche Drogen intus hatte. Das Mädchen, das mich geohrfeigt hatte, kannte ich nicht. Aber ich war zu wütend, um mir klarzumachen, was das bedeutete. Ich verbrachte den Rest des Abends oben mit Liam. Wir unterhielten uns und hörten Lieder auf seinem iPod. Ich war irgendwie gekränkt darüber, was Bonnie gesagt hatte. Ich kontrollierte sie nicht. Ich wollte ihr nur helfen. Uns helfen. Oder nicht? Ich musste eingedöst sein, denn das Nächste, an das ich mich erinnerte, war, dass Liam mich an der Schulter berührte und sagte: »Wir müssen los.«
»Wo ist Bonnie?«
»Es hat einen Unfall gegeben. Los, komm, zieh deine Schuhe an, du musst hier verschwinden.«
Da war ich plötzlich hellwach. »Was für ein Unfall?«
»Einer, bei dem die Polizei kommt. Da brauchst du nicht dabei zu sein.«
»Aber …«
»Pass auf, Jane. Das hier wird schwer für dich, aber Bonnie …«, er schluckte, »Bonnie ist tot. Sie hat eine Überdosis genommen und sich damit selbst getötet.«
Ich lachte. Ich musste lachen. Denn es war unmöglich. Er musste Witze machen.
»Es ist mein Ernst. Die Polizei kommt gleich. Und es braucht niemand zu wissen, dass du hier warst.«
»Aber Bonnie würde sich nicht umbringen.«
»Vertrau mir. Es ist so. Aber du darfst mit niemandem darüber sprechen, sonst könnte es eine Menge Ärger geben. Ich bringe dich jetzt nach Hause.«
Er sah mir tief in die Augen mit seinen gefühlvollen braunen Augen, und ich wusste, dass er nur das Beste für mich wollte. Ich nickte, und wir gingen.
»Ich will sie sehen.«
»Nein.«
»Doch. Ich muss.«
Er sagte: »Gut«, und deutete zur Tür, die zur Veranda führte.
Sie lag schräg im Whirlpool, ihr Kopf schaukelte auf der Wasseroberfläche, ihre langen Haare schwebten weit ausgebreitet um sie herum. Ihre Arme trieben friedlich an ihrer Seite. Ihre Augen waren weit geöffnet; große, leblose Seen.
Obwohl die Heizung in Liams Jeep voll aufgedreht war, zitterte ich den ganzen Weg nach Hause. Bevor er mich an der Ecke absetzte, sagte er: »Bist du okay?«
Ich nickte.
»Braves Mädchen.« Er grinste mich an und legte die Hand an meine Wange. Seine Lippen trafen auf meine, erst sanft, dann fester und drängender, so dass ich gegen die Tür gedrückt wurde und sich der Griff in meinen Rücken bohrte. Ich hätte an etwas anderes denken müssen, daran dass gerade etwas Fürchterliches passiert war, aber das Einzige, woran ich in dem Moment denken konnte war, dass Liam Marsh mich küsste.
»Denk daran: Du warst heute den ganzen Abend zu Hause. Du hast deine Freundin nicht gesehen, und du hast dich nicht weggeschlichen, um zu einer Party zu gehen.« Eindringlich sah er
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