Wer schön sein will, muss sterben
Einzige.«
»Dein Vater ist ein sehr rechtschaffenes Mitglied der Gemeinde.«
»Rechtschaffen genug, dass ich Ihre Tochter ausführen darf?« Liam zwinkerte mir zu. »Natürlich nur, wenn Jane möchte.«
Meine Mutter lächelte. »Wenn Jane nichts dagegen hat …«
»Übrigens sitzen ein paar von uns ganz vorne. Wir möchten später so eine Art Gedenkfeier veranstalten. Jane, wenn du kommen willst …?«
»Geh ruhig«, meine Mutter schien erfreut. »Mach dir keine Sorgen um mich, mir geht’s gut. Du brauchst Abwechslung. Das wird dir guttun.«
Da hätte ich es immer noch tun können, reinen Tisch machen. Es wäre nicht zu spät gewesen.
Aber meine Mutter lächelte ihr tapferes Lächeln und schien darauf erpicht, dass ich mit Liam ging. Er war ein netter Junge aus guter Familie. Vielleicht stimmte es, was er gesagt hatte. Vielleicht hatte Bonnie die Überdosis selbst genommen.
Und vielleicht war das auch nicht mehr von Bedeutung. Denn als ich von ihm zu meiner Mutter sah, die nickte und mir zu verstehen gab, ich könne mitgehen, verstand ich, dass er die einzige Chance war, die ich hatte. Bonnie war fort. Es war Zeit, dass ich noch einmal von vorn anfing.
Wollte ich das nicht sowieso schon die ganze Zeit? Hatte ich nicht deshalb all die Mühe auf mich genommen, die es gekostet hatte, mir einen neuen Look zu verpassen? Und war es nicht das, was uns schließlich die Einladung zu Trish’ Party verschafft hatte?
Meine Gedanken wanderten zurück zu dem Nachmittag vor der Party, als ich Bonnie wegen ihres Aussehens keine Ruhe gelassen hatte. Sie hatte viele Pluspunkte, was ihr Aussehen anging, einschließlich ihrer großen Brüste, aber sie machte nie etwas daraus. An dem Tag versuchte ich, ihr verschiedene Outfits vorzuschlagen, aber sie nahm meinen Rat nicht an. »Es ist nicht wichtig, was ich anhabe, denn es ist mir egal, was diese Leute denken. Ich will nicht mit Leuten befreundet sein, die mich nach meiner Kleidung beurteilen«, sagte sie, als sie in den Overall stieg, den sie jedes Wochenende trug. Ihr einziges Zugeständnis war, darunter ein Tanktop zu tragen und darüber eine meiner neuen Strickjacken, statt ihres übergroßen Einhorn-T-Shirts mit einem Pullover darüber. Aber das war nicht viel.
»Lass mich wenigstens deine Augenbrauen zupfen.«
»Du bist verrückt. Du bist völlig durchgedreht. Du lässt meine Augenbrauen in Ruhe. Außerdem glaube ich kaum, dass ich so lange bleiben werde, dass irgendjemand es bemerkt. Bist du sicher, dass du hin willst?«
»Bonnie, das ist unsere große Chance.«
»Warum? Ist es sonst etwa verboten, sich zu langweilen?«
»Komm schon«, flehte ich. »Du wirst dich amüsieren.«
Sie zögerte einen Moment, dann zuckt sie mit den Achseln und schüttelte den Kopf. »Du und deine Jedi-Tricks.«
Mark Ellis, der Köder, den ich benutzt hatte, um sie dorthin zu locken, war der Erste, den wir trafen, als wir auf der Party ankamen. Er war der Sohn des Bürgermeisters, was ihm irgendwie Autorität verlieh. Mit seinen eisblauen Augen, den blonden Augenbrauen und Wimpern, die fast unsichtbar waren, und Lippen, die im Winter vom Snowboardfahren immer aufgesprungen waren, sah er cool aus und ein bisschen älter als siebzehn. Ich weiß nicht, ob es an seinen kalten Augen lag oder ob es einfach nur Instinkt war, aber Mark war mir nicht ganz geheuer.
Bonnie ging es jedoch nicht so. Sie war in ihn verliebt, seitdem die Schule begonnen hatte, obwohl er zwei Jahre älter war. Als wir hereinkamen, sagte er zu ihr: »Hey, bist du im Sommer nicht immer Rettungsschwimmerin im Schwimmbad? Ich hab dich da mal gesehen.«
Danach achtete ich nicht auf Bonnie, denn da kam Liam Marsh herüber und unterhielt sich mit mir. Er war Marks bester Freund und meine eigene Wahl, was den schärfsten Jungen der elften Klasse anging. Das nächste Mal, als ich Bonnie sah, war es schon viel später am Abend. Sie packte mich und zog mich ins Badezimmer. Dort begann sie, sich auszuziehen.
»Ist das nicht toll?«
»Was machst du?«
»Mark will mit uns in den Whirlpool – nackt.«
»Nein.« Ich hielt sie zurück, als sie ihr Hemd auszog. »Das ist keine gute Idee.«
Sie sah mich an und hickste. »Warum?«
»Du hast viel getrunken, und da draußen ist es kalt und du weißt nicht, was passieren wird.«
»Ich dachte, wir wären hergekommen, um neue Erfahrungen zu machen. Mit Jungs.« Sie zog gerade ihre Hose aus.
»Das stimmt. Das wollten wir. Aber nicht so.« Ihre Augen blickten unstet, sie stolperte
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