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Wer Schuld War

Titel: Wer Schuld War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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Schwarz hinterher, die in kehliger Sprache schimpfend zwei etwa zehnjährige
     Jungen hinter sich herzerrt, die teure amerikanische Streetwear tragen.
    Mit seinem Visum kommt er problemlos durch die Passkontrolle, er muss nur kurz am Gepäckband warten, bis er seine beiden voluminösen
     Samsonites herunterwuchten kann. Alles scheint hier glatt und kinderleicht zu funktionieren, ohne Verspätungen und Verzögerungen,
     und das gefällt ihm, das hat er zu Hause immer schmerzlicher vermisst: die Art Reibungslosigkeit, die das Leben vereinfacht
     und einen dazu befähigt, sich ungestört auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Ein Mann, auch er in einer weißen
dishdasha,
spricht ihn auf Englisch an, fragt, ob er Hilfe braucht, was Manuel freundlich verneint, woraufhin der Mann sich verabschiedet,
     mit seinem Rollkoffer Richtung Ausgang läuft, während Manuel ihm langsam folgt. Er spürt jetzt die kurze Nacht in den Knochen
     und das leichte, aber vernehmliche Pochen hinter seinem rechten Auge und hofft, dass er rasch eine Apotheke findet.
    In der Ankunftshalle sieht Manuel als Erstes ein Meer von mit flatternden
koffias
-Tüchern bedeckten Männerköpfen und dann ein darüber schwebendes Schild, auf dem sein Name steht. Manuel schlägt sich zu dem
     Schild durch, steht schließlich atemlos vor einem kleinen Mann mit scharfen, dunklen Gesichtszügen, der daraufhin das Schild
     sinken lässt. Er trägt Khakihosen, die ihm etwas zu weit sind, und ein blütenweißes Hemd. Er lächelt und schüttelt Manuel
     die Hand, und nimmt ihm anschließend die beiden Koffer ab, was Manuel aus irgendeinem Grund unangenehm ist, woran er sich
     aber sicherlich gewöhnen wird. Und ein paar Sekunden später tauchen sie in die feuchte Hitze Katars ein, ein unglaubliches
     Erlebnis, denn noch nie hat Manuel derartige Temperaturen außerhalb eines Dampfbades erlebt; ihm bricht auch sofort der Schweiß
     aus, das Pochen in seinem Kopf steigert sich zu einem dumpfen, gleichbleibenden Schmerz, der sich nun nicht mehr ignorieren
     lässt, und verzweifelt kramt er in der Innentasche seines Blazers nach seiner Sonnenbrille, die er offenbar entweder im Koffer
     verstaut oder zu Hause liegen gelassen hat, aber dann stehen sie bereits vor einem BMW mit fast schwarz getönten Fenstern,
     und Manuel steigt erleichtert ein.
     
    Direkt am Flughafen befindet sich eine Apotheke, und Manuels Fahrer besteht darauf, ihm das gewünschte Aspirin zu besorgen,
     während Manuel seinen schmerzenden Kopf an die Sitzlehne bettet.
     
    Danach fahren sie durch Doha, eine weitläufige weiße Stadt mit luxuriösen Geschäftshotels, hochmodernen Regierungsgebäuden
     und einem Hauptpostamt, das aussieht, als habe es gerade einen Design-Wettbewerb gewonnen. Überhaupt scheint der Reichtum
     allgegenwärtig undhat beinahe etwas Aufdringliches, wie auch der hörbare Stolz, mit dem ihn der Fahrer auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt
     hinweist. Manuel bemüht sich um ein interessiertes Gesicht, ohne dass ihm die Augen zufallen, ein Kampf, den er schließlich
     verliert, und einschläft.
    Das Flüstern des Fahrers nah an seinem Ohr weckt ihn. »Doha Sheraton«, sagt der Fahrer. Der Wagen parkt vor einem riesigen
     Hotelkomplex, der aussieht wie eine Pyramide mit abgesägter Spitze, und Manuel steigt aus, schließt geblendet die Augen, während
     ihm der Fahrer erklärt, dass er nun ein paar Stunden Zeit habe, sich auszuruhen, weil das erste Treffen in der Lobby erst
     um 17   Uhr stattfinden werde, also in sieben Stunden, und Manuel bedankt sich bei dem Fahrer, würde ihm gern Trinkgeld geben, hat
     aber versäumt, am Flughafen Geld umzutauschen, und belässt es bei einem Händedruck, was den Fahrer nicht zu stören scheint.
     Er lächelt, gleitet ins Auto zurück und lässt Manuel in der gleißenden Hitze stehen, inmitten seiner beiden Koffer, die ihm
     sofort ein livrierter Page abnimmt, der dem Alter nach Manuels Sohn sein könnte.
     
    Zwei Stunden später, nach einem tiefen, traumlosen Schlaf, rasiert sich Manuel vor dem riesigen, beleuchteten Spiegel in einem
     mit weißem Marmor gefliesten Bad, das doppelt so groß ist wie sein Arbeitszimmer in Deutschland. Seine Kopfschmerzen sind
     weg, aber er denkt an Barb, und dabei steigt wieder die Wut in ihm hoch.
    Barb hat ihn nie verstanden, und sie hat sich nicht einmal bemüht. Falsch, denkt er, und ärgert sich schon wieder, sie hat
     sich bemüht, aber sie ist schlecht in solchen Sachen. Sie hat ihm nicht

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