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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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dass es viel gäbe, was man verkaufen könnte.« Sie schaute sich missmutig um. Dann fiel ihr Blick auf das Rasiermesser, und ihre Miene hellte sich vorübergehend auf.
    Ich hatte das Rasiermesser ebenfalls bemerkt. Ich nahm an, dass Adams nichts von Wert zurückließ, wenn er aus dem Haus ging, nicht einmal an einem normalen Arbeitstag. Er trug wahrscheinlich alles stets bei sich, angefangen bei einer Taschenuhr bis hin zu Geld. Vielleicht ließ er sein Rasierzeug zurück, wenn er des Abends in einen Pub ging, doch falls er aus welchem Grund auch immer beschlossen hatte unterzutauchen, hätte er das Rasiermesser sicher mitgenommen. Es war ein relativ kostspieliges Gerät und hatte mehr Nutzen als nur das Abschaben von Bart unter dem Kinn.
    »Falls er wiederkommt, sagen Sie ihm bitte, dass Inspector Ross vom Scotland Yard unverzüglich mit ihm zu sprechen wünscht!«, sagte ich zu ihr.
    »Sagen Sie ihm, auch seine Arbeitgeber wünschen sich mit ihm zu unterhalten«, erklang Fletchers Stimme dumpf unter dem Taschentuch.
    »Was hat Jemmy getan?«, fragte Mrs Riley.
    »Nichts, wovon ich wüsste«, erwiderte ich. »Allerdings ist es möglich, dass er uns ein paar Fragen beantworten kann.«
    »Ich mag es nicht, wenn die Polizei in meinem Haus auftaucht«, erklärte Mrs Riley. »Das senkt das Niveau. Die Nachbarn fangen an zu reden. Wenigstens sind Sie nicht in Uniform gekommen. Ich nehme an, das bedeutet, dass Sie wichtig sind und dass für diese Fragen das Gleiche gilt, stimmt’s?«
    »Geben Sie ihr zwei Shilling«, murmelte ich an Fletcher gewandt.
    Er wollte protestieren, doch dann kramte er in der Tasche und reichte ihr die Münzen.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Mrs Riley, während die Münzen in einer unsichtbaren Tasche in ihrem Kleid verschwanden. »Ich werde es ihm ausrichten. Sie können sich drauf verlassen.«
    Ihr Verhalten war ein wenig freundlicher geworden, nachdem sie das Geld eingesteckt hatte, doch es wurde sofort wieder mürrisch, als ich das Rasiermesser nahm und in meine Tasche schob. »Sagen Sie ihm bitte auch, dass ich sein Rasiermesser beschlagnahmt habe. Ich stelle Ihnen eine Quittung aus.«
    Ich riss ein Blatt aus meinem Notizbuch und schrieb darauf: »Von Mrs Riley, Wirtin, in Empfang genommen: ein Rasiermesser in einer Lederscheide, Eigentum von Mr Jem Adams.« Ich unterschrieb, setzte das Datum hinzu und reichte ihr den Zettel. Sie starrte ihn mit leerem Unverständnis an, drehte ihn herum und runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass sie nicht lesen konnte.
    Draußen wartete die Menge noch immer geduldig und grölte johlend, als wir das Haus verließen.
    »Was denn?«, brüllte jemand. »Keine Verhaftung?«
    Trotz dieser Enttäuschung folgten sie uns durch die Gasse zurück zu der Stelle, wo wir das Fuhrwerk hatten stehen lassen. Dort angekommen fanden wir den Kutscher in ein Gespräch mit dem einbeinigen Bettler vertieft, der uns vorausgeeilt war und bei der Kutsche auf unsere Rückkehr gewartet hatte. Außerstande, uns in der Menschenmenge nahe genug zu kommen, hatte er sich geschickt zwischen uns und unsere einzige Fluchtmöglichkeit laviert.
    »Was machen Sie da, Mullins?«, fragte Fletcher den Kutscher aufgebracht. »Warum muntern Sie dieses Wrack auch noch auf?«
    Der Bettler antwortete anstelle von Mullins. »Ich habe ihm meine traurige Geschichte erzählt, Sirs; das ist alles.«
    »Nun, erzählen Sie sie nicht uns«, empfahl ich ihm. »Ich bin Polizeibeamter, und Bürger auf der Straße anzusprechen und um Geld anzubetteln, ist ein Verstoß gegen das Gesetz.«
    »Gott segne Sie, Sir! Ich bin kein gewöhnlicher Bettler, Sir!«, erwiderte der Mann unbeeindruckt und ohne Anstoß zu nehmen. »Ich bin ein alter Soldat, Sir. Ich habe dieses Bein verloren, als ich noch ein Knabe war, bei der großen Schlacht von Waterloo, wo ich unter dem Eisernen Herzog persönlich gedient habe.«
    Ich vermochte nicht zu sagen, ob seine Geschichte stimmte. Er sah jedenfalls alt genug aus, um als Knabe in der Armee gedient zu haben. Doch weil er ungewaschen und unrasiert war und weil sein Haar ungekämmt und wirr herabhing, sah er womöglich älter aus, als er in Wirklichkeit war. Ich kletterte in den Wagen hinauf, doch der Bettler packte Fletcher am Arm, der mir folgen wollte.
    »Sie sind ein edler Gentleman, nicht wahr, Sir? Sie sind kein Polyp. Ich versuche doch nur, Leib und Seele beisammenzuhalten. Das verstehen Sie doch sicher, Sir, oder?«
    »Lass mich los, Bursche!«, keifte Fletcher aufgebracht

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