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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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ich hätte ihre Position im Haushalt von Mrs Parry ausgenutzt, um an Informationen zu gelangen. Doch schließlich war sie selbst es gewesen, die zuerst zu mir gekommen war mit ihren beiden Zeugen und die mir anvertraut hatte, was sie selbst herausgefunden hatte. Mrs Parry und der elende Fletcher waren nicht die Einzigen, die sich wünschten, die Sache wäre endlich vorbei und erledigt. Ich hatte das Gefühl, dass Lizzie nicht sicher war, solange sie in diesem Haus arbeitete.

KAPITEL SECHZEHN
    Elizabeth Martin
    Es war Sonntagmorgen, und Mrs Parry hatte am Vorabend nach ihrer Rückkehr von ihrem Besuch in Hampstead verkündet, dass sie am Morgen den Gottesdienst zu besuchen gedachte und ich mit ihr gehen solle.
    Ich fragte mich, ob ich die einzige Person war, die sie begleiten würde. Meine Befürchtung war, dass Dr. Tibbett ebenfalls seine Dienste anbieten würde. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn so früh nach unserem Zusammenprall noch nicht wieder ertragen konnte. Möglich, dass er das Gleiche von mir dachte. Aber wie dem auch sei, Mrs Parry erwähnte ihn mit keinem Wort, und statt seiner, so schien es, würde Frank die Damen begleiten.
    Ich vermutete, dass er nicht freiwillig angeboten hatte, dies zu tun, und dass seine Tante ihn hatte spüren lassen, was von ihm erwartet wurde. Er machte jedenfalls gute Miene zum bösen Spiel, und wir begaben uns auf den Weg zur St. Marys Church, Mrs Parry am Arm ihres Neffen und ich hinter den beiden. Das Wetter war kühl geworden, und ich trug ein kleines Cape. Während meiner Expedition zum Kurzwarenhändler, um den Seidenfaden zu kaufen, hatte ich zugleich ein wenig Satinband erstanden und das Cape ordentlich mit drei Reihen gesäumt. So war London – auf meine eigene bescheidene Weise versuchte ich, ein wenig modischer zu erscheinen. Ich war sicher, dass Frank es bemerkt hatte. Er schaute sich mehrmals zu mir um, und ich hätte schwören können, dass er einmal sogar zwinkerte.
    Wie sich herausstellte, gab es ein bestimmtes Protokoll, das befolgt werden musste, wenn Mr Carterton seine Tante zur Messe führte. Er saß zu Beginn des Gottesdienstes bei uns, bis der Pfarrer seine Röcke raffte und auf die Kanzel stieg. In diesem Augenblick erhob sich Frank unter kaum hörbarem Murmeln, das eine Entschuldigung sein mochte oder auch nicht, und schlüpfte aus dem Gotteshaus. Mrs Parry zeigte keinerlei Überraschung oder auch nur eine Spur von Neugierde, sondern lauschte aufmerksam und allem Anschein nach blind für Franks Desertion der Predigt.
    Nach etwa dreißig Minuten schloss der Pfarrer seine Ansprache und stieg wieder von der Kanzel. In diesem Augenblick erschien Frank Carterton wie durch ein Wunder am hinteren Ende der Bänke und nahm seinen Platz wieder ein, die Augen starr geradeaus gerichtet und mit leerem Gesichtsausdruck. Erneut bemerkte ich keinerlei Reaktion bei Tante Parry.
    Ich glaubte zu verstehen, was da vor sich ging. Es war eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Tante und Neffe. Frank opferte seinen Sonntagmorgen, um seine Tante zur Kirche zu begleiten, unter der Bedingung, dass er sich die Predigt nicht anhören musste.
    Mrs Belling war ebenfalls in der Kirche, begleitet von ihrem Sohn James und einer jungen Frau, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihr besaß und ihre Tochter Dora sein musste. Dora Belling hatte die gleichen wachen Gesichtszüge und den gleichen unzufriedenen Mund, doch sie sah für meinen Geschmack trotzdem wie eine blasse, törichte Frau aus. James verbeugte sich leicht in meine Richtung, doch er verriet durch nichts, dass wir uns bereits kannten. Ich erwiderte seinen Gruß mit einem würdevollen Nicken. Mrs Belling ignorierte mich, und Miss Belling richtete, nachdem sie mich lange genug angestarrt hatte, ihre Aufmerksamkeit auf Frank und schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln nach dem anderen. Sie hatte eine Art, die Lippen aufeinanderzupressen, die mich schlechte oder zumindest unregelmäßige Zähne vermuten ließ.
    Die arme kleine Madeleine, dachte ich. Tag für Tag hatte sie diese skrupellose Missachtung erdulden müssen, und selbst ihr Freund James hatte sich verhalten, als würde er sie nicht kennen. Das musste ein Gefühl in ihr erweckt haben, als wäre sie genauso bedeutungslos wie die Bettlerin, die an der Kirchentür stand, als wir nach der Messe nach draußen kamen, und vergeblich eine schmutzige Hand aufhielt mit der Bitte um Almosen. Ich gab ihr ein Dreipencestück, alles an Kleingeld, was mir noch geblieben

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