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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sie ihre wenige freie Zeit für mich opferte.
    »Oh nein, Miss«, erwiderte sie. »Ich nähe gerne.«
    Ich setzte mich auf den Samthocker, wo ich bereits früher am Tag gesessen hatte, um Tante Parry beim Schmieden ihrer Zukunftspläne für mich zu lauschen.
    »Wilkins hat mir erzählt«, begann ich, »dass Mrs Parry die Garderobe von Miss Hexham dem Personal gegeben hat.«
    Ein Schatten huschte über Nugents Gesicht. Ich sah, wie sie einen inneren Widerstreit ausfocht. Sie wollte nichts Kritisches über ihre Herrin sagen, doch ihre Ehrlichkeit drängte sie dazu. Es tat mir leid, sie in diesen Zwist zu bringen, doch das Verschenken von Madeleines Garderobe hatte mich von dem Augenblick an gestört, als ich davon gehört hatte.
    »Es war nicht richtig in meinen Augen!«, platzte Nugent heraus. »Außer Ihnen würde ich das niemandem sagen, Miss Martin. Aber ich konnte nicht anders, ich habe immer wieder gedacht, Miss Hexham würde ihre Meinung noch ändern und nach ihren Kleidern schicken. Ich habe nicht geglaubt, dass sie zurückkommen würde, nicht mehr, seit Mylady mir erzählt hat, dass sie durchgebrannt ist.« Nugent schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Wer hätte das gedacht? Sie schien mir eine so respektable junge Lady zu sein. Aber ich verstehe, dass sie Mylady nicht mehr gegenübertreten wollte – nicht, nachdem sie Mylady so enttäuscht hatte. Ich dachte allerdings, sie würde zumindest eine Nachricht senden, um mitzuteilen, was mit ihren Sachen geschehen soll.«
    »Ich glaube, sie hat irgendetwas in dieser Richtung in ihrem Brief geschrieben«, sagte ich. »Dem Brief, in dem sie Mrs Parry ihr Durchbrennen gebeichtet hat.«
    Nugent schüttelte den Kopf. »Das mag vielleicht sein. Aber es erscheint mir trotzdem irgendwie falsch.«
    »Wie das?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Nugent schaute mich verlegen an. »Nun ja. Darf ich offen sprechen, Miss? Ich will nicht respektlos erscheinen. Miss Hexham hatte nicht viel Garderobe, ein wenig wie Sie selbst, Miss. Das, was sie hatte, war jedoch von guter Qualität, und sie pflegte ihre Sachen und stopfte alles sehr hübsch, wenn einmal etwas kaputtging. Aber sie hatte in ihrem Leben nie Geld für Leichtsinnskäufe übrig, das konnte man ihr ansehen. So ist es mit den meisten Leuten, denke ich. Nun ja …« Nugent atmete tief durch, bevor sie weitersprach. »Jemand, der einen Schrank voll Garderobe besitzt und genügend Geld, um alles neu zu kaufen, wenn ihm danach ist, würde vielleicht weggehen und alles zurücklassen und nicht danach schicken; aber jemand wie Miss Hexham bestimmt nicht, ganz bestimmt nicht … So, jetzt wissen Sie, was ich denke!«
    Das war eine scharfsinnige Beobachtung, und sie beschrieb vollkommen zutreffend, was die ganze Zeit über in meinem Hinterkopf genagt hatte. »Vielleicht«, schlug ich vor, »hat der betreffende Gentleman versprochen, alles zu ersetzen.«
    »Es ist eine Frage des Stolzes«, sagte Nugent leise. »Eine junge Frau brennt nicht durch und lässt alles zurück, selbst Strümpfe und Unterwäsche, um gleich von Anfang an um alles bitten zu müssen, selbst um diese Artikel. Es wäre einfach nur ungebührlich.« Nugent nickte vor sich hin; dann presste sie die Lippen aufeinander. Sie würde nichts mehr zu diesem Thema sagen. Doch sie hatte mir genug verraten.
    Madeleine mochte den Brief an Mrs Parry geschrieben haben, doch die Worte waren nicht die ihren gewesen. Sie war weder frei gewesen, um wegen ihrer Garderobe zurückzukehren, noch hatte sie eine Adresse nennen dürfen. Der Mann, der neben ihr gestanden und ihr die Worte diktiert hatte, hatte ohne Zweifel geglaubt, jedes Detail bedacht zu haben, bis hin zu der Frage, was mit Madeleines Besitztümern geschehen sollte. Doch er hatte sich selbst und seine furchtbaren Absichten verraten. Der einzige Grund, warum Madeleine ihre Kleidung nicht mehr benötigte, war, weil sie bald tot sein würde.
    Ben Ross
    Bei meiner Rückkehr zum Scotland Yard wurde ich ins Büro von Superintendent Dunn bestellt, und es war keine angenehme Unterhaltung, die mich dort erwartete.
    »Wie ich höre, haben Sie heute Morgen einen Zeugen verloren!«, begann er auf seine typisch brüske Art.
    »Den Vorarbeiter Adams«, sagte ich. »Er ist verschwunden, und ich glaube, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Ich hoffe, dass ich mich irre, doch um sicher zu sein, habe ich der Flusspolizei seine Beschreibung geschickt.«
    »Einfach so oder wie?« Dunn kratzte sich den widerspenstigen

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