Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Dorset Square wohnen werde. Deswegen frage ich dich, Lizzie, was du davon halten würdest, mit mir zu kommen?«
Diese Frage nahm mir jeglichen Wind aus den Segeln, und ich starrte ihn offenen Mundes an. »Wie … Wie sollte ich denn mit dir kommen können?«, krächzte ich schließlich.
»Nun ja, ich meine natürlich, dass wir vorher heiraten sollten. Ich dachte nicht an irgendein anderes Arrangement …«
»Frank«, begann ich. »Das ist Unsinn …«
Er errötete aufgebracht. »Warum sollte es Unsinn sein? Oh, ich weiß, mein Verhalten ärgert dich recht häufig, aber ich kann absolut vernünftig sein! Wenn ich nach Russland gehe, muss ich es sein; schließlich repräsentiere ich dort die Regierung Ihrer Majestät und alles. Hör zu, ich müsste imstande sein, dir ein behagliches Zuhause zu bieten und ein höchst unterhaltsames Leben obendrein. Es wird Partys und Bälle geben, und wir haben bestimmt eine wunderbare Zeit. Denk über meinen Vorschlag nach, Lizzie.«
»Es gibt mehr als genug junge Frauen, die du dir als Tanzpartnerin nehmen könntest!«, entgegnete ich scharf.
»Aber ich bin noch nie einer Frau begegnet, mit der ich zu einem Abenteuer aufbrechen würde«, sagte er ernst. »Du bist intelligent und einfallsreich und, nun ja, ich würde keine andere zur Ehefrau wollen.«
Er drehte nervös den Rand seines Hutes in den Händen, während er sprach und mich beobachtete. Mir wurde klar, dass er es tatsächlich ernst meinte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Das heißt, ich wusste, dass ich ablehnen musste, doch wie sollte ich es formulieren? Welche Erklärung sollte ich ihm geben, oder war ich überhaupt dazu verpflichtet?
»Ich fühle mich sehr geehrt«, sagte ich schließlich, »und zutiefst geschmeichelt, doch ich kann dein Angebot nicht annehmen, Frank. Das musst du doch sehen. Überleg nur, wie deine Tante reagieren würde!«
Ich konnte mir die hysterischen Ausbrüche sehr gut vorstellen. Sie plante, mich mit einem älteren Witwer zu verheiraten. Sie hatte nicht Frank für mich im Sinn. Für Frank hatte sie wahrscheinlich ebenfalls Pläne geschmiedet – Miss Belling vielleicht?
»Warum sollte sie Einwände haben? Du bist Onkel Josiahs Patentochter. Außerdem, sie wird sich schon wieder einkriegen, auch wenn sie zu Anfang einen Wirbel veranstaltet.«
Ich vermochte mich dieser Zuversicht nicht anzuschließen. »Das sehe ich nicht so, Frank«, sagte ich. »Abgesehen davon, kennst du mich doch kaum. Ich bin noch nicht einmal seit einer Woche in London!«
»Oh, ich wusste gleich am ersten Abend, wie du bist«, erwiderte er. »Oder sagen wir, ich hatte mich schon am ersten Abend halb entschieden und am nächsten Morgen, am Frühstückstisch, war es endgültig. Ich bin kein Narr, Lizzie. Aber vielleicht hältst du mich ja für einen.«
»Selbstverständlich nicht, Frank! Aber ich kann dich nicht heiraten!«
»Weil du mich erst seit so kurzer Zeit kennst? Oder weil du dich vor Tante Julia fürchtest? Das glaube ich nicht. Du fürchtest dich vor niemandem; darauf gehe ich jede Wette ein!«
»Ich kann dich nicht heiraten, aus verschiedenen Gründen«, sagte ich. »Zum Ersten kennen wir uns beide erst seit weniger als einer Woche. Trotz allem, was du sagst, wäre deine Tante furchtbar wütend, und das wäre ein schlechter Start für eine Ehe: ein ernster Streit zwischen dir und deiner Tante. Ich vermute, obwohl du es verbirgst, dass du nicht ohne Ehrgeiz bist, und ich bin nicht die geeignete Frau für einen ehrgeizigen Mann, ganz gewiss nicht für jemanden vom Diplomatischen Korps. Zum einen bin ich dafür zu offen und unverblümt. Ich würde nichts mit in die Ehe bringen außer mir selbst, und bevor du galant protestierst, dass es keine Rolle spielt, so denke ich, dass es das doch irgendwann tun würde. Man wird von dir erwarten, einen gewissen Standard bezüglich deiner Kleidung und dergleichen in St. Petersburg einzuhalten, und das Gleiche würde auch für deine Frau gelten. Wer sollte dafür aufkommen? Wäre dein Gehalt so großzügig? Du hast kein eigenes Vermögen, Frank, außer dem Geld, das deine Tante dir gibt, und dieser Geldfluss würde in dem Augenblick versiegen, in dem du Tante Parry erzählst, dass wir uns verlobt haben. Selbst wenn wir all diese Hindernisse überwinden, passen wir einfach nicht zueinander. Wir würden uns beide unglücklich machen.«
»Warum denn?«, fragte er.
Die einfachsten Fragen sind oft diejenigen, die am schwierigsten zu beantworten sind.
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