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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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denke, es ist der Sturmvogel«, sagte ich. »Auch wenn ich alles andere als eine Kapazität auf diesem Gebiet bin. Aber wenn ein Vogel wie dieser üble Geselle dort eine Seele in sich trägt, dann sicher die eines toten Piraten, den man am Galgen aufgehängt hat. Passen Sie auf Ihre Mütze auf, wenn er abhebt. Er ist wahrscheinlich ein verdammt guter Schütze.«
    Die Möwe öffnete den bösartigen Schnabel und stieß ein misstönendes Kreischen aus.
    »Sagen Sie mir, Sergeant«, fragte ich Morris, »hätten Sie unseren Toten, Jem Adams, als einen nervösen Mann bezeichnet?«
    »Wohl eher nicht, Sir. Er hatte eher das Feingefühl eines Ochsen, wenn Sie mich fragen.«
    »Ganz genau. Und doch hat er sich die Fingernägel abgekaut. Das lässt mich vermuten, dass er in jüngster Zeit unter außerordentlicher Anspannung gestanden hat, die ihn dazu brachte, zu einer Angewohnheit aus seiner Kindheit zurückzukehren. Nichts, womit er tagtäglich zu tun hatte und was er so ohne weiteres wegstecken konnte. Etwas völlig Außergewöhnliches, jenseits seiner Erfahrungen.«
    »Nun ja«, sagte Morris. »Da war schließlich der Fund der Leiche auf der Baustelle und die Verzögerung der Arbeiten dort …«
    Die Seemöwe flatterte unter plötzlichem Flügelschlagen von ihrem Pfosten auf, und sowohl Morris als auch ich zogen instinktiv die Köpfe ein, als sie über uns hinwegschoss. Hinterher taten wir beide so, als wäre nichts gewesen.
    »Die Verzögerung der Arbeiten dort war nichts, weswegen sich Adams den Kopf hätte zerbrechen müssen«, sagte ich, »es sei denn, die Arbeiter unter seinem Kommando hätten sie verursacht. Doch dem war nicht so. Die Verzögerung wurde verursacht durch etwas, das außerhalb seiner Verantwortung lag. Fletcher ist der Baustellenleiter, und ihm mag es vielleicht schlaflose Nächte bescheren, doch von Adams’ Standpunkt aus wäre es eine willkommene Entschuldigung für alle anderen Fehler. Er konnte jedes Problem unter den Arbeitern auf die Entdeckung von Madeleine Hexhams Leiche schieben. Nicht, dass er an jenem ersten Morgen, als wir dort waren, sonderlich aus der Fassung gebracht gewirkt hätte. Nein, er hat über etwas anderes gebrütet, oder irgendetwas anderes hat sich seither ereignet, das ihn bedrückte und dazu veranlasste, wieder mit dem Nagelkauen anzufangen – einer Angewohnheit, die er längst abgelegt hatte.
    Noch eine Sache. Der Chirurg hat von einer Mischung aus Weingeist und Bier gesprochen, die sich im Magen des Toten befunden hat. Wir wissen aus dem Mund von Mrs Riley, der Wirtin, dass Adams des Abends in Pubs verkehrt hat. Doch Mrs Riley hat auch gesagt, dass Adams nie sturzbetrunken nach Hause gekommen ist. Das lässt mich vermuten, dass er normalerweise keinen hochprozentigen Alkohol getrunken hat. Doch wenn wir glauben, was man uns eben in Wapping erzählt hat, dann hat er am Freitagabend so viel Bier und Schnaps in sich hineingeschüttet, dass er stockbetrunken war und den Heimweg nicht mehr gefunden hat und in die Themse gefallen ist. Klingt das nach den normalen Gewohnheiten von Jem Adams?«
    »Nein, Sir.« Morris schüttelte den Kopf. »Denken Sie, dass er mit jemand anderem zusammen getrunken hat, Sir? Mit jemandem, der die Rechnung bezahlt hat? Es war Freitagabend und das Ende der Arbeitswoche. Ich wage zu behaupten, dass Adams nicht mehr viel Geld übrig hatte und auf den Zahltag wartete, den Samstag. Er hat nicht Nein gesagt, wenn jemand anders sich erboten hat, ihn einzuladen. Also versorgt dieser Jemand ihn mit Schnaps, den Adams normalerweise nicht zu sich nimmt, und macht ihn auf diese Weise betrunken.«
    »Er bietet ihm an, ihn nach Hause zu begleiten, und an einer stillen Stelle, im Schutz des Nebels, stößt er ihn ins Wasser«, führte ich den Gedanken zu Ende.
    »Er packt eine Latte oder irgendwas, das ihm gelegen kommt, und stößt ihn ins Wasser zurück, als er versucht, an Land zu gelangen«, schlug Morris vor. Seine Begeisterung wuchs, während wir das Bild des Tathergangs malten. »Kniet nieder und packt ihn bei den Haaren, um seinen Kopf unter Wasser zu drücken. Der Mann ist sturzbetrunken. Es kann nicht sonderlich schwer gewesen sein.« Morris vollführte die Pantomime eines Mannes, der einen anderen ertränkt.
    »Aber warum, Morris? Warum?«
    »Adams hat uns belogen, Sir. Oder sagen wir, er hat die Informationen nicht herausgerückt, die er besaß. Und Informationen hatte er. Was auch immer es war, er dachte darüber nach und kaute sich darüber die

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