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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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hat.«
    Die Luft ringsum wurde in der Tat bereits dicker, und wir marschierten, so schnell wir konnten, in der Hoffnung, mit unserer Aufgabe fertig und wieder zurück in unserem Büro zu sein, bevor es noch schlimmer wurde. Es war unmöglich vorauszusagen, wie viel Zeit uns blieb, bevor sich der Nebel wie ein dichter gelber Schleier über die Stadt legen würde. Der Londoner Nebel ist unberechenbar. Er lauert in irgendeiner Ecke, zeigt sich als Dunstschwaden über dem Fluss oder in der Ecke eines Parks, und dann, bevor man sich’s versieht, ist er aus seinem Versteck gekommen wie ein Oktopus auf der Jagd und hält die Stadt in seinen zahlreichen Armen fest.
    Wir wurden von einem Sergeant der Flusspolizei begrüßt, einem raubeinigen, braungebrannten, wettergegerbten Seebären, der aussah, als wäre er aus Schiffsdielen gezimmert. Die Atmosphäre war eine unangenehme Mischung aus übelriechenden Dämpfen, die vom Fluss aufstiegen und sich mit dem verrauchten Himmel über der Stadt vereinten, mit sämtlichen Zutaten einer echten Londoner Waschküche. Der Kälteeinbruch hatte dazu geführt, dass mehr Haushalte am vorangegangenen Abend ihre Kamine entfacht hatten. Die Luft trug den Geruch von Bilgewasser und Teer und einen Hauch von Salz in sich und verriet uns, dass das offene Meer nicht sehr weit entfernt war und fragte, warum wir Landratten uns am Ufer herumtrieben, wo wir doch zu fernen Ländern unterwegs sein konnten. Möwen kreisten über unseren Köpfen, einige sichtbar, andere bereits in Nebelschwaden verschwunden. Ihre Schreie mischten sich mit der Botschaft des Windes. Ich fragte mich, was sie so weit die Flussmündung hinaufgetrieben hatte. Raues Wetter draußen auf dem Meer vielleicht?
    »Kein schöner Morgen, Gentlemen!«, begrüßte uns unser Führer und rieb sich die Hände. Er schien nicht allzu missmutig deswegen zu sein und war es wohl gewohnt, bei jedem Wetter draußen und auf dem Fluss unterwegs zu sein. Sein Humor wurde mitnichten durch die Tatsache beeinträchtigt, dass er uns zum Leichenschauhaus der Flusspolizei führte, wo die Unglücklichen hingebracht wurden, die aus ihrem nassen Grab geborgen worden waren. Der Tote war bereits obduziert worden.
    Ich wünschte, der gute alte und verlässliche Carmichael hätte die Arbeit getan, doch es war ein Chirurg, den ich noch nicht kannte. Wenigstens blieb uns auf diese Weise die Gesellschaft von Carmichaels unangenehmem Assistenten erspart. Der Chirurg war ein kleiner, stämmiger und jähzorniger Bursche, der den Eindruck erweckte, in ständigem Hader mit der Welt ringsum zu leben, und er interpunktierte seine Worte mit streitlustigen »Hey! Hey!«-Rufen, als hätte ihm jemand die Stirn geboten.
    »Ertrunken!«, verkündete er knapp als Antwort auf meine Frage nach der Todesursache.
    »Kein Zweifel?«, fragte ich unklugerweise.
    »Zweifel? Zweifel? «, bellte er. »Die Lunge ist voll mit Flusswasser! Wie kann es da einen Zweifel geben?«
    »Ich meinte«, verbesserte ich mich hastig, »ob es vielleicht auch noch andere Verletzungen gibt?«
    »Keine, die mit einem Sturz ins Wasser und Zusammenstößen mit festgemachten Booten oder Treibgut inkonsistent wären.«
    »Ah. Also keine Verletzungen, die vor dem Tod verursacht wurden? Es hat beispielsweise keinen Kampf gegeben?«
    »Hey! Hey!«, rief der Chirurg, und seine Augen quollen vor Zorn aus dem Schädel. »Nein, Sir, keine.«
    Ich war entschlossen, mich nicht einschüchtern zu lassen. »Keine Schwellungen im Gesicht? Keine abgeschürften Knöchel?«, beharrte ich.
    »Sind Sie taub, Sir?«, brüllte der Chirurg. »Ich sagte keine, und es gibt keine! Der Bursche war stockbetrunken, eine Mischung aus Weingeist und Bier. Er torkelte nach Hause und fiel in den Fluss. Das passiert andauernd. Ist es nicht so, Sergeant?«
    Diese Frage galt dem Seebären von der Flusspolizei neben mir, der eifrig nickte. »Aye, aye, die ganze Zeit. Kein Hinweis, dass er gesprungen wäre, Sir. Kein Abschiedsbrief in seiner Kleidung. Sieht auch überhaupt nicht nach dieser Sorte aus. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Springer arme Frauen, die ihr Leben nicht mehr ertragen, oder Mädchen, die verführt und im Stich gelassen wurden, sowie ruinierte Geschäftsleute und unglückliche Spieler.«
    »Ganz recht!«, schnappte der Chirurg. »Ein Arbeiter, zweifellos auf seine Weise ein ehrlicher Bursche, aber dem Alkohol verfallen, wie es bei allen Arbeitern der Fall ist. Was seine Knöchel angeht, sehen Sie selbst.« Er hielt eine

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