Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Hand des Toten in die Höhe, damit ich sie in Augenschein nehmen konnte. »Eine Haut wie Leder, aber unverletzt über den Knöcheln. Kein Faustkampf. Die Nägel sind abgekaut«, fügte er beiläufig hinzu und ließ die Hand des Toten wieder fallen.
»Die Nägel sind abgekaut?«, fragte ich verblüfft.
»Hey! Hey! Muss ich alles zweimal sagen?«, heulte der Chirurg. »Manche Leute kauen ihre Fingernägel ab! Nerven. Schlechte Angewohnheit. Sollte eigentlich bereits im Kindesalter wieder aufhören.«
Ich öffnete den Mund zu einem Kommentar, doch dann verkniff ich mir meine Bemerkung angesichts meiner Gesellschaft. Ich wandte mich an den Mann von der Flusspolizei. »Wer hat den Toten identifiziert?«
»Ein Gentleman namens Fletcher, Sir, einer seiner Vorgesetzten, wenn ich recht informiert bin. Er war sehr betroffen. Wir mussten ihn ins Nebenzimmer führen und ihm einen Schluck Brandy geben, damit sich seine Nerven wieder beruhigten.«
»Der Kerl war ein Narr!«, bellte der Chirurg. »›Kommen Sie schon‹, hab ich zu ihm gesagt, ›das ist doch nur einer Ihrer Arbeiter und kein naher Verwandter! Haben Sie noch nie einen Toten gesehen, hey! Hey!‹«
»Er sagte, er hätte sehr wohl schon Tote gesehen«, warf der Flusspolizist ein, »aber keinen, der im Fluss gelegen hätte.«
»Und dieser Tote war im Fluss«, fuhr der Chirurg fort. »Ich wies diesen Fletcher darauf hin, dass er noch nicht sehr lange im Wasser gelegen hatte. ›Er ist in einem guten Zustand, kaum aufgedunsen und alles. Die Krabben hatten noch keine Gelegenheit, viel an ihm zu nagen, nur ein Teil des linken Augapfels fehlt.‹ Da wurde dieser Fletcher ganz grün im Gesicht!«
»Wir mussten ihm einen weiteren Schluck Brandy geben«, sagte der Flusspolizist.
»Und wie lange war er Ihrer Meinung nach im Wasser?«, fragte ich den Chirurgen. »Er wurde seit Samstagmorgen vermisst, als er nicht zur Arbeit erschien, und laut der Aussage seiner Wirtin ging er am Abend zuvor, also am Freitag, aus und kam nicht wieder zurück.«
»Die Leiche wurde bei Niedrigwasser gefunden, früh am heutigen Morgen«, sagte der Flusspolizist. »Die Ratten waren noch nicht an ihm; deswegen schätze ich, dass er noch keine Stunde an Land gelegen hat. Es war Glück, dass er überhaupt angeschwemmt wurde, sonst hätten wir warten müssen, bis die Gase ihn an die Oberfläche treiben lassen. Das kann eine Weile dauern, insbesondere, wenn eine Leiche sich in irgendeinem Hindernis unter der Wasseroberfläche verfängt.«
»Meiner Meinung nach ist er am Freitagabend ins Wasser gefallen«, sagte der Chirurg. »Auf dem Nachhauseweg, wie ich bereits sagte.«
»Wie war das Wetter am Fluss in der Nacht von Freitag auf Samstag?«, wandte ich mich an den Sergeant von der Flusspolizei. »Wenn ich mich recht entsinne, hat es irgendwann frühmorgens geregnet.«
»Das ist richtig, Sir. Aber vorher hatten wir dichten Nebel, der wie eine Decke über dem Fluss lag, bis der Regen kam und ihn wegspülte. Man musste schon vorsichtig sein, wenn man entlang der Kais unterwegs war. Ein falscher Schritt, und man tritt ins Nichts und landet im kalten Nass der guten alten Themse. Sie lässt einen nicht mehr so ohne weiteres gehen.«
»Sehen Sie?«, sagte der Chirurg. »Sind Sie jetzt zufrieden, hey? Hey!«
»Nun«, sagte ich zu Morris, als wir uns auf den Rückweg zum Scotland Yard machten. »Ich bin nicht zufrieden. Was halten Sie von dieser Sache, hey, hey?«, fügte ich säuerlich hinzu.
Morris kicherte. »Es war, was wir erwartet hatten, Sir. Zum Glück wurde die Leiche so schnell an Land gespült. Manchmal dauert es eine ganze Weile, wie der Sergeant von der Flusspolizei gesagt hat. Dann wird eine Identifizierung problematisch.«
»Kauen Sie auf den Fingernägeln, Morris?«
»Nein, Sir. Ich habe es getan, als ich ein kleiner Junge war. Aber die Schule, die ich besucht habe, wurde von einer ältlichen, verwitweten Lady geführt, die sehr streng war. Sie wurde fuchsteufelswild, wenn sie eines von uns Kindern beim Nägelkauen erwischte. Wir mussten die Hand ausstrecken, gleichgültig ob Junge oder Mädchen, und Zack! gab es eins mit dem Lineal auf die Finger! Das tat verdammt weh!«
Eine große, unfreundlich dreinblickende Seemöwe landete auf einem Pfosten in der Nähe und beäugte uns böswillig. Morris schien sich an ihr zu stören.
»Glauben die Seeleute nicht, dass diese Biester die Seelen der toten Seefahrer mit sich tragen?«, fragte er. »Oder war das ein anderer Vogel?«
»Ich
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