Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Rest der Woche schnaufen und husten willst wie ein altes Nilpferd.«
Dieses wenig anziehende Bild sollte ausreichen, um jeden davon zu überzeugen, dass er besser zu Hause blieb, doch es machte mich nur noch unruhiger, und ich wollte unbedingt nach draußen. Nachdem Frank zur Arbeit im Foreign Office gegangen war, wurde ich zunehmend nervöser. Ich wünschte, ich hätte eine Beschäftigung, die mir eine größere tägliche Herausforderung bot, als mit Tante Parry Karten zu spielen und mir ihr Geplauder anzuhören. Selbst das wurde mir heute verweigert. Ich war im Haus in Einzelhaft gefangen, und die langen Stunden, die sich vor mir dehnten, erfüllten mich mit Frust und Verzweiflung.
Ich kehrte nach oben zurück und blieb vor Tante Parrys Zimmer stehen, um leise anzuklopfen. Nugent öffnete.
»Es tut mir leid zu hören, dass es Mrs Parry nicht gut geht. Ich bin gekommen, um zu fragen, ob es etwas gibt, das ich für sie tun kann?«
Nugent blickte über die Schulter nach hinten. Das Zimmer lag in Dunkelheit hinter zugezogenen Vorhängen. Ein muffiger frühmorgendlicher Geruch sickerte nach draußen in den Gang, wo ich stand. Ich hörte ein leises Stöhnen.
»Es ist alles in Ordnung, Miss«, sagte Nugent. »Ich kümmere mich um sie. Sie möchte niemanden sehen außer mir, wenn sie in diesem Zustand ist. Warum machen Sie nicht mit Ihrem Kleid weiter? Das ist genau der richtige Tag, um im Haus zu bleiben und vor dem Kaminfeuer zu sitzen, glauben Sie mir.«
Ich tat mein Bestes, ihren Rat zu befolgen. Ich nahm den Hausmantel aus Tussahseide mit in den Salon im Erdgeschoss hinunter und machte es mir dort gemütlich. Doch das Licht war zu schlecht für eine derart feine Arbeit, selbst am Fenster, und ich merkte bald, dass ich eine Lampe benötigen würde, wenn ich weitermachen wollte. Mein Sparsamkeitssinn rebellierte gegen diesen Gedanken. Schließlich packte ich mein Nähzeug zusammen, trug es nach oben und legte es weg.
Mein nächster Versuch war zu lesen, und bald stand ich vor dem gleichen Problem wie beim Nähen. Das Licht war einfach zu schlecht. Außerdem war ich nicht in der richtigen Stimmung. Simms kam herein und erkundigte sich, was ich zu Mittag essen wollte, und ich antwortete, dass eine einfache Suppe völlig ausreichen würde.
Er erhob keine Einwände, und kurz darauf stand ein Tablett mit der Suppe im Salon. Das Feuer im Esszimmer, sagte Simms, sei noch nicht angezündet worden, weil es unwahrscheinlich wäre, dass Mylady an diesem Tag überhaupt nach unten kommen würde.
Nachdem ich meine Suppe aufgegessen hatte, kehrte ich auf mein Zimmer zurück und setzte mich vor die Rokoko-Kommode, während ich überlegte, was um alles in der Welt ich mit meiner freien Zeit anfangen sollte. Ich könnte Briefe schreiben. Mrs Neale würde sich bestimmt über eine Nachricht von mir freuen. Andererseits, wie sollte ich ihr all das erklären, was sich hier in so kurzer Zeit ereignet hatte? Sie war sehr besorgt gewesen über meine Abreise nach London mit all den dort lauernden Gefahren und dem unberechenbaren Verhalten seiner Bewohner. Mein Brief würde nur ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen: »Ich habe herausgefunden, dass meine Vorgängerin entführt und ermordet wurde.« »Ich habe ein wunderbares Heiratsangebot erhalten und es abgelehnt« war gleichfalls unmöglich. Ich wusste nicht, welche von beiden Zeilen Mrs Neale mehr schockieren würde. Also kein Briefeschreiben.
Doch wenn ich gegenüber Mrs Neale nicht rechtfertigen konnte, warum ich Franks Antrag abgelehnt hatte, konnte ich es dann vor mir selbst? Sicher, es gab all die exzellenten, wahren Gründe, die ich Frank am gestrigen Tag aufgezählt hatte. Mrs Parry würde einen hysterischen Anfall erleiden und ihren Neffen ohne einen Shilling auf die Straße setzen. Frank würde keine glänzende Karriere machen, dafür aber eine mittellose Ehefrau aus der Provinz haben. Es würde kleinliche Streitereien geben, und alles würde in Bitterkeit enden. Frank sah es jetzt vielleicht noch nicht, doch ich konnte es sehen.
Waren das all meine Gründe? Ich versuchte mir einzureden, dass es so war – und doch steckte noch mehr dahinter, etwas, das schwieriger in Worte zu fassen war und das unausgesprochen und uneingestanden in meinem Hinterkopf lauerte. Es war nichts falsch an Frank, außer, dass er der falsche Mann war. Ich konnte mir nicht vorstellen, mein ganzes Leben mit ihm zu verbringen. So einfach war das. Ich stieß einen unzufriedenen Seufzer
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