Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
nichts Stehlenswertes dort, es sei denn, irgendjemand wollte ein paar alte Türen oder Fensterrahmen entwenden, und ich nehme nicht an, dass die Eisenbahngesellschaft sich deswegen den Kopf zerbrechen würde. Würden nicht Sie oder ich, kämen wir nach Einbruch der Dunkelheit selbst dort vorbei und sähen jemanden mit einer Schubkarre, der sich sichtlich unauffällig verhält, würden wir nicht genau das glauben? Dass er sich mit ein paar Türschlössern oder einem Stück von einem Kamin aus dem Staub macht, um sie anderswo zu verkaufen?«
    »Zugegeben, Sir. Aber wer ist die Tote dann? Eine anständige junge Frau, nun ja, sie würde sicherlich vermisst werden.«
    »Ganz genau, und irgendjemand vermisst sie auch, ganz bestimmt. Wir müssen sämtliche Meldungen über vermisste Frauen überprüfen, die in den letzten sechs Monaten bei der Polizei eingegangen sind. Wir fangen mit Central London an und arbeiten uns von dort nach außen vor, wenn es sein muss.«
    »So lange ist sie bestimmt noch nicht tot!«, erinnerte uns Carmichael von seinem Obduktionstisch aus.
    »Das ist absolut richtig, Doktor! Doch sie wurde vielleicht nicht sogleich ermordet. Die Kleidung gibt mir zu denken. Warum hat sie die Unterwäsche so lange getragen, dass sie fleckig wurde vom Schweiß? Und sehen Sie, die Füße der Strümpfe sind ebenfalls steif von Schweiß und Schmutz. Warum hat sie das Loch im Zeh nicht gestopft? Ich bin sicher, dass es sich um eine normalerweise ordentliche und saubere Person handelt, die regelmäßig ihre Socken gestopft hat, und sie würde auch verschmutzte Unterwäsche gewechselt haben. Ich frage mich, ob sie vielleicht vor ihrem Tod eine Zeitlang irgendwo gefangen gehalten wurde.«
    »Die arme kleine Frau!«, sagte Morris und sah sichtlich schockiert aus.
    »Immer schön der Reihe nach«, sagte ich forsch an seine Adresse gewandt. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für Sentimentalitäten. »Vielleicht hat ihr Kleid Taschen. Suchen Sie auf dieser Seite, ich probiere es auf der anderen.«
    Ich tastete mich an der Naht entlang, und tatsächlich, da war eine Tasche. Zuerst glaubte ich, sie wäre leer, doch als ich die Finger hineinschob, ertastete ich etwas. Ich zog ein kleines weißes Taschentuch hervor, unbenutzt, sauber gefaltet und gebügelt. »Was sagt man dazu, Sergeant? Sehen Sie sich das an. Ich schätze, wir haben Glück.«
    Ich breitete das kleine Batist-Quadrat aus. Es trug die in blauer Seide eingestickten Initialen M. M.
    »Nun, Miss M. M.«, sagte ich. »Sie haben aus dem Jenseits zu uns gesprochen.«
    Carmichael hustete missbilligend. Er war Presbyterianer und nahm Anstoß an leichtfertigen Bemerkungen religiöser Natur.
    Morris hatte das Taschentuch stirnrunzelnd betrachtet. »Ich habe eine Frage, Inspector, Sir«, sagte er unvermittelt. »Warum hat er sie nicht zum Fluss hinunter gelockt und dann ertränkt? Es wäre sehr wahrscheinlich als Selbstmord durchgegangen. In diesem Haus musste sie doch irgendwann gefunden werden!«
    »Das ist eine gute Frage, Sergeant, und ich vermute, die Antwort lautet, dass das Baugelände von Agar Town dem Täter gelegen kam. Er hat vielleicht nicht damit gerechnet, dass jemand das Haus betreten würde, bevor es abgerissen wird. Die Häuser waren längst geräumt und leer. Vielleicht hat er geglaubt, dass man eine Abrissbirne benutzen und alles kurz und klein schlagen würde, bevor der Schutt beiseitegeräumt wurde, ähnlich wie Samson, der den Tempel seiner Folterknechte zum Einsturz brachte.«
    Diesen Satz sagte ich nur, um Carmichael zu necken. Unwürdig von mir, ich weiß, aber so war es.
    »Er rechnete damit, dass der Leichnam zerschmettert werden würde, und dass man sie erst finden würde, wenn der Schutt abgeräumt und weggefahren wird. Nun ja, man würde sie finden, doch in einem solchen Zustand, dass es nicht mehr möglich gewesen wäre festzustellen, woran sie gestorben ist.«
    Ich trat zurück, und Morris, die Fleisch gewordene Erleichterung, schob sich zur Tür.
    »Wir lassen Sie jetzt mit Ihrer Arbeit allein, Doktor«, sagte ich zu Carmichael.
    Hinter mir war eine Bewegung, und ein junger Mann mit wächserner Gesichtsfarbe und glattem dunklem Haar in etwas, das ganz nach einer Schlachterschürze aussah, gesellte sich zu uns. Ich war Carmichaels Assistenten schon früher begegnet. Damals hatte ich ihn nicht gemocht, und ich mochte ihn noch immer nicht. Dieser Bursche hatte ein merkwürdiges Leuchten in den Augen, als diese auf dem Körper der Toten ruhten, das

Weitere Kostenlose Bücher