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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Vater knapp. Ich dachte, dass er die Bemerkung lieber nicht gehört hätte, selbst wenn er mit dem Besucher einer Meinung war. Ich bemerkte einen Anflug von Schmerz, der über sein Gesicht huschte, und ich begriff, dass er an meine tote Mutter dachte. Ich ging zu ihm und ergriff seine Hand, und er küsste mich auf die Stirn.
    Ich musste an die Worte des Besuchers von damals denken, während ich hier stand, weil ich meiner Meinung nach und dem Bild von meiner Mutter oben in meiner Kammer nach zu urteilen, ihr nicht gerade besonders ähnlich sah. Andererseits hatte ich sie nie kennen gelernt, und unser Besucher hatte sie allem Anschein nach gekannt.
    Er musste mein Pate gewesen sein, Josiah Parry, der hier in Öl an der Wand hing. Ich nehme an, dass man mir damals seinen Namen gesagt hat, doch ich hatte ihn nicht behalten. Woran ich mich bis heute erinnerte, war, dass er mir bei seiner Abreise einen Shilling geschenkt und mir zugeflüstert hatte: »Versteck ihn gut, Lizzie, und spar dein Geld für die Haube mit den Kirschen.«
    Der Shilling war ein kleines Vermögen für mich. Leider wurde er ausgegeben und nicht gespart, und ich habe nie eine Haube mit Kirschen besessen. Ich stand vor dem Porträt des Besuchers von damals und runzelte die Stirn. Mrs Parry hatte erzählt, dass ihr Mann uns nie in Derbyshire besucht hätte. Doch Josiah Parry war zumindest einmal dort gewesen. Hatte sie das etwa vergessen – oder wusste sie überhaupt nichts davon?
    Auf dem Kaminsims stand eine kleine Uhr aus Elfenbein und Goldbronze, und daneben lag eine Schachtel mit Sicherheitsstreichhölzern. Zu Hause hatte Mary Newling immer die altmodischen Lucifers gekauft, und ich hatte diese Tradition fortgesetzt, als ich groß genug geworden war, um diesen Einkauf zu erledigen. Sie waren ein wenig preiswerter als die anderen.
    Ohne Vorwarnung hörte ich, wie die Tür hinter mir klickte und jemand erschrocken ächzte. Ich drehte mich um und erblickte eine überraschte Dienerin mit einem Kehrblech und einem Handfeger.
    »Verzeihung, Miss!«, sagte sie. »Ich habe nicht damit gerechnet, bereits jemandem zu begegnen.«
    »Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte ich verlegen. »Ich bin nur nach unten gekommen, weil ich dachte, ich finde vielleicht jemanden, der mir heißes Wasser aufs Zimmer schicken kann.«
    »Jawohl, Miss, ich werde dafür sorgen, dass es sogleich aufgesetzt wird.« Sie starrte mich noch immer völlig perplex an.
    »Ich bin Miss Martin, die neue Gesellschafterin von Mrs Parry«, sagte ich zu ihr.
    »Ja, Miss, das habe ich mir bereits gedacht.«
    Einem Impuls folgend fragte ich: »Waren Sie schon hier angestellt, als Miss Hexham die Gesellschafterin von Mrs Parry war?«
    »Ja, Miss.«
    »Sie alle müssen sehr überrascht gewesen sein, als Miss Hexham so unerwartet das Haus verließ.«
    »Ja, Miss. Aber Mrs Parry hat uns die Sachen gegeben, die Miss Hexham zurückgelassen hat.«
    Mit ›uns‹ meinte sie wohl sämtliche Diener. Mir ging ein Bild durch den Kopf, wie sie sich über die Sachen meiner Vorgängerin hermachten. Es war kein freundlicher Anblick.
    »Soll ich dann jetzt weitermachen?«, fragte die Dienerin und hielt ihr Kehrblech und den Handfeger hoch.
    Ich hätte der jungen Frau keine Fragen stellen dürfen. Ohne Zweifel würde sie mein Interesse unten bei den anderen Dienstboten verkünden. Außerdem hielt ich sie von der Arbeit ab. Also fragte ich einfach, wie ihr Name lautete. Sie antwortete, sie hieße Wilkins. Ich dankte ihr und ließ sie mit ihrer Arbeit allein, während ich in mein Zimmer zurückkehrte. Bewohner, die früh am Morgen durch das Haus geisterten und dem Personal auf die Füße traten, waren offensichtlich ein richtiges Ärgernis. Ich musste lernen, länger zu schlafen.
    Wilkins hatte ihr Versprechen nicht vergessen, wie mir rasch klar wurde. Ich war noch keine zehn Minuten wieder in meinem Zimmer, als ein Klopfen das Eintreffen des Mädchens mit der Haube ankündigte, das ich bereits früher gesehen hatte. Es mühte sich mit einer Kanne heißen Wassers ab. Aus der Nähe betrachtet war sie nicht älter als zwölf Jahre, höchstenfalls dreizehn. Sie war knochig gebaut und besaß das verkniffene Gesicht von Kindern, die schlecht ernährt aufwachsen und wahrscheinlich von Müttern auf die Welt gebracht worden waren, die selbst halb verhungert waren. Das Alter eines solchen Mädchens zu schätzen, fällt stets schwer.
    »Hallo, wie lautet dein Name?«, fragte ich sie.
    »Bessie, Miss«, antwortete sie und

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