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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Effizienz beeindruckt war, doch es gelang mir, ihn wieder zu schließen, bevor ein weiteres unbedachtes Wort über meine Lippen schlüpfte.
    Tante Parry starrte den Inspector und sein Notizbuch verzweifelt an. »Aber ich erinnere mich nicht mehr genau! Sie schrieb nur, dass es ihr leid täte, wenn sie Unannehmlichkeiten verursacht hätte. Ja, das waren ihre Worte! Ich erinnere mich noch, wie ich gedacht habe, was für eine bemerkenswerte Untertreibung das doch gewesen sei! Wir waren sehr aufgeregt und voller Sorge wegen ihr, und nun besaß sie die Kühnheit zu schreiben, sie wäre mit einem Mann weggegangen. ›Mit dem Gentleman, mit dem ich verlobt bin und den ich heiraten werde‹, schrieb sie, und es war das erste Mal, dass wir etwas davon erfuhren! Dr. Tibbett meinte, er glaube nicht, dass eine solche Verlobung existierte. Oh, du liebe Güte, Inspector, schreiben Sie etwa alles auf?«
    Der Stift von Inspector Ross war unermüdlich über das Papier geflogen, doch nun hielt er inne und fragte: »Dr. Tibbett?«
    »Ein Freund, den ich regelmäßig konsultiere«, erklärte Tante Parry. »Dr. Tibbett ist ein Geistlicher. Er sprach sehr hart über Madeleine. Er glaubt, dass ihr Verhalten verdorben sei. Und nun kommen Sie und erzählen uns, dass Madeleine möglicherweise tot ist? Wie ist sie denn gestorben?«
    Inspector Ross steckte sein Notizbuch wieder ein, zur unübersehbaren Erleichterung von Tante Parry. Doch diese Erleichterung sollte nur von kurzer Dauer sein. Ross musterte meine Arbeitgeberin kurz, bevor er antwortete: »Ich fürchte, Ma’am, sie starb auf unnatürliche Art und Weise.«
    Mrs Parry hob die Hände und ließ sie schlaff wieder in den Schoß zurückfallen. Sie schwieg.
    »Können Sie uns sagen, Inspector, wo der Leichnam von Miss Hexham gefunden wurde?«, fragte ich. »War es weit von hier?«
    Er richtete seinen unermüdlich forschenden Blick auf mich. »In Agar Town«, antwortete er schließlich. »In einem Haus, das für den Abriss bestimmt ist. Wie Sie sicherlich wissen, errichtet man einen neuen Bahnhof dort. Sämtliche Häuser werden abgerissen, und das Haus, in dem Miss Hexhams Leichnam gefunden wurde, gehört zu den letzten, die noch gestanden haben.«
    »In Agar Town, oh nein!«, ächzte Tante Parry. »Das ist unmöglich!«
    »Das ist kein Ort, an dem man jemanden wie Miss Hexham erwartet hätte«, sagte Ross. »Da gebe ich Ihnen absolut recht.«
    Meine Arbeitgeberin und ich schwiegen, doch aus unterschiedlichen Gründen. Mrs Parry, so schätzte ich, war entsetzt, weil es noch gar nicht so lange her war, dass sie ihren Besitz in jenem Stadtteil wegen ebenjener geplanten Abrisse verkauft hatte. Ich wiederum war starr vor Entsetzen, weil es Madeleine Hexhams Leichnam gewesen war, der meinen Pfad am gestrigen Tag auf dem Weg in dieses Haus gekreuzt hatte. Was war bloß mit ihr geschehen? Wer konnte so etwas getan haben? Welch bösartige Laune des Schicksals hatte mich in genau jenem Augenblick in dem Growler sitzen lassen? Ich war beileibe nicht abergläubisch, doch ich konnte nicht anders, als ein grauenvolles Omen darin zu erblicken.
    Ross empfand unser verlängertes Schweigen allem Anschein nach als Entlassung. Er erhob sich aus seinem Sessel. »Meine Damen, ich bedaure außerordentlich, Ihnen so viel Unbehagen bereitet zu haben. Ich werde Sie nun verlassen. Sie benötigen Zeit, um sich zu erholen. Ich werde möglicherweise wiederkommen und erneut mit Ihnen sprechen müssen, Mrs Parry. Falls Sie sich bis dahin noch an irgendwelche Einzelheiten erinnern … oder falls irgendein Mitglied Ihres Haushalts eine Idee bezüglich der Identität des Mannes hat, mit dem Madeleine Hexham weggelaufen ist, lassen Sie mich dies bitte unverzüglich wissen.«
    »Selbstverständlich«, flüsterte Tante Parry.
    »Außerdem wird einer meiner Beamten vorbeikommen, um die Dienstboten zu befragen – Ihre Genehmigung vorausgesetzt natürlich.«
    Die letzten Worte waren eine reine Formalität. Es würde auf jeden Fall ein Beamter kommen und das Personal vernehmen, ganz gleich, ob Tante Parry ihre Genehmigung gab oder nicht. Sie wusste es ebenfalls, und ich sah erneut dieses Aufflackern von Ärger in ihrem Gesicht. Sie gab mir einen unmerklichen Wink, den ich dahingehend verstand, dass ich den Inspector nach draußen eskortieren sollte.
    Als wir im Erdgeschoss angelangt waren, blieb Ross vor dem Tisch stehen, doch er setzte seinen Hut nicht auf. Stattdessen deutete er in Richtung der Bibliothek. »Dürfte ich

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