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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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verschwendet sein sollte.«
    Ross verzog ironisch das Gesicht. »Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie er zu uns nach Hause kam und dasaß und zuhörte, während wir ihm laut vorlesen mussten und auf sein Diktat hin schrieben. Er stellte uns eine Menge Fragen, und schließlich schickte er uns nach draußen. Wir fragten uns, was um alles in der Welt das zu bedeuten hatte! Später erfuhren wir dann, dass er angeboten hatte, die Kosten für eine richtige Schule für uns zu übernehmen. Joes Eltern waren zunächst unentschlossen, doch als meine Mutter ihnen sagte, dass sie vorhatte, das Angebot zu akzeptieren, stimmten sie ebenfalls zu. Und so kam es, dass Joe und ich in nagelneuen Stiefeln, die Ihr Vater bezahlt hatte …«, ein Lächeln huschte über sein Gesicht, »… zur Grundschule der Gemeinde gingen und anfingen zu lernen. Wir fanden sehr schnell heraus, wie wenig wir wussten! Wir mussten sehr hart arbeiten, wenn wir nicht bis in alle Ewigkeiten mit den viel jüngeren Knaben in einer Klasse sitzen wollten, und das war ein äußerst starker Ansporn! Ich gestehe, dass diese ersten Wochen in der Schule für uns anstrengender waren als jede noch so schwere Schicht in der Grube. Doch dank dieser Ausbildung gelang es mir, nach dem Verlassen der Schule eine Anstellung als Schreiber zu finden. Ein paar Jahre später, als ich achtzehn war, kam ich nach London, um hier mein Glück zu versuchen.«
    Er lächelte breit und sah plötzlich ganz anders aus, entspannt und froh, für einen Moment seinen offiziellen Pflichten entrinnen zu können, und sei es für noch so kurze Zeit. Zum zweiten Mal blitzte eine Erinnerung in mir auf. Dieses Grinsen hatte ich schon einmal gesehen. »Genau wie Dick Whittington …«, fuhr er schließlich fort, »… genau wie Dick Whittington war auch ich überzeugt davon, dass die Straßen Londons mit Gold gepflastert waren.
    Doch das waren sie nicht. Sie bestanden hauptsächlich aus Schlamm, und das Leben war teuer. Ich ging zur Polizei. Damals suchten sie eifrig neue Leute. Dank Ihrem Vater hatte ich nicht nur die erforderliche Ausbildung, sondern war sogar gebildeter als die meisten anderen Rekruten. Ich hatte abends angestrengt über meinen Büchern gesessen, um meine Bildung noch weiter zu verbessern. Ich wurde rasch zum Sergeant befördert, und im letzten Jahr bin ich Inspector geworden, einer der jüngsten, die es je bei der Polizei gegeben hat.« In seiner Stimme schwang bescheidener Stolz mit, und dazu hatte er auch alles Recht der Welt.
    Die Tat meines Vaters, von der Ben Ross so sehr profitiert hatte, war typisch für ihn. Seine Wohltätigkeit in diesem und in vielen anderen Fällen hatte mich mittellos zurückgelassen, doch ich machte ihm deswegen keine Vorwürfe.
    »Mein Vater wäre stolz und glücklich gewesen, wenn er gewusst hätte, dass Sie so viel aus sich gemacht haben«, sagte ich.
    »Ich war auch fest entschlossen, etwas aus mir zu machen«, erwiderte er ernst. »Seit Dr. Martins Güte mir die Tür geöffnet hat.«
    Ich hatte keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit und seiner Entschlossenheit. Ich fragte mich nur, ob mein Vater unwissentlich das Monster des Ehrgeizes in dem kleinen Grubenarbeitersohn geweckt hatte, den er unter seine Fittiche genommen hatte. Doch ich durfte Inspector Ross nicht kritisieren. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, an welch einem furchtbaren Ort er als Kind sein Arbeiterleben begonnen hatte. Wer würde nicht alles versuchen, diesen Umständen für immer zu entkommen?
    Laut sagte ich: »Ich bin froh, dass wir uns wieder begegnet sind, obwohl die Umstände vielleicht angenehmer hätten sein können.«
    Er zischte ärgerlich. »Es ist ein verdammt hartes Geschäft – bitte, verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, Miss Martin. Ich wünschte, Sie hätten nichts damit zu tun!«
    »Sie werden doch wieder herkommen, um mit Mrs Parry zu sprechen und uns über die Fortschritte Ihrer Ermittlungen zu informieren, habe ich Recht?«, fragte ich. »Sie wird darauf bestehen, dass man sie informiert. Ich sollte jetzt besser gehen und sie beruhigen.«
    »Ja, ja, natürlich, das sollten Sie. Sie war wütend auf Miss Hexham, weil sie ohne ein Wort verschwunden ist, doch zu erfahren, dass sie ermordet wurde und wie sie starb, nun, das ist etwas anderes.«
    »Es ist nicht nur das«, sagte ich, ohne zu überlegen. »Mrs Parry besaß Häuser in Agar Town und hat sie an die Eisenbahngesellschaft verkauft. Mein verstorbener Patenonkel hat viel Geld in Grundstücke und

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