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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Porträt an der Wand, »… Josiah Parry war mein Patenonkel. Seine Witwe, Tante Parry, hat mir die Stelle als Gesellschafterin angeboten, nachdem ich sie nach dem Tod meines Vaters angeschrieben und um Hilfe gebeten habe.«
    »Dann ist Dr. Martin also tot«, sagte er. »Das tut mir leid zu hören. Er war ein guter Mann, und ich verdanke ihm alles.«
    »Sie kannten meinen Vater?«, rief ich überrascht.
    »Und ich kenne Sie«, sagte er. »Sie sind Lizzie Martin. Sie waren bei Ihrem Vater, als er zu einem Grubenunglück gerufen wurde. Ein Kind ist damals gestorben …«
    Ich wusste, dass ich ihn offenen Mundes anstarrte. »Ja, ich erinnere mich daran. Ich hatte mich an jenem Morgen in Vaters Einspänner versteckt. Ich war erst acht Jahre alt. Aber wie können Sie das wissen?«
    »Ich war dort, aber Sie erinnern sich wohl nicht daran. Ich habe Ihnen meinen Talisman geschenkt, ein Stück Schiefer mit einem versteinerten Farnblatt darauf. Ich schätze, Sie haben es längst weggeworfen.«
    Plötzlich stieg ein Bild in mir auf, wie ein Blitz an einem nächtlichen Himmel, das Bild eines dunkelhaarigen Jungen mit kohlenstaubverschmiertem Gesicht und schmutziger Kleidung. »Ich erinnere mich an Sie«, sagte ich langsam. »Und was den Talisman angeht, den habe ich noch immer. Aber wie …?«
    Ich brach verlegen ab, denn das, was ich im Begriff stand zu sagen, hätte furchtbar unhöflich geklungen. Doch er war mir bereits voraus.
    »Wie ich von dort nach hier gekommen bin? Nun, zu jenem Zeitpunkt, als dieses Kind gestorben ist, hatte die Regierung bereits ein Gesetz verabschiedet, das jede Beschäftigung von Kindern unter zehn Jahren in den Kohlengruben verbot. Der kleine Junge, der gestorben war – sein Name war Davy Price, und ich erinnere mich noch sehr gut an ihn –, er war noch keine zehn Jahre alt gewesen. Ihr Vater hat einen großen Aufstand deswegen gemacht und die Behörden eingeschaltet. Als Resultat entließ die Gesellschaft alle, die noch keine zehn Jahre alt waren, auch mich. Joe Lee und ich waren damals erst neun. Keinem von uns tat es leid, dass wir nicht wieder in die Grube mussten, doch es war ein großer finanzieller Verlust für unsere Familien, die auf unsere Löhne verzichten mussten. Ihr Vater wusste das.«
    Der Blick des Inspectors glitt zu den Reihen von Büchern auf einem Regal an der gegenüberliegenden Wand. »Die meisten Grubenarbeiter können nicht lesen und schreiben. Das wissen Sie wahrscheinlich.«
    »Ja, ich nehme an, dass es so ist«, sagte ich ein wenig verlegen. »Aber es ist nicht ihre Schuld, dass es keine Schulen für sie gibt.«
    Sein Blick richtete sich erneut und mit einer beunruhigenden Direktheit auf mich. »Warum brauchen die Kinder von Grubenarbeitern auch eine Schule? Das würden die meisten Leute sagen. Es würde lediglich dazu führen, ihnen Flausen in den Kopf zu setzen, die ihnen nicht zustehen.«
    »Was für ein dummes Argument!«, entgegnete ich. »Mein Vater hätte es nicht eine Sekunde lang geduldet! Ich weiß, dass er sich sehr bemüht hat, mehrere wohlhabende Bürger der Gemeinde dazu zu überreden, eine Schule für die Bedürftigen zu gründen, wie sie es auch in anderen Gemeinden gibt. Es tat ihm unendlich leid, dass es ihm nicht gelang.«
    Ich war überrascht, weil ich glaubte zu hören, wie Ross kicherte, auch wenn kein entsprechendes Lächeln in seinem Gesicht zu sehen war. »Es überrascht mich nicht, dass er kein Glück hatte. Mein Vater konnte ebenfalls nicht lesen und schreiben, trotz aller Versuche meiner Mutter, es ihm beizubringen. Oh ja, meine Mutter war ganz und gar keine Analphabetin!«
    Ich errötete, weil mir bewusst wurde, dass ich mein Erstaunen über diese Information gezeigt hatte.
    »Als sie ein junges Mädchen war«, fuhr Ross fort, »errichtete der Vikar ihrer Gemeinde eine Sonntagsschule für Kinder aus armen Familien. Meine Mutter lernte nicht nur lesen und schreiben, sie lernte auch, die Jüngeren ihrerseits zu unterrichten. Später hat sie es mir beigebracht, und nach dem Tod meines Vaters hat sie ein paar Pence damit verdient, es anderen Kindern in der Grubensiedlung beizubringen, deren Eltern das Geld übrig hatten oder die Ausgabe für sinnvoll hielten. Dr. Martins ursprüngliche Absicht, nachdem er erfahren hatte, dass wir keine Arbeit mehr hatten, war es gewesen, uns neue Stellen zu suchen. Doch als er erfuhr, dass sowohl Joe als auch ich gut lesen und einigermaßen gut schreiben konnten, beschloss er, dass unsere Ausbildung nicht

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