Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Häuser investiert, und ich glaube, meine Tante Parry besitzt Häuser in ganz London.«
Erst als ich geendet hatte, wurde mir die volle Bedeutung meiner Worte bewusst. Es konnte kein Zufall sein, dass Madeleine Hexhams Leichnam in Agar Town gefunden worden war. Auf irgendeine Art und Weise stand ihr Tod mit diesem Haus in Verbindung. Ich wusste, dass mir meine plötzliche Erkenntnis ins Gesicht geschrieben stand.
»Ach, tatsächlich?«, fragte Ross langsam, und ich wusste, dass er das Gleiche dachte wie ich. Abrupt fragte er: »Wissen Sie eigentlich, was für Häuser das waren in Agar Town?«
Ich starrte ihn an und schüttelte den Kopf.
»Sie gehörten mit zu den schlimmsten Slums von ganz London, und das will eine Menge heißen.«
»Josiah war … Mrs Parry ist eine Slumvermieterin?«, ächzte ich. Das komfortable Haus mit all seinem luxuriösen Mobiliar, die ›gute englische Küche‹ und meine vierzig Pfund im Jahr, all das wurde von armen Menschen finanziert, die in erbärmlichen Slums hausen mussten? Das Essen in meinem Magen fühlte sich mit einem Mal schwer an. Alles fühlte sich besudelt und schmutzig an. Ich hatte das Gefühl, als müsse ich mich übergeben.
»Bitte setzen Sie sich«, drängte Ross und führte mich zu einem Lehnsessel. Ich ließ mich erleichtert darauf fallen. »Es tut mir wirklich sehr leid«, sagte er untröstlich. »Ich hätte Sie nicht zu allem anderen auch noch damit konfrontieren dürfen.«
»Nein, nein, es ist gut so. So etwas sollte ich wissen«, flüsterte ich. Es gelang mir, meine Fassung zurückzugewinnen, und ich erhob mich wieder, auch wenn ich ein wenig unsicher auf den Beinen stand. »Sie müssen jetzt gehen, Inspector.«
»Ja, ja«, sagte er und bewegte sich zur Tür.
Simms stand draußen und hielt den Hut des Besuchers bereit. Ich war nicht überrascht. Ich fragte mich, ob er was durch die Paneele gehört hatte, doch sie waren recht massiv, und ich bezweifelte es.
Er begrüßte unser Erscheinen mit: »Ich führe den Inspector nach draußen, Miss Martin!«
Ich dachte, dass Ross vielleicht verärgert auf die Worte des Butlers reagieren würde, die offensichtlich den Zweck verfolgten, uns beide auf unsere Plätze zu verweisen, doch er wirkte lediglich amüsiert.
»Auf Wiedersehen, Miss Martin«, sagte er und verbeugte sich.
»Auf Wiedersehen, Inspector Ross.«
Es gelang mir, einigermaßen die Contenance zu wahren, und ich ging in den hinteren Teil der Halle, wo ich wartete, bis Simms von der Tür zurückgekehrt war, nachdem er den Eindringling sicher nach draußen geleitet hatte. Jetzt war die Reihe an ihm, eine Überraschung zu erleben.
»Ah, Simms«, sagte ich. »Der Inspector hat eine sehr traurige und schockierende Nachricht überbracht. Wie es scheint, wurde die arme Miss Hexham ermordet.«
Ich hatte die Befriedigung zu sehen, wie Simms die Fassung verlor. Er gaffte mich offenen Mundes an. »Ermordet, Miss?«
»Ja, ermordet. Ein Polizeibeamter wird herkommen, um das Personal zu vernehmen. Bereiten Sie alle darauf vor, bitte. Er wird ganz besonders begierig sein zu erfahren, wohin Miss Hexham gegangen ist, nachdem sie das Haus verlassen hat. Also falls jemand eine Idee hat, sollte er es dem Beamten sagen.«
Simms nickte, schluckte mühsam und stieß ein ersticktes Gurgeln aus, das ich als ein ›Ja‹ interpretierte. Er würde das Personal informieren.
Ich dankte ihm und fügte die Bitte hinzu, dass er den Madeira nach oben in Mrs Parrys Privatsalon bringen möge, da sie sicherlich eine Stärkung vertragen könne. Simms riss sich zusammen.
»Ich werde mich unverzüglich darum kümmern, Miss Martin«, sagte er.
Ich ging wieder nach oben, um meine Pflicht gegenüber meiner Arbeitgeberin zu erfüllen. Meine Gedanken waren in Aufruhr, und das nicht allein wegen der bestürzenden Neuigkeiten über Madeleine Hexham.
KAPITEL SECHS
Nachdem Inspector Ross gegangen war, dauerte es noch eine ganze Weile, bevor Tante Parry, die zwei volle Gläser Madeira getrunken hatte, sich in ihr Schlafzimmer zurückzog, um sich hinzulegen und von Nugent mit einer Cologne-Kompresse massieren zu lassen. Zuvor jedoch erklärte sie sich in großer Länge und mit Nachdruck bezüglich des Themas Madeleine Hexham.
Es tat ihr selbstverständlich leid zu erfahren, dass sie so ein furchtbares Ende genommen hatte, doch was sollte man anderes erwarten? Dr. Tibbett hatte von Anfang an Recht gehabt. Das Mädchen war in schlechte Gesellschaft geraten und hatte bekommen, was es
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