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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Besorgnis nicht, die sich jedes Mal auf mich richteten, wenn ich über die Straße ging. Niemand machte sich die Mühe, sie zu verbergen. Ich glaubte auch nicht, dass Mrs Neale mich für alle Zeiten unter ihrem Dach beherbergen wollte. Sie erging sich bereits in Andeutungen. Ich musste weg, doch wohin sollte ich gehen? Dank Madame Leblancs erratischen Fähigkeiten als Lehrerin ermangelte es mir an jeglichen Kenntnissen, die für junge Damen als notwendig erachtet wurden. Der Beruf der Gouvernante, stets eine Zuflucht für junge Frauen in meiner Lage, war mir verschlossen. Für kurze Zeit trug ich mich mit dem Gedanken, Unterricht in Französisch zu geben, doch es gab niemanden in unserer Stadt, der die Sprache lernen wollte.
    Voller Verzweiflung schluckte ich meinen Stolz herunter und schrieb jene wenigen Bekannten meines Vaters an, die vielleicht in einer Position waren, mir bei der Suche nach einer Beschäftigung zu helfen. Zu meiner Überraschung und Freude erhielt ich eine positive Antwort von der Witwe meines Patenonkels Josiah Parry. Mrs Parry schrieb, dass sie betrübt sei, vom Tod meines Vaters zu hören, und annahm, dass ich mich zurzeit in einer Zwangslage befinde, da mein Vater niemals Sinn für Geld gehabt hätte. Falls ich wünschte, nach London zu kommen und bei ihr zu wohnen, könnte ich dies tun. Sie sei auf der Suche nach einer Gesellschafterin, sagte sie, und in der Lage, mir ein Dach über dem Kopf und Verpflegung anzubieten sowie ein angemessenes Gehalt, über das wir sprechen könnten, sobald wir uns kennen gelernt hätten. Ich könnte sofort anfangen.
    Es stand völlig außer Frage, dass ich annehmen würde, selbst wenn ich die Lady nie zuvor gesehen hatte und mich erst später dunkel an mein Zusammentreffen mit jenem traurigen Gentleman erinnerte, der mir damals einen Shilling geschenkt hatte.
    Es war ein Sprung ins Unbekannte, doch ich hatte keine andere Wahl.
    Und so kam es, dass ich ein, zwei Tage nach meinem neunundzwanzigsten Geburtstag eine Fahrkarte von meinen mageren Ersparnissen kaufte und mich auf die Reise nach London machte. Und hier in London war ich völlig unversehens mit jemandem aus meiner Heimat und meiner Vergangenheit zusammengetroffen.
    Ich nahm den versteinerten Farn aus meiner Lackschachtel und fragte mich, ob der Talisman wohl auf irgendeine magische Weise für dieses unerwartete Wiedersehen verantwortlich war, und was es für meine Zukunft bedeuten mochte – egal ob gut oder schlecht.

KAPITEL SIEBEN
    Ben Ross
    Ich erkannte sie in dem Augenblick, als ich sie erblickte. Sie wusste natürlich nicht mehr, wer ich war, bis ich es ihr sagte. Doch dann erinnerte sie sich an jenen Knaben bei der Grube. In dieser von Menschen wimmelnden Stadt hatte ich furchtbare Dinge gesehen, und mein Herz war oftmals schwer gewesen bei dem Gedanken an das Elend, unter dem so viele litten. Dass ich ausgerechnet jetzt, während mein Verstand um die Gewalt kreiste, die einem Menschen widerfahren war, und um die Schwierigkeiten der vor mir liegenden Aufgabe, Lizzie Martin begegnet war und herausgefunden hatte, dass sie sich an jenen Augenblick vor zwanzig Jahren erinnerte, hatte meine Stimmung auf eine Art und Weise beflügelt wie sonst nichts auf der Welt.
    Doch es gefiel mir nicht, dass sie in jenem Haus war. Dem Haus, aus dem Madeleine Hexham in den Tod spaziert war. Madeleine Hexham war Gesellschafterin von Mrs Parry gewesen, der Besitzerin. Und nun war Lizzie Martin in Miss Hexhams Fußstapfen getreten. Ich erinnerte mich an die kleinen Kinderstiefel mit den leicht abgewetzten Sohlen und dem gewienerten Oberleder von damals, und ich hoffte inbrünstig, niemals ein Paar von Lizzies Stiefeln in den Händen zu halten und darüber zu spekulieren, welches Schicksal ihrer Eigentümerin widerfahren war, wie ich es bereits so oft bei anderen getan hatte.
    Die Tatsache, dass wir Glück gehabt und die tote Frau beinahe sofort identifiziert hatten, war ein großer Ansporn für unsere Arbeit, obwohl, wie Morris bereits früh bemerkt hatte, es irgendjemanden geben musste, der sie vermisste. Erkundigungen auf Polizeiwachen in den inneren Stadtbezirken hatten ergeben, dass eine junge Frau, auf die die allgemeine Beschreibung passte, von einem gewissen Mr Francis Carterton (von dem ich inzwischen wusste, dass seine Freunde und Verwandten ihn Frank nannten) auf der Wache von Marylebone als abgängig gemeldet worden war. Und auf jenen Mr Carterton wartete ich am frühen Mittwochabend in meinem Büro. Ich

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