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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Reihe von Jahren sowohl ober- als auch unterirdisch umgebaut. Unter unseren Füßen graben Arbeiter das neue Kanalsystem von Bazalgette aus; außerdem graben sie einen Tunnel für die Eisenbahn unter der Erde. Rings um uns herum bauen Eisenbahngesellschaften ihre Strecken. Immobilienspekulanten bauen; die Regierung Ihrer Majestät baut. Wenn ein Arbeiter unzufrieden ist mit seiner Arbeit, dann muss er nichts weiter tun als sein Bündel packen und zur nächsten Baustelle gehen, wo er sofort und mit Freuden wieder eingestellt wird! Die Einzigen, von denen es immer genug gibt, sind die Lahmen, die Trunkenbolde und die Faulen. Verstehen Sie jetzt, wie schwierig es ist, fleißige und nüchterne Männer für die Arbeit an dem neuen Bahnhof zu finden? Verstehen Sie jetzt auch, dass solche Männer nicht bei uns bleiben, wenn die gesamte Baustelle von Polizisten nur so wimmelt?«
    Ich sagte nichts dazu, doch ich hob meine Augenbrauen, und er schien zu begreifen, dass seine letzten Worte, um noch das Wenigste zu sagen, alles andere als taktvoll gewesen waren. Er beeilte sich, sie neu zu formulieren. »Wenn ihre Arbeit durch Ihre Ermittlungen behindert wird, meine ich. Hören Sie, Inspector, äh, Ross, ich bitte Sie: Rufen Sie Ihre Männer zurück! Sie verschwenden ihre Zeit, und ich denke doch, bei einer solchen Ermittlung kann verlorene Zeit nicht wiedergutgemacht werden. Im Baugeschäft ist es jedenfalls so.«
    Männer seiner Sorte arbeiteten auch im Kohlengeschäft, doch das sagte ich nicht zu ihm. Sie sahen nur Profit und Verlust. Ihr Ziel war es, aus jedem Individuum das Maximum an Arbeit herauszuholen, und Unfälle oder sogar Todesfälle waren ihnen egal. Ich dachte an die Männer, die die oberen Mauern mit ihren Vorschlaghämmern eingerissen hatten, während sie sich auf die unsicheren Reste der Konstruktion stützten, und fragte mich, wie viele Unfälle es wohl auf der Baustelle seit Beginn der Arbeiten gegeben hatte.
    Andererseits ist die Polizei Diener der Öffentlichkeit, und es ist unsere Politik, ehrenwerte Bürger nicht vor den Kopf zu stoßen – zumal sie eine Menge Scherereien machen können.
    »Es tut mir leid zu hören, dass wir Ihren Plan durcheinanderbringen«, sagte ich. »Doch je schneller meine Beamten ihre Erkundigungen abschließen können, desto früher werden wir Ihnen aus den Füßen sein und desto früher können Sie mit dem Abriss der Häuser und dem Abtransport des Schutts fortfahren.«
    Ich runzelte die Stirn, während ich sprach. Fletcher glaubte wahrscheinlich, es wäre wegen ihm, denn er sah mich ein wenig nervös an. Doch ich dachte an etwas anderes. Inzwischen war wahrscheinlich in der Tat so viel von der Baustelle weggetragen worden, dass alles, was halbwegs von Interesse für uns war, längst zusammen mit dem Rest verschwunden war.
    »Ich möchte, dass Ihre Beamten bis Mittag die Baustelle räumen«, forderte er, während er sein Taschentuch wieder einsteckte.
    »Das lässt uns kaum Zeit«, erwiderte ich.
    »Ihre Leute waren dort, seit die Leiche gefunden wurde!«, explodierte er. »Und einer von ihnen ist in einen Keller gestürzt! Seine Kollegen mussten ihn mit einem Seil herausziehen! Er hätte sich ein Bein brechen können!«
    Ich fragte mich, welcher der Beamten wohl in den Keller gestürzt war, und ärgerte mich, dass man mir keine Meldung darüber gemacht hatte. Ich fragte mich außerdem, ob Fletcher so viel Aufhebens darum gemacht hätte, wäre es einer seiner Arbeiter gewesen.
    »Sie sehen also, eine Baustelle ist ein ziemlich gefährlicher Ort«, fuhr Fletcher fort.
    »Ganz gewiss für die tote Frau, Madeleine Hexham«, sagte ich.
    »Mein lieber Mann, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass einer von den Männern sie umgebracht hat!«, brüllte er.
    Ich sagte ihm, dass ich im Augenblick gar nichts glaubte. Ich hätte noch keinen Verdacht. Er sah aus, als würde er gleich ersticken.
    »Ich werde mich beschweren!«, versprach er und nahm seinen Hut.
    »Wie Sie wünschen, Sir«, entgegnete ich.
    Er raubte mir meine Zeit, und ich war froh, wenn er verschwand. Mir war ziemlich egal, bei wem er sich beschweren würde.
    Nachdem er gegangen war, ging ich ins äußere Büro und suchte Morris.
    »Wer ist in den Keller gestürzt?«, schnappte ich.
    »Biddle, Sir«, antwortete Morris. »Ein Loch im Boden ist ziemlich anziehend für die Jungen, und Biddle ist kaum mehr als ein Knabe. Neugierig wie junge Burschen nun mal sind, ist er zu der Stelle gegangen, um einen Blick hineinzuwerfen.

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